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Investor für Air Berlin: Bitte einsteigen

Für das Air-Berlin-Aktienpaket des Industriellen Blavatnik sucht die Schweizer Bank UBS einen Käufer. Seit Monaten gilt die Fluggesellschaft als Übernahmeziel.

Frankfurt am Main - Die Schweizer Bank UBS ist auf der Suche nach einem Investor und Großaktionär für die zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft Air Berlin. Wie Branchen- und Finanzkreise übereinstimmend berichten, liegt das zu Jahresbeginn vom russischstämmigen Industriellen Len Blavatnik verkaufte Aktienpaket von Air Berlin derzeit bei der UBS. „Die Bank sucht nach einem freundlichen Großaktionär, der durchaus aus der Branche stammen kann“, heißt es in den Kreisen. Weder UBS noch Air Berlin wollten die Informationen kommentieren. „Die Information darüber, wo die Aktien jetzt liegen, ist zunächst Sache des Besitzers“, sagte ein Sprecher von Air Berlin.

Seit Wochen wird in der Branche gerätselt, wer das 18,94 Prozent umfassende Air-Berlin-Paket von Blavatnik erworben hat. Air Berlin hatte den Ausstieg des einzigen Großaktionärs Anfang Januar mitgeteilt. Seitdem sind keine neuen Informationen bekannt geworden. Die offizielle Meldepflicht, die bei einem Besitzerwechsel eines solch großen Aktienpakets gilt, ist längst verstrichen. „Uns liegen nach wie vor keine Informationen vor, wem die Aktien gehören“, sagte eine Sprecherin der Finanzaufsicht Bafin.

In Finanzkreisen heißt es, eine Meldung sei deshalb noch nicht erfolgt, weil die Bank rechtlich noch nicht im Besitz der Papiere sei. Dennoch habe UBS den Zugriff, könne die Papiere also jederzeit veräußern. Ein Verkauf über den Markt sei aber sehr unwahrscheinlich, da UBS in einem solchen Fall Verwerfungen beim Kurs befürchten müsse. „Deshalb verhält sich die Bank derzeit sehr zurückhaltend“, heißt es.

Air Berlin hat rechtzeitig auf die Krise reagiert

Aus Unternehmenskreisen ist zu hören, dass das Management der Airline bereits den Kontakt zu UBS gesucht habe. Man habe ein großes Interesse daran, den Verkauf zu begleiten, heißt es. Air Berlin gilt seit Monaten als Übernahmeziel: Zum einen ist das Unternehmen an der Börse derzeit niedrig bewertet. Gerade einmal 260 Millionen Euro veranschlagen die Investoren für eine komplette Aktienübernahme.

Zum anderen hat Unternehmensgründer und Vorstandschef Joachim Hunold früh auf die Krise reagiert, sodass Air Berlin derzeit recht gut dasteht. Zudem ist das Unternehmen mit seinem „Hybrid-Geschäftsmodell“, einer Mischung aus Billig-Airline und normalem Linienflieger, durchaus interessant. Das Unternehmen verfügt über attraktive Start- und Landerechte an chronisch überfüllten Flughäfen wie München, Berlin oder Düsseldorf.

Wer als Käufer für das Aktienpaket infrage kommt, ist unter Experten umstritten. Zuletzt war spekuliert worden, die arabische Etihad Airways habe ein konkretes Interesse an Air Berlin. Das Unternehmen wolle sich damit in Europa einen Zubringer für die eigene Langstrecke aufbauen. Jürgen Pieper, Analyst und Luftfahrtexperte beim Bankhaus Metzler, sieht solche Szenarien allerdings skeptisch: „Ausländische Investoren müssten bei einem Engagement unter Umständen alle Verkehrsrechte neu verhandeln – das wirkt abschreckend“, sagt er. Zudem werde Air Berlin die Aufgabe eines Zubringers für die Langstrecke einer arabischen Airline nur bedingt erfüllen können.

Für wahrscheinlicher hält Pieper den Einstieg einer europäischen Airline wie etwa Air France-KLM oder Billigflieger Easyjet. „Vor allem Easyjet würde passen“, sagt Pieper. Tatsächlich haben die Briten zuletzt zusätzliche Strecken aus Deutschland heraus in Betrieb genommen. Allerdings dementierte ein Sprecher des Unternehmens entsprechende Spekulationen.

Unklar ist bis heute, warum Blavatnik seinen Anteil verkaufte. Nach neuen Informationen sollen die Aktien zur Sicherung eines Kredits in Höhe von rund einer Milliarden Euro beigetragen haben, den die UBS Blavatnik für Projekte in Russland eingeräumt hatte. Wegen des Werteverfalls seiner Sicherheiten habe Blavatnik der UBS dann den Zugriff auf die Air-Berlin-Aktien angeboten. HB

Jens Koenen, Robert Landgraf

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