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Lohnt sich nicht mehr. Einigen verfallenden Stadtvierteln in den USA ist nur noch mit der Abrissbirne zu helfen.

©  Uli Deck/dpa

US-Immobilienmarkt: „Zombie-Häuser“

Verlassende Immobilien in den USA sorgen vor allem in sozial schwachen Gegenden für Gruselatmosphäre. Zwangsvollstreckungen ziehen sich häufig über mehrere Jahre hin.

Die Immobilienkrise hat in Amerika ein Feld der Verwüstung hinterlassen. In etlichen Bundesstaaten gibt es Gegenden, in denen sich ein „Zombie-Haus“ ans nächste reiht. Branchenexperten verwenden den Begriff für verlassene Immobilien, die sich im langwierigen Prozess der Zwangsvollstreckung befinden. Vor allem in sozial schwachen Gegenden sorgen Leerstand und Verfall für Gruselatmosphäre.

„Das beste Heilmittel gegen ,Zombie- Befall‘ ist ein schneller und effizienter Prozess der Zwangsvollstreckung“, sagt Experte Daren Blomquist vom Analysehaus RealtyTrac. Davon sind viele Bundesstaaten und Städte zwar noch weit entfernt, doch immer mehr suchen nach Mitteln und Wegen. „Cleveland und erst kürzlich Chicago haben aggressive Programme gestartet, um leer stehende Gebäude übernehmen und sanieren oder abzureißen zu können.“ Die Pleitestadt Detroit macht es ähnlich. Ihr Kämmerer versteigerte in der vergangenen Woche 6000 marode Häuser auf einen Schlag. Ein Investor erhielt für 3,2 Millionen Dollar den Zuschlag. Für den Preis ist in Manhattan mit Glück ein Luxusapartment zu ergattern. Doch die Stadt musste reagieren, die vor sich hin darbenden Gebäude machen die Sozialstruktur kaputt und ziehen die Nachbarschaft runter.

Detroit ist ein Extrembeispiel, die einst als Motown und Motorcity boomende Metropole ist heute das Schlusslicht am US-Immobilienmarkt.

Der industrielle Niedergang und das Versagen der lokalen Politik haben die Stadt in die Insolvenz getrieben. Das Problem der „Zombie-Häuser“ betrifft aber ganz Amerika. Über 18 Prozent der mehr als eine Million in der Zwangsvollstreckung steckenden Immobilien standen im dritten Quartal leer.

Die Banken haben kein Interesse an den Objekten

„Zombie-Siedlungen“ entstehen, weil Eigenheimer ihre Häuser häufig verlassen, wenn die Zwangsvollstreckung eingeleitet wird. Doch oft mahlen die bürokratischen Mühlen so langsam, dass es Jahre dauert, bis die bei der Finanzierung eingebundenen Banken den Besitztitel für die Objekte übernehmen. So lange ist der Eigentümer verpflichtet, das Haus in Schuss zu halten und Immobiliensteuern zu zahlen. „Vielen Hausbesitzern ist das nicht bewusst“, sagt Experte Blomquist.

Kommen sie ihren Steuerpflichten nicht nach, können die Immobilien dem Staat zufallen. Die Banken, die vor der Krise viele Hypotheken leichtfertig an Kunden mit zweifelhafter Bonität vergaben, haben häufig ohnehin kein Interesse an den Objekten. Der Marktwert ist gering und die Instandhaltung der Häuser lohnt sich nicht. Die US-Staaten drücken aber zunehmend aufs Tempo, damit der Niedergang ganzer Siedlungen gestoppt wird. So haben Florida und Illinois Gesetze erlassen, um Zwangsvollstreckungen zu beschleunigen.

New York erwägt eine Rechtsreform, die den Banken die Verantwortung für leer stehende Immobilien überträgt, bevor das zähe Verfahren der Zwangsvollstreckung abgeschlossen ist. Die Mühen zeigen Wirkung: Im dritten Quartal war die Zahl der „Zombie-Häuser“ in den USA laut Daten von RealtyTrac um 23 Prozent geringer als im Vorjahr.

Die Bauausgaben in den USA sind im September überraschend den zweiten Monat in Folge gesunken. Sie fielen um 0,4 Prozent auf einen auf das Jahr hochgerechneten Wert von 950,9 Milliarden Dollar, wie das Handelsministerium in Washington in dieser Woche mitteilte. Im August hatte es einen Rückgang von 0,5 Prozent gegeben. (dpa/rtr)

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