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Die Überschuldung der Verbraucher steigt. Arbeitslosigkeit geht häufig mit einher.

© Rolf Vennenbernd/dpa

Hohe Mieten - Teure Immobilien: Wohnpreise werden zum Armutsrisiko

Immer mehr Deutsche sind überschuldet. Besonders ältere Menschen sind betroffen

In Deutschland geht es den Menschen prächtig, sollte man meinen. Die Arbeitslosigkeit ist niedrig, die Konjunktur gut. Trotzdem können immer mehr Menschen ihre Rechnungen dauerhaft nicht bezahlen und überschulden sich in der Folge. In diesem Jahr sei die Zahl der überschuldeten Verbraucher in der Bundesrepublik um rund 19.000 auf mehr als 6,9 Millionen gestiegen, das hat die Wirtschaftsauskunftei Creditreform am Dienstag in Düsseldorf mitgeteilt. Das heißt: Bei gut jedem zehnten Erwachsenen sind die Gesamtausgaben dauerhaft höher als die Einnahmen. Insgesamt sind die Deutschen inzwischen mit 208 Milliarden Euro verschuldet.

Besonders stark betrifft diese Entwicklung Senioren ab 70 Jahren. 263.000 von ihnen sind verschuldet – 35 Prozent mehr als im Vorjahr. Ähnlich sieht es bei den 60 bis 69-Jährigen aus. Die Zunahme der Erwerbstätigkeit im Rentenalter sei ein Indiz dafür, dass die Rente oft nicht mehr ausreiche, sagte der Leiter der Wirtschaftsforschung von Creditreform, Michael Bretz. Dagegen gibt es auch einen Lichtblick: Bei Verbrauchern unter 30 Jahren gibt es merklich weniger Verschuldete.

Schuld sind Arbeitslosigkeit und Wohnpreise

Ursache für die zunehmende Verschuldung seien unter anderem die hohen Wohnpreise. Die Entwicklung von Einkommen und Wohnkosten habe sich gerade in strukturstarken Regionen wie den Großstädten entkoppelt. Während die Kaufkraft nur noch langsam zulege, erhöhten sich die Kosten für Mieten und Immobilien in großen Schritten. Im Schuldenatlas von Creditreform heißt es dazu: „Wohnen ist zumindest in deutschen Großstädten zum Armutsrisiko, in jedem Fall zum Überschuldungsrisiko geworden.“ Gleichzeitig warnte die Studie davor, dass die, durch hohe Wohnkosten verursachte, Überschuldung erst zeitverzögert sichtbar sein werde, auch falls der Immobilienboom nachlasse. „Verschlechtert sich zudem die konjunkturelle Lage, was angesichts der globalen Rahmenbedingungen und des konjunkturellen Zyklus zu erwarten ist, wird die Zahl der Überschuldungsfälle in näherer Zukunft merklich ansteigen.“

Zwar führt nach wie vor Arbeitslosigkeit am häufigsten in die Schuldenfalle – durch den boomenden Arbeitsmarkt nimmt sie aber als Ursache an Bedeutung ab. Stattdessen entwickelt sich unwirtschaftliche Haushaltsführung zu einem neuen Hauptauslöser.

Berlin gehört weiter zu den Schlusslichtern

Die regionalen Unterschiede sind zudem nach wie vor gewaltig. Die höchste Überschuldungsquote unter den Bundesländern verzeichnet weiter Bremen (14 Prozent). Darauf folgen Sachsen-Anhalt (12,73 Prozent) und Berlin (12,42 Prozent). Immerhin: In der Hauptstadt ist die Überschuldungsquote zuletzt leicht zurückgegangen, allerdings lag das vor allem am Bevölkerungswachstum.

Ost und West nähern sich der Studie zufolge an. Zwar ist die Überschuldungsquote in den neuen Bundesländern im Schnitt noch höher – die Zahl der Überschuldeten sank hier aber merklich, während sie im Westen weiter stieg. Das eigentliche „Sorgenkind“ sei die Region um das Ruhrgebiet, betonten die Experten. Die Überschuldungsquote stieg hier in vielen Städten, kurz- und langfristig betrachtet, deutlich. (mit dpa)

Leonhard Rosenauer

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