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Finanzkrise: Japan ist keine Exportnation mehr

Die Finanzkrise hat in Japans Handelsbilanz das Vorzeichen umgekehrt: Erstmals seit 13 Jahren lag der Wert der Einfuhren über dem der Ausfuhren.

Tokio - Die Finanzkrise hat in Japans Handelsbilanz das Vorzeichen umgekehrt: Wegen der dramatisch gefallenen Nachfrage nach Produkten „Made in Japan“ lag der Wert der Einfuhren im Januar erstmals seit 13 Jahren über dem Wert der Ausfuhren. Die Exportnation ist seit Anfang des Jahres ein Nettoimporteur. Wie das Finanzministerium am Montag mitteilte, belief sich das Handelsbilanzdefizit des ersten Monats auf 172,8 Milliarden Yen (1,4 Milliarden Euro) – das ist höher als je zuvor. Die Ausfuhren, die seit Oktober 2008 sinken, lagen im Januar 46,3 Prozent unter dem Vorjahresniveau; der Import brach um 31,7 Prozent ein.

Japans Exportindustrie, die rund 15 Prozent der Wirtschaftskraft ausmacht, leidet wegen des hohen Yen-Kurses besonders stark unter der Krise. Wie derzeit üblich, zog eine schlechte Nachricht am Montag schnell die nächste nach sich. Der Nikkei verlor 1,2 Prozent auf 7086 Punkte. Das ist der tiefste Stand seit 26 Jahren. Vor allem die Aktien der stark vom internationalen Geschäft abhängigen japanischen Autohersteller gerieten in den Abwärtssog; die Anteile von Toyota, Honda und Nissan verloren bis zu zwei Prozent. Seit Anfang des Jahres hat der Index 20 Prozent eingebüßt. Gegenüber dem Nikkei-Allzeithoch von 38 915 Punkten im Jahr 1989 hat Japans Leitindex 80 Prozent verloren.

Nach einem Bericht der Marktforschungsfirma Tokyo Shoko Research stieg die Zahl der Insolvenzen japanischer Firmen im Februar zum neunten Mal in Folge an. 1318 Unternehmen wurden zahlungsunfähig, gut zehn Prozent mehr als noch im Januar. Auch sieben börsennotierte Unternehmen mussten Insolvenz anmelden.

Der Autohersteller Toyota, der 2008 noch 14 Milliarden Euro Gewinn einstrich, erwartet für dieses Jahr ein Minus von mehr als drei Milliarden Euro und will Medienberichten zufolge beim Staat Überbrückungskredite beantragen. Im für Toyota wichtigen US-Markt waren die Autoverkäufe im vierten Quartal 2008 um fast ein Drittel eingebrochen. Das Finanzministerium hat angekündigt, japanischen Firmen auf internationalen Märkten mit einem Griff in die Devisenreserven helfen zu wollen. In einem ersten Schritt sollen vier Milliarden Euro bereitgestellt werden. Bernhard Bartsch

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