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Wirtschaft: Investoren schätzen Deutschland Studie: Berlin ist Stadt der kreativen Niedriglöhner

Berlin - Ausländische Investoren lieben Berlin. Knapp 2000 Arbeitsplätze haben sie hier im vergangenen Jahr geschaffen.

Von Carla Neuhaus

Berlin - Ausländische Investoren lieben Berlin. Knapp 2000 Arbeitsplätze haben sie hier im vergangenen Jahr geschaffen. Das zeigt eine Studie, die die Unternehmensberatung Ernst & Young am Freitag vorgelegt hat. Nur in Nordrhein-Westfalen schufen Ausländer damit deutschlandweit mehr Jobs. „Berlin ist immer noch eine der billigsten Großstädte in Europa“, begründete Berater Peter Englisch die Zahlen. Weil die Mieten hier noch vergleichsweise niedrig seien, ziehe die Stadt viele junge Kreative an.

Auch sonst halten die ausländischen Investoren trotz Schuldenkrise am Standort Deutschland fest. Damit schneidet die Bundesrepublik deutlich besser ab als die anderen europäischen Länder. „Wer in Europa investieren will, nimmt fast immer Deutschland in die engere Wahl“, sagte Englisch. „Bei ausländischen Unternehmen hat Deutschland einen hervorragenden Ruf. Es wird als Global Player wahrgenommen.“ Denn selbst im nichteuropäischen Vergleich könne die deutsche Volkswirtschaft mithalten. Danach befragt, welche Länder weltweit für sie am attraktivsten seien, nannten die Investoren zwar an erster Stelle China, Indien und die USA. Deutschland landete dabei aber auf Platz sechs direkt hinter Russland und Brasilien. „Das zeigt, dass wir uns durchaus als Standort gegenüber den BRIC-Staaten behaupten können“, sagte Englisch.

Deutschland sei für die Investoren vor allem aufgrund seines attraktiven Binnenmarktes interessant – das heißt, die Unternehmen hoffen, hier auch mehr ihrer Produkte verkaufen zu können. Auch lobten die internationalen Firmen die gute Infrastruktur, die hohe Qualifikation der Arbeitnehmer und das soziale Klima. Nachholbedarf gebe es allerdings bei der steuerlichen Förderung von Innovationen. „Deutschland ist das einzige Land in Europa, in dem es keine staatliche Forschungsförderung gibt“, kritisierte der Unternehmensberater.

Insgesamt zog die Bundesrepublik allein im vergangenen Jahr 597 Investitionsprojekte von Ausländern an, sieben Prozent mehr als 2010. Auf diese Weise schufen die ausländischen Firmen 17 600 neue Arbeitsplätze. Bemerkenswert sei vor allem, dass vermehrt auch Chinesen hierzulande investieren würden, meinten die Berater. 2011 realisierten sie 45 Projekte in Deutschland, mehr als in jedem anderen europäischen Land. Die Studie der Unternehmensberater zeigt, dass sich die Käufer aus dem Reich der Mitte vor allem für die deutsche Automobilindustrie, den Maschinenbau sowie die Forschung und Entwicklung interessieren. Negativer Nebeneffekt: China wird zunehmend zu einer Konkurrenz. „Früher waren die Chinesen nur Kopierer, heute sind sie selbst Entwickler“, sagte Englisch.

Berlin bleibt derweil die Stadt der kreativen Niedrigverdiener. Die meisten Jobs schafften Ausländer im vergangenen Jahr hier in Marketing und Vertrieb oder in Callcentern. Dieser Trend setzt sich fort. Im April hat zum Beispiel der japanische IT-Konzern Fujitsu ein Callcenter in Berlin eröffnet, in dem Kunden aus Deutschland, der Schweiz und Österreich per Telefon und Social Media betreut werden. Die ersten 100 Mitarbeiter haben an der Hardenbergstraße schon ihre Arbeit aufgenommen, weitere 300 Jobs will das Unternehmen dort in den nächsten zwei Jahren schaffen. Carla Neuhaus

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