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Handel: Schokolade gegen die Kälte

Die Profiteure der Eiszeit: Verkäufer von Frostschutz, Mützen und Strumpfhosen

Berlin - Eingefrorene Scheiben, Türen und Motoren – vor allem die Baumärkte freuen sich bei Temperaturen um die 20 Grad unter null über die gestiegene Nachfrage bei Heizlüftern, Schmiermitteln und Frostschutzmitteln. Bei Letzterem sind vor allem Marken beliebt, die auch bei bis zu 30 Grad unter null noch voll wirksam sind. „Besonders gut laufen davon Fünf-Liter-Flaschen“, sagte Liane Biermann, Sprecherin der rund 300 Hagebaumärkte in Deutschland. In den ersten Tagen dieses Monats habe man bereits knapp 70 Prozent der Menge verkauft, die im gesamten vergangenen Januar abgesetzt worden sei.

„Der Markt für Frostschutzmittel und Scheibenenteiser spielt derzeit total verrückt. Es herrscht absolute Knappheit, viele Regale sind leer, Preise spielen keine Rolle mehr“, sagte Olaf Menzel, Manager beim Fahrzeugpflege-Hersteller Nigrin. Die milden Winter der vergangenen drei Jahre hätten zu einem Produktionsrückgang geführt. Das räche sich jetzt: Der sprunghafte Anstieg der Nachfrage führe nun dazu, dass die Bestände aufgebraucht seien und neue Frostschutzmittel erst noch produziert werden müssten, sagte Menzel. Auch die Tankstellenkette Shell verzeichnet seit Beginn der Kaltfront einen spürbar höheren Umsatz mit Frostschutzmitteln und Enteisungssprays. „Das umfasst die ganze Palette von Türschlossenteisern, Winterklarsicht und Produkten zur Gummipflege“, sagte Shell-Sprecherin Cornelia Wolber am Mittwoch. Aral hat nach eigenen Angaben in diesem Winter 50 Prozent mehr Frostschutzmittel und Enteiser verkauft als im vergangenen Winter.

Während die Deutschen derartige Temperaturen zumindest schon mal erlebt haben, leiden hierzulande vor allem Touristen, die aus wärmeren Gegenden kommen. Bei C & A am Berliner Alexanderplatz haben in den vergangenen Tagen vor allem Besucher aus den Mittelmeerländern Spanien und Italien nach passender Kleidung gesucht – und die Abteilung für Winterkleidung gestürmt. „Einige haben Schals und Daunenjacken noch an der Kasse angezogen“, sagte ein Mitarbeiter dem Tagesspiegel.

Besonders gut verkaufen sich seit Beginn der Kälteperiode dicke Einlegesohlen, Strumpfhosen und Mützen, heißt es von Händlern. Froh über das eisige Wetter sind vor allem die Outdoor-Spezialisten. Die Berliner Globetrotter-Filiale in Steglitz etwa spricht von sehr guten Geschäften: Besonders hochwertige Jacken würden sich in diesen Tagen schnell verkaufen. „Alles zwischen 150 und 400 Euro geht derzeit gut über den Ladentisch“, sagte ein Verkäufer am Mittwoch. Die Bekleidungsgeschäfte seien eindeutig Profiteur der arktischen Kälte, heißt es vom Hauptverband des Deutschen Einzelhandels.

Doch nicht nur Winterkleidung, sondern auch Süßes findet derzeit reißenden Absatz. „Wenn es kalt ist, wollen die Menschen einfach mehr Schokolade essen“, hat Detlef Steffens, Geschäftsführer bei Galeria Kaufhof, festgestellt.

Nur vorübergehend steigen die Temperaturen am Donnerstag wieder ein wenig. Schon am Freitag wird es unter dem Einfluss des Hochs „Angelika“ wieder kälter. Zwar sei die „heftigste Kälte“ vorerst einmal vorbei, ein Ende der Kältewelle sei aber nicht in Sicht, teilte der Deutsche Wetterdienst mit. Hannes Heine

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