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Wirtschaft: Hürde für Telekomneulinge

DÜSSELDORF (dri).Am Ende ist für ihn alles gut ausgegangen.

DÜSSELDORF (dri).Am Ende ist für ihn alles gut ausgegangen.Trotzdem will Wolfgang Weinschrod alle Newcomer auf dem deutschen Telekommunikationsmarkt davor warnen, mit der Deutsche Telekom AG sogenannte Reseller-Verträge abzuschließen.Der Geschäftsführer der ACC Telekommunikation GmbH, Düsseldorf, mußte teures Lehrgeld dafür zahlen, daß er sich - wie in den USA üblich - in Deutschland als Großhändler für Gesprächsminuten etablieren wollte.

"Die Telekom war überhaupt nicht vorbereitet auf diese Art von Geschäft", erzählt Weinschrod.Die Leitungsbestellung habe ewig gedauert, die Abrechnung beim Kunden sei fehlerhaft gewesen."Für uns war die Konsequenz, daß unsere Kunden die versprochene Leistung nicht bekommen haben.Wir hatten nicht nur kein aktuelles Geschäft, sondern auch unsere Kunden wieder verloren."

In langen Verhandlungen mit der Telekom habe ACC schließlich erreicht, daß gestern ein Interconnection-Vertrag unterzeichnet wurde, wie er im Telekommunikationsgesetz für sogenannte Verbindungsnetzbetreiber (VNB) vorgesehen ist.

Als VNB gelten Unternehmen wie die Mobilcom AG, Schleswig, die mit nur wenigen Vermittlungsrechnern (Switches) und wenigen Leitungen Telefondienstleistungen anbieten und ihre Netze parallel zur Kundengewinnung aufbauen.Sie haben Anspruch auf die vom Regulierer festgesetzten Netzzusammenschaltungs-Tarife von durchschnittlich 2,7 Pfg/Minute.

Diese Interconnection-Tarife sind erheblich günstiger als Reseller-Tarife - weshalb die Telekom von derRegulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RTP) Mindestgrößen für Verbindungsnetzbetreiber definiert bekommen will (Handelsblatt 21.und 22.4.1998).Seither fürchten Telefongesellschaften, die kurz vor dem Markteintritt stehen, daß ihr Start erschwert wird.

Diese Sorge teilt inzwischen auch die FCC, die Telekommunikations- Aufsichtsbehörde der USA.Nach einem Bericht des "Wall Street Journal" befürchtet die FCC, daß ähnlich wie in Italien und Spanien die Anforderungen an Newcomer so hoch geschraubt werden, daß nur wenige große Netzgesellschaften, wie Mannesmann Arcor oder Otelo, den Marktzutritt schaffen.In Italien muß ein Telekommunikations-Anbieter mindestens 33 Switches installieren, in Spanien mindestens 50.Seitens der Telekom waren Forderungen zwischen 8 und 23 Switches bekannt geworden.

Die FCC macht sich für die US-Gesellschaften stark, die sich in zunehmender Zahl für eine Expansion nach Deutschland, den liberalsten TK-Markt Europas, interessieren.Auch die ACC Telekommunikations GmbH ist ein Ableger einer US- Gesellschaft, der ACC Corp., die wiederum vergangene Woche von AT&Tübernommen worden ist.Als Verbindungsnetzbetreiber startet ACC in Deutschland jetzt mit zunächst einem Switch.Weinschrod setzt allerdings auf einen schnellen Netzausbau mit Unterstützung der neuen Mutter AT&T.

"Es war es wert, nicht zum Regulierer zu laufen, sondern mit der Telekom zu reden", meint Weinschrod.Schließlich sei ACC an einer guten Kundenbeziehung mit der Telekom interessiert.Keinesfalls habe die Telekom die Pannen absichtlich inszeniert.

"Bei den Verhandlungen von Interconnection-Tarifen gibt es derzeit keine Blockade seitens der Telekom", sagte ein Sprecher der Regulierungsbehörde.Mehrere Unternehmen hatten die RTP als Schlichter in aus ihrer Sicht stockenden Verhandlungen angerufen."Wir tun alles, damit es nicht zu einem Stillstand kommt, so der RTP-Sprecher.Der Vorstoß der FCC, mit der die RTP in ständigem Kontakt stehe, sei daher unverständlich.

Zur generellen Definition eines Verbindungsnetzbetreibers läuft bei der RTP bis zum 2.September ein Anhörungsverfahren.Für aktuell anstehende Fälle habe das jedoch keine Bedeutung, betont der RTP-Sprecher.Sie werden von der zuständigen Beschlußkammer sofort entschieden.

Die Telekom ihrerseits legt Wert auf die Feststellung, daß es keine grundsätzlichen Umsetzungs-Probleme mit ihren Reselling-Angeboten gibt.Außerdem gebe es keine Vertragsprobleme zum Nachteil von ACC.

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