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Wirtschaft: Investoren sehen neuen Aufschwung

ZEW-Konjunkturindex steigt im Juli stark an – trotz der hohen Ölpreise

Berlin - Zum zweiten Mal in Folge haben sich die Konjunkturerwartungen in Deutschland wieder gebessert. Der vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) ermittelte Index stieg überraschend stark von 19,5 Punkten im Juni auf 37,0 Punkte im Juli, wie das Institut am Dienstag in Mannheim mitteilte. Das ist der höchste Stand seit September 2004. Wirtschaftsforscher sagten, damit habe sich die Aussicht auf eine wirtschaftliche Belebung in der zweiten Hälfte des Jahres gebessert.

Nach einer großen Dynamik in den ersten drei Monaten hat die deutsche Wirtschaftsleistung zwischen Anfang April und Ende Juni voraussichtlich nur stagniert. Wegen der teuren Energie hatten einige Experten schon vor einem Wachstumseinbruch gewarnt. Davon kann aber offenbar keine Rede sein. „Ein Grund für den deutlichen Anstieg dürfte die trotz des hohen Ölpreises weiterhin solide weltweite Konjunkturerwartung sein“, sagte ZEW-Präsident Wolfgang Franz. Ob jetzt tatsächlich die Erwartungen auf Dauer nach oben korrigiert würden, müsse sich aber noch zeigen, mahnte er zur Vorsicht. Denn die Binnennachfrage hemme eine durchgreifende Erholung. Für den ZEW-Konjunkturindex werden allmonatlich 300 Investoren und Finanzmarktexperten nach ihren Erwartungen für die kommenden sechs Monate befragt.

„Der Aufwärtstrend hält an“, kommentierte Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) die Zahlen. Trotz des teuren Öls gebe es „zunehmend positive Signale aus der Binnenwirtschaft“. Auch Ökonomen sahen Grund zum Optimismus. „Dank des in den USA starken Dienstleistungssektors wurde die dortige Wirtschaft vom teuren Öl kaum geschwächt. Das hilft der Weltwirtschaft – und damit Deutschland“, sagte Gertrud Traud, Chefvolkswirtin der Landesbank Hessen-Thüringen. Ohnehin hätten sich die Unternehmen auf das teure Öl eingestellt. Die Stimmung werde sich weiter verbessern. „Da der Aktienmarkt und der ZEW-Index gut laufen, ist auch ein weiterer Anstieg des Ifo-Geschäftsklima-Index wahrscheinlich“, sagte sie. Der Ifo-Index gilt als wichtigstes deutsches Konjunkturbarometer und wird kommenden Dienstag veröffentlicht. Traud erwartet „ein besseres drittes und ein starkes viertes Quartal“ und eine Jahreswachstumsrate von bis zu einem Prozent.

Heinrich Bayer, leitender Volkswirt bei der Postbank, schrieb die Stimmungsaufhellung auch der Schwäche des Euro-Wechselkurses in den vergangenen Wochen zu. „Das hat der Exportwirtschaft klar geholfen“, sagte er. Die bessere Entwicklung in der zweiten Jahreshälfte lasse auch für 2006 einen Aufschwung erwarten. „Im kommenden Jahr wird die deutsche Wirtschaft erstmals seit langem wieder stärker wachsen als die Länder der Euro-Zone“, prognostizierte er. In der Bundesrepublik werde das Bruttoinlandsprodukt um 1,8 Prozent zulegen, in der Eurozone nur um 1,7 Prozent.

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