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Wirtschaft: Keine Gründerzeit in Deutschland

Anderswo machen sich mehr Bürger selbstständig

Berlin - Deutsche machen sich deutlich seltener selbstständig als Bürger anderer Länder – und die Zahl geht weiter zurück. Das geht aus dem Global Entrepreneurship Monitor 2006 hervor, der am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurde. Die Studie analysiert jährlich das Gründergeschehen im internationalen Vergleich. Demnach lag der Anteil der Deutschen, die in den vergangenen dreieinhalb Jahren ein Unternehmen gegründet oder es zumindest geplant haben, bei 4,2 Prozent. Im Jahr davor waren es noch 5,4 Prozent. Aktuell liegt Deutschland damit auf Rang 34 der untersuchten 42 Länder, zu denen auch die gründungsstarken Länder USA oder Australien gehören, aber auch Schwellenländer wie die Philippinen, Kolumbien oder Peru.

„Der statistisch signifikante Gründungsrückgang in Deutschland ist alles andere als zufriedenstellend“, sagte Wirtschaftsgeograph Rolf Sternberg von der Universität Hannover. Als Gründe für die starke Zurückhaltung nannte Sternberg eine pessimistischere Haltung der Deutschen hinsichtlich zukünftiger Gründungschancen. Im Vergleich zu den anderen Ländern nimmt Deutschland hierbei den viertletzten Platz im Ranking ein. „Das liegt aber auch in rationalen Überlegungen begründet, wie etwa, dass Deutschland beim Wirtschaftswachstum in den vergangenen Jahren weit hinter anderen Ländern zurückgeblieben ist“, sagte Ulrich Walwei vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung.

Bedenklich sei, dass sich viele Menschen aus ökonomischer Not heraus selbstständig machten, sagte er. Gesamtwirtschaftliche Wachstumsimpulse seien aber eher von „Selbstverwirklichern“ zu erwarten. Der klassische Unternehmertyp, der nach Unabhängigkeit strebe, eine Idee verwirklichen und dabei viel Geld verdienen wolle, schaffe in der Regel mehr Jobs als der aus Mangel an Alternativen zum Unternehmer gewordene Existenzsicherer.

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