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Apartment No 2 in Berlin-Mitte: 70 Quadratmeter groß, entstand hier 2020 ein Entwurf zum Wohnen auf wenig Quadratmetern für eine sechsköpfige Familie

© toi toi toi creative studio/Gabriella Achadinha Photography

Kleiner Wohnen: 70 Quadratmeter für eine Familie

Die Innenarchitektinnen von „toi toi toi Creative Studios“ holen aus minimalen Flächen das Maximum heraus

Wer in Berlin einen alten Mietvertrag hat, der zieht nicht um – komme was wolle: ein Kind, zwei oder gar ein drittes. Die Innenarchitektinnen Melissa Amarelo und Stephanie Lund von von toi toi toi Creative Studio, kurz T3, wissen, wie sie aus begrenzter Fläche das Maximum herausholen. Das zeigt zum Beispiel ihr Projekt Apartment 02 in Moabit. Zwar lebt die sechsköpfige Familie nur während ihrer Berlin-Aufenthalte in einem Altbau in Moabit. Trotzdem sollen dann auf den 70 Quadratmetern alle Platz haben.

In Berlin sehe ich ein immenses Potential für gute Innenarchitektur

Melissa Amarelo, Unternehmensgründerin toi, toi, toi creative studios

„Ein wichtiges Thema war für uns der Stauraum“, sagt Melissa Amarelo, die vor zehn Jahren aus Toronto nach Berlin zog. „Wenn nichts herumliegen muss, wirkt auch eine kleine Wohnung aufgeräumt und nicht überladen.“

Ein wichtiges Thema ist der Stauraum

Privatwohnungen, aber auch Büros und Geschäfte gehören zu den Projekten des Teams. In Kanada arbeiteten Melissa Amarelo und Stephanie Lund in einem angesagten Möbelladen, der auch Planungen übernahm.

„Für mich war es Zeit für eine Veränderung und so zog ich nach Berlin“, erinnert sich Melissa Amarelo. Design, stellte sie fest, hatte in der deutschen Hauptstadt zur damaligen Zeit keinen wichtigen Stellenwert. „Ehrlich gesagt hat mich das schockiert. Zugleich sah ich ein immenses Potential für gute Innenarchitektur“, sagt sie – und lag richtig.


Satte, gedeckte Farben und geschwungene Kanten kennzeichnen die Materialpalette und Möbelauswahl. Dieses Ambiente soll gehobenen Komfort signalisieren.
Satte, gedeckte Farben und geschwungene Kanten kennzeichnen die Materialpalette und Möbelauswahl. Dieses Ambiente soll gehobenen Komfort signalisieren.

© toi toi toi creative studio/Gabriella Achadinha Photography

Start-ups gründeten sich in Berlin. Mit ihrem Erfolg wuchsen auch die Büroflächen und der Wunsch nach einer professionellen Gestaltung. Internationale Unternehmen öffneten Dependancen und auch private Bauherrn legten zunehmend Wert auf maßgeschneiderte Innenraumlösungen.

Als ihr dann noch ihre gute Freundin und Kollegin Stephanie Lund aus Toronto nach Berlin folgte – die einzige Person, mit der sie sich ein eigenes Studio vorstellen konnte – war der Zeitpunkt für den Schritt in die Selbstständigkeit für Melissa Amarelo gekommen. Die Innenarchitektinnen gründeten toi toi toi Creative Studio, kurz T3. Der Name rührt von der Redewendung, Schauspielern Erfolg zu wünschen. Das Gleiche wünschen die Innenarchitektinnen ihren Kunden – und schaffen mit ihrer Planung dafür beste Voraussetzungen.

Als „mutiges, progressives Design ohne Ego“ bezeichnet das Team von T3 seinen Ansatz. Die Ideen entstehen meist in der Interaktion. Mal kommt der einen, mal der anderen der zündende Einfall. Lediglich administrative Aufgaben teilen sie auf.

Keine Glück ohne Überraschungsmomente

„Wenn wir ein neues Projekt angehen, hören wir sehr genau den Kunden zu, was sie sich wünschen und was sie brauchen“, sagt Melissa Amarelo. Zugleich geht es ihr bei der Planung immer um ein Überraschungsmoment, um eine Lösung, auf die der Bauherr nicht gekommen wäre und die plötzlich ein ganz neues Raumgefühl schafft.

Im Fall des Moabiter Appartements waren das zum Beispiel die fast unsichtbaren Stauraumlösungen. Von außen ist kaum sichtbar, dass sich Auszüge und Schranktüren darin verbergen. Zugleich setzen sie Farbakzente, die nicht zu auffällig wirken. Im Schlafzimmer zum Beispiel verlaufen die Einbauten in einem warmen Blaugrünton exakt entlang der Dachschrägen.

Derartige Einbauten nach Maß empfehlen die Innenarchitektinnen von T3 für kleine Wohnungen allgemein, sofern es das Budget zulässt. Damit lasse sich jeder Zentimeter ausnutzen. Der Platz, um Dinge unterzubringen, sei immens.

All-inclusive-Möbel schaffen Platz

Ein weiterer Fokus liegt für T3 darauf, das Tageslicht optimal auszunutzen und durch Oberflächen zu lenken. So fällt im Wohnbereich der Moabiter Dachwohnung der Blick sofort auf einen eleganten Schrank aus weißer Eiche. Er erstreckt sich von Wand zu Wand und dient als gestalterische Klammer zwischen Wohn- und Essbereich, vereint in sich Bank, Anrichte, Ablage und Unterhaltungsmöbel.

Die 70 m² große Wohnung hat einen offenen Wohn-, Ess- und Küchenbereich, der visuell auf dem Balkon ausläuft.
Die 70 m² große Wohnung hat einen offenen Wohn-, Ess- und Küchenbereich, der visuell auf dem Balkon ausläuft.

© toi toi toi Creative Studios

Außerdem besannen sich die Innenarchitektinnen auf Klappmöbel. So lässt sich im Schlafzimmer neben dem breiten Doppelbett ein weiteres schmales Bett ausklappen für eins der Kinder. Auf der ausklappbaren Couch im Wohnzimmer haben zwei weitere Platz, während das jüngste noch im Gitterbett schläft.

Comeback der Klappmöbel

Trotz der relativ kleinen Grundfläche entsteht auf diese Weise ein Gefühl von Großzügigkeit. Die skulpturale Struktur des Dachgeschosses wird durch weiche Linien und Möbel im skandinavischen Stil kontrastiert. So entsteht trotz des Minimalismus der Einbauten ein gemütliches Wohngefühl.

Momentan arbeiten die Innenarchitektinnen von T3 an einem ganz ähnlichen Entwurf, eine permanente Wohnung in der gleichen Größe für eine vierköpfige Familie. Darüber hinaus sind Stephanie Lund und Melissa Amarelo mit Büroausbauten beschäftigt. Nach der Pandemie hat sich mit der wachsenden Bedeutung des Homeoffice der Anspruch an den Arbeitsplatz verändert. Flächen für kollaboratives Arbeiten sind gefragt.

„Wir binden die Nutzerinnen und Nutzerinnen und Nutzer möglichst intensiv in unsere Planung mit ein und organisieren im Vorfeld Workshops mit ihnen, denn schließlich soll sich durch unsere Planung ihr Arbeitsalltag leichter und produktiver werden“, sagt Melissa Amarelo. Das Gleiche gilt auch für private Bauherrn. Das Leben der Menschen durch gute Gestaltung zu verbessern, sieht sie als große Verantwortung – und lässt sie in ihrem Beruf aufgehen.

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