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Wirtschaft: Kinowelt: Kommentar: Keine schöne neue Kinowelt

Melodram oder Gangsterfilm? Wegen "technischer Störungen" verschob der Filmverleiher Kinowelt am Freitag mehrfach die Bekanntgabe seiner ohnehin verspätet erstellten Halbjahresbilanz.

Melodram oder Gangsterfilm? Wegen "technischer Störungen" verschob der Filmverleiher Kinowelt am Freitag mehrfach die Bekanntgabe seiner ohnehin verspätet erstellten Halbjahresbilanz. Die Wasser- und Stromversorgung, hieß es, sei defekt. Eine weitere Absurdität in der langen Serie von Zumutungen für die Anleger. Das auf handfeste - wenngleich tiefrote - Zahlen und einen Sanierungsplan wartende Publikum wird mit Ausreden hingehalten, die jeder Beschreibung spotten. Es scheint drunter und drüber zu gehen in der einst so schönen, neuen Kinowelt. Mit viel Wohlwollen könnte man Vorstandschef Michael Kölmel als glücklos bezeichnen. Denn nicht alles, was schief läuft, ist ihm zuzuschreiben. Vielen Medien- und Entertainmentfirmen geht es nicht gut. Dennoch: Seit Monaten verkauft Kölmel keine Filme mehr bei den Privatsendern, das Kinogeschäft läuft - anders als beim Wettbewerber Senator - mäßig und das florierende DVD-Geschäft allein hilft Kinowelt nicht aus der Krise. Es gäbe also genug Gründe für den Vorstand, mit den Aktionären ehrlicher umzugehen. Das Gegenteil ist der Fall. Dem, der sein Geld auf die Zukunft von Kinowelt gesetzt hat, bleibt heute noch eine Handvoll Penny Stocks.

Es hilft nichts, Kinowelt muss von Grund auf saniert werden. Der Verkauf von Beteiligungen ist nur der Anfang. So zynisch es klingt: Der Wertverlust der Aktie könnte hilfreich sein. Als Zahlungsmittel, das Kinowelt einst im Überfluss besaß und für den Einkauf überteuerter Filmpakete einsetzte, fällt das Papier aus. Das dämpft den Größenwahn der Cineasten.

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