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Wirtschaft: Kluge Ratschläge

Für CHINA ist Europa wichtigster Handelspartner. Peking würde den Euro am liebsten teilen.

Peking - Kürzlich hat China Außenhandelszahlen verkündet, die in den europäischen Wirtschaftsministerien Champagnerflaschen auf den Tisch gezaubert hätten: Sowohl Importe als auch Exporte im Mai lieferten neue Rekorde, die Ausfuhren stiegen gar um 15,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Doch wie kommentierten Chinas Experten derart hervorragende Zahlen? „Es ist viel zu früh, um daraus zu schließen, dass das Schlimmste vorbei ist“, sagte Zhao Jingping vom Entwicklungsforschungszentrum des Staatsrates. Der chinesische Pessimismus rührt aus der sich zuspitzenden europäischen Schuldenkrise, die auch für China schwerwiegende Folgen haben könnte. Europa ist größter Handelspartner, eine geringere Nachfrage in der EU würde die Ausfuhren im Reich der Mitte empfindlich treffen und Chinas Wirtschaftswachstum negativ beeinflussen. Auch würden Chinas Direktinvestitionen in Europa schrumpfen, mit einer Abwertung des Euros schwände auch der entsprechende Wert der chinesischen Währungsreserven. Und schließlich ist auch der asiatische Aktienmarkt nicht nur psychologisch eng mit den europäischen und amerikanischen Börsen verzahnt.

Zwar hat Li Keqiang, Chinas Vizepremierminister, am Donnerstag erneut die Hilfe seines Landes in der Euro-Krise zugesagt. Gleichzeitig machte er aber klar, dass vor allem die Mitglieder der Europäischen Union dafür verantwortlich seien, die finanzielle Situation zu stabilisieren und die Schuldenkrise zu bewältigen.

Xiao Gang, Vorstandsvorsitzender der Bank of China, gab am Freitag in einem Beitrag für die Zeitung „China Daily“ sogar Ratschläge zur Bewältigung der Krise. „Setzt man voraus, dass die Probleme der Euro-Zone nicht nur ökonomische oder technische sind, ist es wichtig für die Europäische Union, die politische Gemeinschaft zu stärken, um die Währungsunion zu retten“, schreibt der Bankchef. Er schlägt eine neue Form des Euro vor. „Die kleineren Länder könnten eine neue gemeinsame Währung einführen“, erklärte Xiao Gang, „oder eine doppelte Währung, in der der neue Euro für internationale Transaktionen genutzt werden würde und die einheimische Währung für einheimische Zahlungen.“ Mit diesem Kompromiss könne das Auseinanderbrechen der Euro-Zone verhindert werden. Und damit auch die Katastrophe für Chinas Wirtschaft. Benedikt Voigt

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