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Wirtschaft: Japan ist wieder da

Billiges Geld lässt Wirtschaft wachsen.

Berlin - Nur wenige Staatslenker schaffen es, ihren Politikstil als Marke zu etablieren. Es gab das „viktorianische Zeitalter“, den „Leninismus“, die „Reaganomics“, den „Thatcherismus“. Seit dem 26. Dezember 2012 hat dieser kleine Zirkel ein neues Mitglied – Shinzo Abe wurde an dem Tag Premierminister in Japan. Sein Plan für das seit Jahren in der Krise steckende Land: die Wirtschaft mit schuldenfinanzierten Ausgabeprogrammen anschieben, die Notenbank bündelweise frisches Geld drucken lassen. „Abenomics“ tauften seine Anhänger kurzerhand diese Politik. Neu sind Abes Ideen nicht – nur die Verve, mit der er für sie eintrat.

Und sie wirkt. Im ersten Quartal ist Japans Bruttoinlandsprodukt nach einer ersten Regierungsschätzung um 0,9 Prozent gegenüber dem Vorquartal gewachsen. Auf das Jahr hochgerechnet sind das 3,5 Prozent – so schnell wächst derzeit kein anderes Industrieland. Die Nachfrage im Inland und vor allem der Export haben außerordentlich kräftig zugelegt.

Eine so rasche Erholung erstaunt viele Experten. Erst Anfang des Jahres hatte die Regierung ein gut 100 Milliarden Euro schweres Konjunkturpaket aufgelegt. Damit soll die Infrastruktur ausgebaut werden. Hinzu kommt der aggressive Kurs der Notenbank: Die Geldmenge soll sich bis Ende 2014 verdoppeln – das hat Premier Abe den Notenbankchef Haruhiko Kuroda auf dem kurzen Dienstweg wissen lassen. Beide wollen die seit zwei Dekaden lähmende Deflation abschütteln.

Als Folge dieser Ankündigung hat der Yen bereits gut ein Viertel seines Wertes zum Dollar verloren. Das hilft dem Export: Toyota und Sony glänzten zuletzt wieder mit guten Zahlen, sie können ihre Produkte günstiger im Ausland absetzen. Einen Haken haben „Abenomics“ aber: Sie sind auf Pump finanziert. Das ist angesichts der Staatsverschuldung Japans von 237 Prozent, der höchsten aller Industrieländer, eine schwere Hypothek. Trotzdem geht es jetzt erst mal bergauf. „Die Rahmenbedingungen stimmen optimistisch“, sagt Marco Wagner von der Commerzbank. „Der schwächere Yen und die anziehende Weltwirtschaft dürften die Exporte antreiben.“ Carsten Brönstrup

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