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Am Hamburger Flughafen werden die Körperscanner derzeit getestet.

© dpa

Körperscanner: Schnitzel macht Waffen unsichtbar

Die neuen Körperscanner haben womöglich Schwächen. Journalisten ist es offenbar gelungen, eine unter Fleisch versteckte Schusswaffe durch die Kontrolle zu schmuggeln.

Berlin - Kaum hat Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) den Probebetrieb der neuen Körperscanner am Hamburger Flughafen gestartet, wird die Effektivität der Geräte auch schon in Frage gestellt. Britische Journalisten hätten eine unter Fleisch versteckte Schusswaffe durch ein solches Kontrollgerät schmuggeln können, meldete das „Heute Journal“ des ZDF.

Sicherheitsexperten schließen das für die hierzulande eingesetzten Scanner indes eher aus. Laut ZDF genügt es jedoch, eine Waffe unter am Körper befestigten Schnitzeln zu verbergen, um die Geräte auszutricksen. Weil die eingesetzten Millimeterwellen das Fleisch nicht durchdringen könnten, blieben gefährliche Gegenstände unerkannt.

Beim Bundespolizeipräsidium wollte man sich gestern zu dem Beitrag nicht äußern. Das Bundesinnenministerium kenne bisher nur die Medienberichte, sagte dessen Sprecher Markus Beyer auf Anfrage. Nach bisherigen Erkenntnissen soll sich der Fall in den Niederlanden zugetragen haben. Man stehe im Rahmen der Scannererprobung in einem europaweiten Erfahrungsaustausch und werde „der Sache nachgehen“. Die österreichische Firma EAS Envimet Analytical Systems, von der die Bundespolizei die beiden jetzt in Hamburg im Test stehenden ProVision-Geräte des US-Herstellers L3 Communications erworben hat, äußerte sich am Dienstag nicht.

Sicherheitsexperten, die mit der Technologie vertraut sind, halten es für unwahrscheinlich, dass der Schnitzel-Trick bei den ProVision-Geräten funktionieren könnte. Sie verweisen darauf, dass die Scanner auch auf Flüssigkeiten reagieren und eine schweißfeuchte Stelle an einem Hemd für einen Alarm ausreicht. Auch ein Fleischstück sei in der Regel feucht.

In Hamburg, wo die Passagiere sechs Monate lang freiwillig entscheiden können, ob sie die neue Technik den herkömmlichen Kontrollen vorziehen, ist das Interesse der Reisenden an den Scannern gestern bereits groß gewesen, berichtete das Innenministerium. In zwei Jahren sollen Flugpassagiere auch wieder unbegrenzt Flüssigkeiten im Handgepäck mitführen können. Das bekräftigte der Generalsekretär der internationalen Zivilluftfahrtorganisation ICAO, Raymond Benjamin, im Vorfeld des Jahreskonferenz des Gremiums, die am Dienstag im kanadischen Montreal begann. Bis 2012 würden an den meisten Flughäfen auch die neuen Flüssigkeitsscanner installiert sein, die prüfen können, ob sich hinter Wein, Haargel oder Zahnpasta auch wirklich keine Sprengstoffe verbergen.

Bereits im Frühjahr hatte die EU mitgeteilt, dass bis zum 29. April 2013 alle europäischen Flughäfen mit entsprechenden Geräten ausgestattet sein müssen. Von diesem Zeitpunkt an ist dann auch wieder die Mitnahme von Flüssigkeiten erlaubt. Derzeit dürften nur maximal zehn Behältnisse mit jeweils maximal 100 Millilitern Inhalt in einem Klarsichtbeutel mitgeführt werden. Die Verbote waren eingeführt worden, nachdem britische Behörden 2006 einen Anschlag mit Flüssigsprengstoff vereitelt hatten. Inzwischen sind die Bestimmungen hinsichtlich der Mitnahme von Duty- Free-Waren in manipulationssicheren Beuteln bereits gelockert worden. Sie dürfen bei Flügen aus bestimmten Ländern mitgenommen werden. Rainer W. During

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