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Wirtschaft: Infineon kämpft und spart

Der Umsatz des Halbleiterherstellers bricht ein. Unterm Strich fehlen 404 Millionen Euro

Berlin - Die Wirtschaftskrise hat die Halbleiterindustrie mit voller Wucht erfasst. Mit diesen Worten leitete Peter Bauer, Vorstandschef von Infineon, am Freitag die Vorstellung der Quartalszahlen des Münchner Chipkonzerns ein. Wichtige Kunden für die Microprozessoren von Infineon sind die Autoindustrie und die Mobilfunkbranche. Weil beide unter enormen Absatzeinbrüchen leiden, fragen sie auch weniger Chips nach. Das gilt nicht nur für Infineon. Die gesamte Chipbranche leidet unter drastischen Umsatzeinbrüchen.

Bauer wagte keinen Ausblick auf die kommenden Monate. Es sei kaum vorhersehbar, wie sich das Geschäft entwickele. Nur so viel: „Im zweiten Quartal werden sich die Marktbedingungen leider noch weiter verschlechtern“, sagte Bauer. Er sagte aber auch, dass er in der Autoindustrie nun eine Bodenbildung sehe. Demnach erwartet er, dass das Geschäft nicht weiter zurückgeht, sondern dass die Autokonzerne, nachdem ihre Lager nun leer geräumt sind, wieder neue Chips nachfragen.

Um der Krise zu begegnen, will Infineon sein Sparprogramm weiter verschärfen. So wird es zum Beispiel in diesem Jahr keine Gehaltserhöhungen geben. Statt ursprünglich um 200 Millionen Euro will das Unternehmen die Betriebs- und Fertigungskosten nun um 600 Millionen Euro pro Jahr drücken. Der Vorstand werde dabei alles tun, um einen weiteren Personalabbau zu vermeiden, sagte Bauer. Ausschließen könne er das allerdings nicht. Bereits im vergangenen Sommer hatte Infineon den Abbau von 3000 der weltweit rund 30 000 Stellen angekündigt. 2700 Stellen sind inzwischen weg. In den Fertigungsstätten Regensburg und Dresden wird derzeit Kurzarbeit geleistet.

„Wir kämpfen an allen Fronten“, beschrieb Bauer die Lage. Infineon muss in den kommenden zwölf Monaten Verbindlichkeiten in Höhe von rund 200 Millionen Euro zurückzahlen. „Wir haben ausreichend finanzielle Mittel, um das operative Geschäft zu finanzieren, auch wenn die Krise anhält“, sagte Bauer. Das operative Geschäft trage allerdings nicht die Refinanzierung der Schuldenseite. Daher verhandelt Infineon seit Januar mit den Banken. Die Gespräche seien „superschwierig“, sagte Finanzchef Marco Schröter. Er hofft, dass sie bis zum Sommer abgeschlossen werden. Derzeit verfügt das Unternehmen noch über Barmittel in Höhe von 750 Millionen Euro.

Die Tochter Qimonda wird Infineon wohl noch viel Geld kosten. Infineon hält 77,5 Prozent an dem insolventen Speicherchiphersteller. Unter anderem für die eventuelle Rückzahlung öffentlicher Fördermittel hat Infineon seine Rückstellungen und Wertberichtigungen um 195 Millionen Euro erhöht.

Infineon setzte im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres (bis 30. September) 830 Millionen Euro um, 28 Prozent weniger als im vorangegangenen Quartal und 24 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Das Betriebsergebnis lag bei minus 102 Millionen Euro. Im vierten Quartal 2008 war noch ein positives Ergebnis von 59 Millionen Euro erzielt worden. Unter dem Strich blieb ein Fehlbetrag von 404 Millionen Euro. Die Börse hatte noch Schlimmeres befürchtet: Die Aktie legte am Freitag über 13 Prozent zu. Corinna Visser

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