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Investition: Russen planen Silicon Valley bei Moskau

Mit Milliardengeldern wollen die Russen bei Schlüsseltechnologien Anschluss an die Weltspitze schaffen. Präsident Medwedew engagiert sich persönlich und die Nummer 113 der Forbes-Liste ist auch schon da.

Autobahnrings soll die russische Variante des Silicon Valley entstehen. Ein Innovationspark von olympischer Dimension, wo Forschungskooperationen und Hightech-Unternehmen gemeinsam Produkte entwickeln sollen, mit denen Russland den technologischen Rückstand aufholt, auf dem Weltmarkt punkten kann und so die Abhängigkeit von Rohstoffexporten überwindet.

Mit Investitionen im zweistelligen Dollar-Milliardenbereich wollen der russische Staat und die Privatwirtschaft vor allem Zukunftsbranchen wie Nano- und Biotechnologie, die Entwicklung von Hard- und Software für die Computer- und Telekommunikationsbranche, Umweltschutz und erneuerbare Energien fördern.

Erstmals machte Skoljkowo schon im letzten September Schlagzeilen mit der Eröffnung einer Kaderschmiede, die weltweit bisher ihresgleichen sucht. Sie bildet ausschließlich Manager für die Arbeit in den sogenannten BRIC-Staaten (Brasilien, Russland, Indien und China) aus – Schwellenländer mit rasantem Wirtschaftswachstum. Dozenten und Studenten kommen auch aus Westeuropa und den USA. Und im Aufsichtsrat sitzt unter anderem Präsident Dmitri Medwedew, der Russland eine radikale Modernisierung im Zeitraffertempo verordnet hat, bisher aber über Absichtserklärungen nicht hinauskam.

Silicon Valley – Russland hat mit dem Konzept des Vorbilds in Kalifornien auch dessen Namen gleich mit übernommen, zumal es bei Skoljkowo umfangreiche Vorkommen an Kieselerde gibt, aus denen das für Computerchips oder Solarzellen erforderliche Silizium gewonnen wird. Experten sind dennoch skeptisch. Korruption, Bürokratie oder Rechtsunsicherheit könnten für eine knallharte Bruchlandung sorgen. Medwedew treiben offenbar ähnliche Befürchtungen um. Statt eines Beamten wurde daher der Multimilliardär Viktor Wekselberg zum Chefkoordinator des Projekts bestellt.

Der 53-jährige Mathematiker gehört zu den zehn reichsten Russen und wird in der alljährlichen Welt-Reichenliste des Wirtschaftsmagazins „Forbes“ auf Platz 113 geführt. Seine erste Milliarde machte er mit Öl und Aluminium. 2002 gründete er – zusammen mit einem US-Bürger russischer Herkunft – die Finanzholding Renova, die auch in Forschung investiert. Mit einem geschätzten Privatvermögen von über sechs Milliarden Dollar, so Experten, hätte Wekselberg es nicht nötig, einen Teil der Investitionen für das russische Silicon Valley zu „privatisieren“. Auch wollte der Kreml mit der Ernennung wohl eine alte Schuld abtragen. 2004 hatte Wekselberg für 150 Millionen Dollar eine Reliquie nach Russland zurückgekauft und dem Kremlmuseum als ständige Leihgabe vermacht: mit Edelsteinen besetzte Eier aus der Werkstatt von Hofjuwelier Fabergé, mit denen der letzte russische Zar seine Lieben zum Osterfest beglückte.

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