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Die Inflation in Deutschland steigt weiter.

© Foto: Tagesspiegel Innovation Lab

Höchste Teuerung seit 71 Jahren: Inflationsrate steigt weiter – 10,4 Prozent im Oktober

Getrieben von hohen Energie- und Lebensmittelpreisen ist die die Inflation in Deutschland auf den höchsten Stand seit 1951 geklettert. Das zeigen endgültige Zahlen für Oktober.

Die Preissteigerung in Deutschland ist so hoch wie seit 71 Jahren nicht mehr. Die Inflationsrate lag im Oktober bei 10,4 Prozent, teilte das Statistische Bundesamt am Freitagmorgen mit und bestätigte damit eine frühere Schätzung.

Bereits im September hatte die Inflationsrate mit 10,0 Prozent den höchsten Stand seit 1951 erreicht. Im Oktober ist die Teuerung im Vergleich zum Vorjahresmonat noch stärker.

Im Herbst 1951 hatte die Inflationsrate ihren bisherigen historischen Höchststand seit der Gründung der Bundesrepublik 1949. Im November 1951 erreichte die Inflation 11,7 Prozent, allerdings hat sich die Berechnungsmethode seitdem geändert.

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Damals hatte der Korea-Krieg hohe Rohstoff- und Produzentenpreise zur Folge, was zu einer starken Inflation führte. Auch aktuell lösen vor allem steigende Energiekosten den Preisanstieg aus.

Das liegt vor allem am Ukraine-Krieg, der zu einer Krise der Energieversorgung in Deutschland führt. Die Preise für Gas und Öl steigen stark.

Inflation bezeichnet dauerhafte Preissteigerungen. Das Geld verliert an Wert, man kann sich von einem Euro weniger kaufen als zuvor.

Im wiedervereinigten Deutschland hat es noch nie so hohe Inflationsraten gegeben wie 2022. „Hauptursachen für die hohe Inflation sind nach wie vor enorme Preiserhöhungen bei den Energieprodukten“, sagte Georg Thiel, Präsident des Statistischen Bundesamts.

Die Bundesregierung will die größten Härten für Bürger und Wirtschaft mit Entlastungspaketen und einem 200-Milliarden-Euro-Programm inklusive Gaspreisbremse abfedern.

Der russische Angriffskrieg ist der Hauptgrund, aber nicht der einzige Treiber der derzeitigen Preissteigerungen. Auch die Nachwirkungen der Corona-Pandemie verschärfen die Lage aus mehreren Gründen.

Die Coronakrise hatte die Weltkonjunktur stark belastet, Lieferketten wurden unterbrochen und somit Engpässe ausgelöst. Wenn Güter knapp sind, können die Händler*innen mehr Geld dafür verlangen.

In der Grafik ist zu sehen, dass die Energiepreise bereits vor der russischen Invasion zu steigen begannen. Energie war im Oktober 43 Prozent teurer als im Vorjahresmonat.

Ein großer Inflationsschub beginnt oft – in Deutschland sogar meistens – damit, dass Energie teurer wird. Dann folgen Preissteigerungen in anderen Bereichen, etwa bei Lebensmitteln. Denn für deren Herstellung braucht es Energie. Entsprechend waren Lebensmittel im Oktober 20,3 Prozent teurer als noch vor einem Jahr. Verbraucher spüren eine steigende Inflation zuerst daran, dass der Einkauf im Supermarkt teurer wird. Lebensmittel sind gewissermaßen Frühwarnsysteme für Inflation. Denn ihre Preise ziehen vergleichsweise schnell an, sobald Energiepreise steigen.

Für das Geld, für das man 2015 ein Pfund Butter bekommen hat, erhält man aktuell nur noch 111 Gramm. Die folgende Grafik zeigt, wie viel von einem Lebensmittel man für einen bestimmten Geldbetrag kaufen kann.

Preissteigerungen ausgewählter Nahrungsmittel

Nahrungsmittel werden teurer, wenn die Inflation steigt.
Nahrungsmittel werden teurer, wenn die Inflation steigt.

© Tagesspiegel Innovation Lab

Nicht nur Lebensmittel werden teurer, auch die Hersteller anderer Güter und die Anbieter von Dienstleistungen erhöhen ihre Preise. Schließlich benötigen sie Energie, um Waren zu produzieren, Güter zu transportieren oder Büros zu heizen. Manche nutzen Gas und Öl auch als Rohstoffe, zum Beispiel für Dünger. Und teurer Dünger führt wiederum zu teureren Lebensmitteln.

Der Effekt dieser Kettenreaktion lässt sich messen: mit der Inflationsrate. Um sie zu berechnen, erstellt das Statistische Bundesamt jeden Monat den „Verbraucherpreisindex“. Der gibt an, um wie viel ein fiktiver „Warenkorb“ teurer geworden ist. Er enthält typische Lebensmittel, aber auch Dienstleistungen – zum Beispiel einen Friseurbesuch. Das ergibt den Verbraucherpreisindex. Dessen Steigerung im Vergleich zum Vorjahresmonat ergibt die Inflationsrate.

Der Oktober markiert mit 10,4 Prozent Inflation den bisherigen Höhepunkt der Inflation 2022, aber er wird es womöglich nicht bleiben. Denn Ökonomen des Ifo-Instituts rechnen mit einer weiterhin hohen Inflation in den kommenden Monaten: „ Ihren Höhepunkt wird sie voraussichtlich im ersten Quartal 2023 mit etwa 11 Prozent erreichen“, schreibt das Münchner Institut in seiner aktuellsten Konjunkturprognose.

Immerhin, der Blick auf die Geschichte der Inflation macht Hoffnung: Nachdem sie Ende 1951 auf bis zu 11,7 Prozent geklettert war, verzeichneten die Statistiker nur ein Jahr später eine negative Inflation, also sinkende Preise, von minus 1,7 Prozent.

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