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ANLEGER Frage: Keine Gefahr aus China

Martin Rottmann, Leiter der Zins- und Devisenstrategie der Hypo-Vereinsbank, erläutert, welche Folgen die Aufwertung der chinesischen Währung hätte.

Auf dem Treffen der führenden Industrienationen (G 7) am vergangenen Wochenende wurde eine schnellere Aufwertung der chinesischen Währung gefordert. Hat dies Einfluss auf andere Währungen und warum wäre eine Aufwertung für deutsche Anleger von Bedeutung?

Die G-7-Länder haben ihre Forderung nach einer kräftigeren Aufwertung der chinesischen Währung erstmals seit mehreren Quartalen verschärft. Inwieweit dies bei China nachhaltigen Eindruck hinterlässt, bleibt fragwürdig. Letztlich braucht sich China nicht verpflichtet zu fühlen, sitzt das Land doch (unter makroökonomischen Aspekten völlig zu Unrecht) nicht als gleichberechtigter Partner mit am Tisch der G 7. Ohnehin wertet die chinesische Währung seit einigen Monaten mit einem Tempo von mehr als fünf Prozent pro Jahr gegenüber dem US-Dollar auf. Entsprechend gelassen reagierte der Devisenmarkt auf die G-7-Forderung.

Warum ist dies von Interesse für die Hauptwährungen? Der wichtige Punkt ist die indirekte Verknüpfung zum japanischen Yen. Der Großteil der asiatischen Währungen ist dem aufwertenden Yuan gefolgt – mit Ausnahme des Yen. Er hat sich gegenüber dem US-Dollar weiter abgewertet. Die Symmetrie stimmt also nicht. Sollte es zu drastischen Änderungen in der chinesischen Wechselkurspolitik kommen, so müsste wohl auch der Yen teilweise diesem neuen Umfeld Rechnung tragen – mit entsprechenden negativen Konsequenzen für die sogenannten Carry Trades. Bei Carry Trades nehmen Anleger einen Kredit in einer niedrig verzinsten Währung wie dem Yen auf und legen es in Währungen mit einem höheren Zinsniveau wie beispielsweise den US-Dollar an. Eine solche Transaktion ist so lange gewinnbringend, wie die Zinsgewinne nicht durch Währungsverluste aufgefressen werden.

Da wir die Gefahr einer drastischen Yuan-Aufwertung nicht sehen, dürften sich auch die Währungstrends fortsetzen. Der Wechselkurs zwischen Euro und Dollar dürfte zunächst weiter steigen. Carry Trades sollten unter Druck bleiben, das heißt Hochzinswährungen tendieren angesichts des nervösen Umfelds leicht schwächer. Stabilisiert sich die Lage an den Finanzmärkten aber weiter, sollten Carry Trades an Attraktivität gewinnen.

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