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© dpa

Ifa: Fernsehen fühlen

Dreidimensionale Bilder im Wohnzimmer, TV über das Internet, neue Dienste fürs Handys – die Ifa beginnt.

Berlin - Noch muss Angela Merkel ihren Braten selber in die Röhre schieben, doch irgendwann, so ist die Hoffnung der CDU-Vorsitzenden und Bundeskanzlerin, wird sich zumindest die Temperatur des Ofens vom Schreibtisch aus per Fernbedienung regulieren lassen. Über diese Zukunftsvision sprach Merkel, als sie am Donnerstagabend im Rahmen einer Gala die 49. Internationale Funkausstellung Ifa eröffnete, die von heute an für das Publikum zugänglich ist.

ERÖFFNUNGSGALA

Merkel lobte die Ifa als Symbol und Synonym für Innovationen. 1979 sei hier der weltweit erste CD-Player präsentiert worden. Länger habe jedoch der Einzug des hochauflösenden Fernsehens HDTV gebraucht, das bereits vor 24 Jahren auf der Ifa vorgestellt wurde. „Erst jetzt bewegt sich diese Technik langsam in das reale Leben hinein“, sagte Merkel. Doch Forderungen der Unterhaltungselektronikbranche nach einem klar definierten Zeitraum, in dem die Analogtechnik zugunsten des digitalen Zeitalters abgeschaltet wird, wollte Merkel nicht entsprechen. Ein solcher Schritt müsse sorgfältig geplant werden. Sie wolle nicht Millionen Protestbriefe von Bürgern bekommen, die dann weder Ton noch Bild empfangen könnten. Erstmal müssten sie den Schmerz über den Verlust der Glühbirne verwinden, bevor über das Abschalten der Analogtechnik nachgedacht werden könne, sagte Merkel.

Sie nutzte ihre Rede wenige Wochen vor der Bundestagswahl am 27. September auch, um sich für eine schnelle, flächendeckende Versorgung Deutschlands mit Breitbandverbindungen auszusprechen. „Wir sind hier nicht schlecht, aber auch nicht die Besten in der Welt“, sagte Merkel, „deshalb müssen wir uns sputen.“ Eher ländliche Regionen wie der Schwarzwald oder Rügen dürften nicht dem technischen Fortschritt hinterherhinken. Merkel lobte jedoch, dass die Industrie im Bereich energieeffizienter Geräte vorne liege.

3-D-FERNSEHEN

Während HDTV nun langsam in den deutschen Wohnzimmern Einzug hält, hat das Rennen um die nächste Revolution in der Fernsehtechnik schon begonnen: Bilder werden jetzt dreidimensional. Die japanischen Hersteller Sony und Panasonic kündigten 3-D-taugliche Fernseher und Abspielgeräte für das kommende Jahr an. Das Fernsehen werde sich dramatisch verändern, sagte Panasonic-Manager Yoshiiku Miyata. „Fernsehen wird nicht mehr etwas sein, das man sieht, sondern etwas, das man fühlt.“ Panasonic geht davon aus, als erster Hersteller mit einer Komplettlösung von der Produktion von 3-D-Bildern bis hin zu den Endgeräten auf den Markt zu kommen. Dazu arbeite Panasonic auch mit Studios in Hollywood zusammen, sagte Miyata. Auch Sony will vorn mitspielen: Das Unternehmen zeigte ein 3-D-System für Kinos, Fernsehgeräte und die Spielekonsole Playstation 3. Sonys Vorteil: Zum Konzern gehört ein eigenes Hollywood- Studio, das einen 3-D-Film produzieren will. Was ein 3-D-tauglicher Fernseher kosten soll, stehe noch nicht fest, sagte Sony-Europachef Fujio Nishida. Er werde aber definitiv im oberen Preisbereich liegen. Der europäische Konkurrent Philips erwartet dagegen keinen schnellen Markterfolg für dreidimensionales Fernsehen. „3D ist zwar der Traum der Fernsehzuschauer und der Ingenieure. Die Technologie läuft aber noch nicht stabil“, sagte Philips-Manager Andrea Ragnetti. Und es sei noch nicht klar, ob die Menschen bereit seien, sich mit 3-D-Brillen vor den Fernseher zu setzen. Es gebe Alternativen, die ohne Spezialbrillen funktionierten. Diese seien aber noch nicht marktreif.

INTERNET-TV

Die Deutsche Telekom bietet ihr TV-Angebot über das Telefonkabel künftig auch ohne Internetanschluss an. Auf diese Weise möchte das Unternehmen neue – vor allem ältere – Kundengruppen ansprechen. „Wir müssen akzeptieren, dass es Leute gibt, die keinen Internetservice wollen“, sagte Telekom-Manager Christian Illek. Zugleich fordert die Telekom mit dem neuen Angebot den Abosender Sky (früher: Premiere) heraus, der für sein Basis-Fernsehangebot 18 Euro im Monat verlangt. Das Fernsehprodukt der Telekom im Paket mit einem Telefonanschluss soll im Weihnachtsgeschäft für weniger als 30 Euro im Monat zu haben sein. Das bisherige Telekom-TV-Produkt kostet inklusive Internet- und Telefonpauschale ab 45 Euro. 800 000 Kunden hat die Telekom bereits angeschlossen. Bis zum Ende des Jahres will sie mehr als eine Million Kunden gewinnen.

MOBILE DIENSTE

Der Mobilfunkkonzern Vodafone wiederum versucht, den Erfolg von iPhone-Hersteller Apple zu kopieren. Gemeinsam mit Mobilfunkbetreibern in China, den USA und Japan will das Unternehmen eine neue Plattform betreiben, auf der Kunden neue Anwendungen für ihre Handys und kleinen Taschencomputer herunterladen können. In Europa soll das Portal spätestens ab Jahresende zur Verfügung stehen. Zur Messe öffne Vodafone die zugehörige Entwicklerplattform, in die Programmierer eigene Anwendungen einstellen können, sagte Vodafone-Manager Frank Rosenberger. Nach Einschätzung von Marktforschern dürfte das Geschäft mit Anwendungen für Handys und andere mobile Geräte in diesem Jahr um 15 Prozent auf etwa 45 Milliarden Euro wachsen.mit dpa

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