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Das Warten hat ein Ende. Seit Freitagnachmittag liegt ein erstes konkretes Kaufangebot für alle 120 Karstadt-Häuser vor.

© dpa

Kaufangebot: Heuschrecke bietet für Karstadt

Das Hoffen und Bangen der rund 25.000 Mitarbeiter von Karstadt scheint nun ein Ende zu haben – zumindest vorläufig. Der Finanzinvestor Triton will alle 120 Warenhäuser übernehmen. Dafür soll weiter gespart werden.

Düsseldorf - Am Freitagnachmittag, kurz vor Ablauf der entsprechenden Frist, hat der deutsch-schwedische Finanzinvestor Triton ein Kaufangebot für alle 120 Filialen der insolventen Warenhaus-Kette eingereicht. Das bestätigten am Abend übereinstimmend ein Sprecher von Triton und der Sprecher des Insolvenzverwalters Klaus-Hubert Görg. Man wolle nun, so zügig wie möglich und so gründlich wie nötig die Unterlagen prüfen, ließ Görg verkünden.

Der Finanzinvestor hat neben dem Angebot nach eigenen Angaben auch ein strategisches Konzept für die Warenhäuser vorgelegt. Das sieht weitere Einschnitte bei den Gläubigern vor. „Damit eine nachhaltige Restrukturierung möglich ist, brauchen wir eine Kooperation auf Basis weiterer Zugeständnisse“, sagte Max Hohenberg, Sprecher von Triton, am Freitagabend. Über die Höhe der anvisierten Einsparungen wollte er sich nicht äußern. Auch zu der Höhe der Investitionen, die Triton für Karstadt aufbringen möchte, machte er keine Angaben. Nach unbestätigten Informationen sollten am Freitagabend zunächst die Mitarbeiter von Karstadt über die Pläne des Investors informiert werden. In der kommenden Woche wird der Gläubigerausschuss darüber befinden. Der Betriebsratschef von Karstadt, Hellmut Patzelt, reagierte am Abend erleichtert auf die vorgelegte Offerte. „Damit sind alle widerlegt, die gesagt haben, Karstadt sei für Investoren uninteressant“, erklärte er.

Triton ist eine Private-Equity-Gesellschaft mit Hauptsitz in Frankfurt am Main, die sich nach eigenen Angaben auf die Sanierung von Unternehmen spezialisiert hat. Allerdings waren die bisher übernommenen Firmen, etwa Tochterunternehmen von Siemens, Evonik oder Hapag-Lloyd deutlich kleiner als Karstadt. Die 1998 gegründete Beteiligungsfirma hat seither rund zwei Milliarden Euro in Unternehmen investiert, mehr als die Hälfte davon in Deutschland. Erst kürzlich hatte Triton den Koblenzer Autozulieferer Stabilus übernommen. 2008 musste man den Fertighausbauer Kampa in die Insolvenz gehen lassen.

Treibende Kraft hinter der Offerte für Karstadt ist Johannes Maret. Der 59-Jährige arbeitete von 1996 bis 2002 als Investmentbanker für die Privatbank Sal. Oppenheim, die lange Jahre das Vermögen der Quelle-Erbin und ehemaligen Arcandor-Eigentümerin Madeleine Schickedanz verwaltete. Zu den Investoren von Triton zählen institutionelle Anleger wie KfW oder Weltbank. Auch Ikea-Gründer Ingvar Kamprad und Sal. Oppenheim sollen zu den Geldgebern zählen.

Zuletzt war über das Interesse von sechs Finanzinvestoren an Karstadt spekuliert worden. Außer Triton legte aber niemand bis zum Ende der von Görg festgelegten Frist am Freitag um 17 Uhr ein konkretes Angebot vor.

Doch das muss noch nichts heißen. Bereits im Vorfeld hatte die Insolvenzverwaltung versichert, ein Investor könne auch um Aufschub bis in die nächste Woche bitten. Bis Ende des Monats, also der kommenden Woche, muss Görg laut Insolvenzplan spätestens einen Retter präsentieren. Sonst droht Karstadt die Zerschlagung oder es muss ein neues Votum der Gläubiger her.

Bis in die kommende Woche hat also auch Goldman Sachs noch Gelegenheit, ein eigenes Angebot zu präsentieren. Gerüchte darüber hatten sich zuletzt hartnäckig gehalten. Die Investmentbank ist rund zur Hälfte an dem Highstreet-Konsortium beteiligt, dem ein Großteil der Karstadt-Immobilien gehört. Sollte sich kein neuer Käufer finden, plane die Bank, so hieß es, die Warenhäuser selbst zu führen, statt hohe Verluste für Highstreet hinzunehmen. Auch bei einem Zuschlag für Triton erscheinen weitere Einschnitte für die Vermieter wahrscheinlich. Goldman war am Abend für eine Stellungnahme nicht mehr zu erreichen.

Auch auf die Mitarbeiter kommen bei den Verhandlungen im Gläubigerausschuss wohl neue Zugeständnisse zu. Nach dem jetzigen Insolvenzplan verzichten die Beschäftigten auf 150 Millionen Euro in den kommenden drei Jahren. „Insgesamt summiert sich der Verzicht der Mitarbeiter damit auf eine Milliarde Euro in den vergangenen sechs Jahren“, erklärte Patzelt. Eine andere Nachricht dürfte die Mitarbeiter dagegen beruhigen. Einer Zusammenlegung mit Kaufhof, die wohl zur Schließung zahlreicher Karstadt-Filialen führen würde, erteilte der Triton-Sprecher eine eindeutige Absage. „Wir wollen alle 120 Karstadt-Häuser fortführen“, sagte er.

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