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Paten gestanden. Angela Merkel und Tamim bin Hamad Al-Thani.

© Foto: B. v. Jutrczenka/dpa

Berlin Forum: Katar will zehn Milliarden Euro investieren

Bei einem Besuch in Berlin erläutert der Emir seine strategischen Pläne. Vor allem der deutsche Mittelstand imponiert ihm

Von Muhamad Abdi

Das Golfemirat Katar will in den kommenden fünf Jahren mehr als zehn Milliarden Euro in mittelständische Unternehmen investieren. Es wäre die bisher größte Investition Katars in Deutschland. Es gehe ihm vor allem um Bildung und Digitalisierung, erklärte Katars Emir Tamim bin Hamad al-Thani am Freitag zum Auftakt einer deutsch-katarischen Investorenkonferenz im Maritim Hotel in Berlin. Der Emir lud die deutsche Wirtschaft ein, "die vielversprechenden Geschäftsmöglichkeiten in Katar mit vielen Projekten in verschiedenen Bereichen kennenzulernen". Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sagte: "Es freut mich, dass Katar Interesse an Investitionen am Standort Deutschland zeigt". Diese seien in der Bundesrepublik "sehr willkommen", sagte Merkel.

Die wirtschaftlichen Beziehungen seien aber keine Einbahnstraße, betonte die Kanzlerin. Sie sehe auch gute Chancen für den Ausbau deutscher Investitionen in Infrastruktur und Industrie in Katar. "Besonders der Energiebereich birgt hier aus meiner Sicht noch erhebliches Potenzial", sagte die CDU-Chefin und nannte vor allem die Produktion von Flüssiggas. Katar ist bereits der größte Exporteur von Flüssiggas und will seine Produktionskapazitäten weiter ausbauen. Das Emirat ist bereits an Volkswagen, der Deutschen Bank, Siemens, Hochtief und Solarworld Energie beteiligt. Die bisherigen Investitionen in Deutschland belaufen sich nach katarischen Angaben auf rund 25 Milliarden Euro.

Der Emir sprach von guten Handelsbeziehungen. Gut 303 deutsche Firmen seien in dem Golfstaat engagiert, viele beim Aufbau der Infrastruktur und bei Dienstleistern. Das Handelsvolumen zwischen beiden Ländern lag nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 2017 bei rund 2,5 Milliarden Euro. "Deutschland ist ein besonderer Partner und wir sind stolz auf unsere Beziehung, die seit 60 Jahre existiert und auf die Zusammenarbeit mit Deutschland", sagte der Emir.

Das diesjährige Forum in Berlin soll die Zusammenarbeit und den Handel zwischen den beiden Ländern vertiefen. Insbesondere im Hinblick auf die wirtschaftliche Diversifizierung Katars und die Vorbereitungen für die Fifa-Weltmeisterschaft 2022 werden Themen wie Sicherheit, Projektfinanzierung und Investitionssicherheit besprochen.

"Katar ist zwar in geografischer Hinsicht klein, in wirtschaftlicher aber groß", sagte Merkel. Der kleine Staat am Golf ist aufgrund seiner Öl- und Gasvorkommen schwerreich. Seit mehr als einem Jahr befindet sich Katar in einem Konflikt unter anderem mit Saudi-Arabien. Im Juni des vergangenen Jahres hatten Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Bahrain und Ägypten ihre Beziehungen zu Katar abgebrochen, weil sie dem Emirat die Unterstützung von Terroristische Gruppen und zu enge Beziehungen zu Saudi-Arabiens Erzfeind Iran vorwerfen.

Doha weist die Anschuldigungen nach wie vor zurück. "Wir sind bis heute Deutschland dankbar. Wir haben nicht vergessen, dass das Land keine Position gegen uns in diesem Konflikt gehabt hat", sagte Tamim. Die Bundesregierung bemüht sich indessen im Hintergrund auch wieder intensiv um bessere Kontakte zu Saudi-Arabien. Merkel schickte am Freitag eine etwas verklausulierte Mahnung gleich an beide Herrscherhäuser. Sicherheit und Stabilität seien wesentlich für die wirtschaftliche Entwicklung eines Landes und einer Region. „Das gilt für Katar, das gilt für Deutschland und alle Staaten auf der Welt“, sagte die Bundeskanzlerin bei dem Forum.

Während der Veranstaltung unterzeichneten der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) und die Qatari Businessmen Association (QBA) eine Absichtserklärung über Investitionen.

Katar steht unter Beobachtung von Gewerkschaften und Menschenrechtsorganisationen, seitdem das Emirat im Dezember 2010 vom Weltfußballverband Fifa den Zuschlag für die WM im Jahr 2022 bekommen hatte. Das Emirat wurde wegen der Arbeitsbedingungen auf den WM-Baustellen wiederholt von Menschenrechtsorganisationen kritisiert. Am vergangenen Mittwoch hat der Emir entschieden, dass Gastarbeiter künftig keine Ausreiseerlaubnis mehr brauchen.

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