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Jobs & Karriere: Viel zu tun

Der Weiterbildungssektor: Was geplant ist und was sich ändern wird. Eine Vorschau auf das Jahr 2010

Stillstand ist selten gut. Das gilt natürlich auch für den Beruf. Lebenslanges Lernen ist gefordert. „Leider ist in vielen Köpfen noch nicht angekommen, dass die Schulbildung allein nicht mehr ausreicht“, sagt Weiterbildungsexperte und Betriebswirt Bernd Wagner. Wissen veralte heute schneller, da die Zeiten dynamischer geworden sind, meint der Professor und ehemalige Leiter des Zentrums für Weiterbildung und Wissenstransfer (ZWW) der Universität Augsburg.

Im Vergleich der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) schneidet Deutschland bei der Bildung nicht gut ab. „Wir sind fast das Schlusslicht“, sagt Patrick Meinhardt, Bildungspolitischer Sprecher der FDP. „Wenn Deutschland gestärkt aus dieser Wirtschaftskrise hervorgehen will, dann ist jetzt der Zeitpunkt, in Bildung und höhere Qualifikation zu investieren“, sagte die OECD-Direktorin für Bildung, Barbara Ischinger, bei der Präsentation der Studie „Bildung auf einen Blick“ im September. „Dies gilt für die Erstqualifikation wie auch für die Weiterbildung.“

Die Parteien sind sich nach wie vor uneins, wie die Weiterbildung gestärkt werden muss. Ein Überblick über Vorschläge und Vorstöße für 2010.

Mehr Förderung

Die gute Nachricht: Die Bildungsprämie, die aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds finanziert wird, wird von 154 Euro auf 500 Euro erhöht. Die individuellen Zuschüsse und Einkommensgrenzen steigen für die berufliche Weiterbildung. Ab dem ersten Januar erhalten Erwerbstätige in Deutschland in Form eines Prämiengutscheins bis zu 500 Euro Zuschuss für ihre berufliche Weiterbildung. Damit soll einmal im Jahr ein Kurs oder eine Prüfung zur Hälfte bezahlt werden.

Auch die Gruppe der Förderberechtigten wird mit einem Jahreseinkommen von bis zu 24 600 Euro größer. Die Prämiengutscheine sind bei den bundesweit 452 Beratungsstellen zu erhalten.

Die alte Prämie von 154 Euro wurde äußerst schlecht angenommen. „Es wurden nur 7000 Gutscheine aufgerufen“, sagt ein Fraktionssprecher der CDU/CSU.

Der Koalitionsvertrag

Der Schwerpunkt des Koalitionsvertrags hinsichtlich der Weiterbildung ist das lebenslange Lernen. Mit einer Weiterbilungsallianz aus Sozialpartnern, den Ländern, der Bundesagentur für Arbeit und den Weiterbildungsverbänden soll das lebensbegleitende Lernen gestärkt werden. Auch die Bildungs- und Qualifizierungsberatung soll leichter zugänglich gemacht werden und für mehr Transparenz in den Weiterbildungsangeboten sorgen.

Der Koalitionsvertrag setzt auf eine Verstärkung der Weiterbildung von Erzieherinnen und Erziehern. Hochschulen sollen „Orte der Weiterbildung“ werden. Vor allem ältere Arbeitnehmer sollen verstärkt für Weiterbildungsmaßnahmen motiviert werden.

„Sehr mager“, nennt Ernst-Dieter Rossmann die Punkte zur Weiterbildung im Koalitionsvertrag. Dennoch lobt der Bildungs- und foschungspolitische Sprecher der SDP-Bundestagsfraktion die Erhöhung der Bildungsprämie. Die Linke will sich weiter für ein Weiterbildungsgesetz einsetzten, das die Konditionen der Anbieter und Weiterbildungsteilnehmer stärken soll.

Bildungssparen

Als einen Vorstoß für die Weiterbildung im nächsten Jahr sieht der FDP-Sprecher Meinhardt das Bildungssparen. Bisher gebe es zwar noch kein Modell, aber er plädiert für den Einstieg 2010. Es sei ähnlich wie das Bausparen, man starte mit einem Guthaben von 150 Euro. Bis zum 18. Lebensjahr sollten Eltern auf das Konto einzahlen. Diese Bildungskonten sollten optimalerweise das ganze Leben bestehen, Arbeitgeber und Bundesländer Schulabschlüsse und ähnliches mit Prämien honorieren.

Die Begeisterung für das Bildungssparen kann Rosemarie Hein (Die Linke) nicht teilen. Diese Idee sei ein Hinweis dafür, dass die Kosten für Bildung immer mehr auf private Schultern verlagert würden, sagt die Bildungsexpertin. Auch SPD-Sprecher Rossmann ist skeptisch und hält die Anreizwirkung für gering.

Abgesehen von der finanziellen Förderung dürften inhaltliche Vorschläge nicht zu kurz kommen, sagt Weiterbildungsexperte Wagner. „Geld allein nützt nichts, es braucht Erfahrungsaustausch und viel Entwicklungsarbeit“.

Darlehen und Stipendien

Beim Bafög soll die Förderungsquote erhöht und der Übergang aus dem Beruf in eine akademische Laufbahn erleichtert werden. Hier soll 2010 vieles angestoßen, die Hochschulen evaluiert und anschließend Konzepte ausgearbeitet werden. Konkreter wird es bei den Stipendien: „Zum Oktober nächsten Jahren wird ein nationales Stipendienprogramm starten“, sagt FDP-Sprecher Meinhardt.Damit solle insbesondere jungen Menschen aus nicht-akademischen Elternhäusern die Aufnahme eines Studiums erleichtert werden.

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