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Autobranche: Heiß auf Winterreifen

Nach dem plötzlichen Wintereinbruch gibt es einen Boom bei Winterreifen. Wenn die Nachfrage weiter steigt, könnte es zu Engpässen kommen.

Berlin - Lange Schlangen vor den Autowerkstätten und keine Termine – der plötzliche Wintereinbruch in Teilen Deutschlands hat es in Erinnerung gerufen: Es ist Zeit, die Reifen zu wechseln. Schon gibt es Berichte, dass es zu Engpässen bei Winterreifen kommen könnte. Schließlich haben allein zwei Millionen Bundesbürger sich dank der Abwrackprämie ein neues Auto gekauft. Die Wagen müssen jetzt fit gemacht werden für die kalte Jahreszeit.

„Wir haben derzeit einen richtigen Boom bei Winterreifen“, berichtet ein Sprecher der Werkstattkette ATU. „Die vergangene Woche war bei uns definitiv die umsatzstärkste im ganzen Jahr.“ Die Werkstätten seien voll. „Wenn sich die Nachfrage weiter erhöht, könnte es am Markt eng werden“, sagte der ATU-Sprecher. Die Hersteller hätten nicht genug produziert, zunächst seien in der Wirtschaftskrise die Kapazitäten zurückgefahren und Kurzarbeit eingeführt worden. Dann seien dank der Abwrackprämie für die Erstausstattung von Neuwagen länger Sommerreifen produziert worden als sonst, so dass nun weniger Winterrreifen verfügbar seien. Auch ein anderer Händler spricht von massiven Lieferproblemen einzelner Hersteller und dass es zu einer Versorgungslücke kommen könnte.

Dieser Theorie jedoch widerspricht Hans-Jürgen Drechsler, Geschäftsführer vom Bundesverband Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk. „Zum Stichtag 30. September, an dem wir unsere Erhebung machen, haben uns die Hersteller 27 Prozent mehr Reifen geliefert als im vergangenen Jahr.“ Drechsler bestätigt zwar, dass es eine Sondersituation gebe, da mit Hilfe der Abwrackprämie vor allem Klein- und Kleinstwagen gekauft wurden, doch darauf habe sich die Reifenbranche eingestellt. „Natürlich sind wie in jedem Jahr nicht alle Fabrikate gleichermaßen verfügbar. Insbesondere die Testsieger aus dem ADAC-Test sind am ehesten ausverkauft“, sagte Drechsler. Das hieße einfach, man müsse eventuell länger nach dem gewünschten Modell suchen. 4500 auf Reifen spezialisierte Servicestationen gebe es in Deutschland. Es sei unseriös, jetzt Panik zu verbreiten, sagte Drechsler. Dass man in einzelnen Werkstätten bis zu 14 Tage auf einen Umrüsttermin warten müsse, habe nichts mit der Verfügbarkeit der Reifen, sondern vielmehr mit den begrenzten Kapazitäten in den Werkstätten zu tun. „Wenn die erste Schneeflocke fällt, gibt es in jedem Jahr einen Run auf die Werkstätten“, sagte Drechsler. „Das entspannt sich in den kommenden Wochen wieder.“ Auch gebe es bei den Winterreifen keine signifikanten Preisänderungen zum Vorjahr.

Auch beim ADAC sind noch keine Berichte von Autofahrern eingetroffen, die keine passenden Winterreifen bekommen hätten. ATU, Konkurrent Pit-Stop, der Internet-Reifenhändler Delticom und einige Großhändler betonen zudem, sie selbst hätten prall gefüllte Lager. „Wir haben gute Kontakte“, sagt auch Christian Sanders, Inhaber von Reifen Sanders in Berlin-Kreuzberg. „Momentan kann ich für jeden Kunden noch alles besorgen.“ Corinna Visser

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