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Wirtschaft: Konjunktur: Das stärkste Wachstum seit der Einheit

Die deutsche Wirtschaft ist im ersten Halbjahr 2000 so stark gewachsen wie nie zuvor: Das Bruttoinlandsprodukt legte um 3,3 Prozent zu. Einen solchen Anstieg hat es seit der Wiedervereinigung noch nie gegeben, teilte das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mit.

Die deutsche Wirtschaft ist im ersten Halbjahr 2000 so stark gewachsen wie nie zuvor: Das Bruttoinlandsprodukt legte um 3,3 Prozent zu. Einen solchen Anstieg hat es seit der Wiedervereinigung noch nie gegeben, teilte das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mit. Getragen war das Wachstum vor allem durch den starken Export und eine anziehende Binnennachfrage. Auch wenn die Europäische Zentralbank die Zinsen erhöhen sollte, was für Donnerstag erwartet wird, werde das die Konjunktur nicht schwächen, sagte Bundesbank-Präsident Ernst Welteke.

Das Bundesfinanzministerium reagierte erfreut auf die Zahlen: Sie zeigten, dass der Wirtschaftsaufschwung sich weiter verstärkt und an Breite gewonnen habe. Auch die Aussichten für die weitere Entwicklung seien gut. Für das Gesamtjahr rechnet der Wirtschaftsminister nun mit einem Wachstum von drei Prozent. Bislang lag die Prognose nur bei 2,75 Prozent.

Wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte, lag der Anstieg der Exporte im ersten Halbjahr mit 12,5 Prozent deutlich über dem der Importe mit 9,4 Prozent. Der Wert der gesamten erwirtschafteten Leistung nahm im zweiten Quartal allerdings mit 3,1 Prozent etwas weniger zu als im ersten Vierteljahr. Zum etwas schwächeren Wirtschaftswachstum im zweiten Quartal des Jahres trug ein relativ schwacher Anstieg der Bruttoinvestitionen in Höhe von 2,6 Prozent bei, der auf rückläufige Bauinvestitionen zurückzuführen war. Insgesamt waren die Bereiche Finanzierung, Vermietung und Unternehmensdienstleister (plus 5,4 Prozent) sowie Handel, Gastgewerbe und Verkehr (plus 5,1 Prozent) am Aufschwung beteiligt.

Getrübt wird die allgemeine Freude über den Aufschwung allerdings durch eine erhöhte Preissteigerung in Deutschland und im gesamten Euroraum im Vergleich zum Vorjahr. So lag die Preissteigerung im Euroraum im Juli bei 2,6 Prozent. Das war vor allem wegen der Energiepreissteigerungen und dem schwachen Euro deutlich mehr als vor einem Jahr. Nach Ansicht von Marktbeobachtern wird eine Leitzinserhöhung der Europäischen Zentralbank an diesem Donnerstag immer wahrscheinlicher.

Eine Zinserhöhung der Europäischen Zentralbank (EZB) würde nach Ansicht von Bundesbankpräsident Ernst Welteke der Konjunktur aber nicht schaden. "Die Erhöhung der Zinsen in Verbindung mit der Wechselkursentwicklung stellt kein Hindernis für weiteres wirtschaftliches Wachstum dar", sagte Welteke.

Mit Bedauern stellte sein Kollege, der französische Notenbank-Chef, allerdings fest, dass der Euro gegenüber dem Dollar immer noch unterbewertet ist.

Er sei aber davon überzeugt, dass die Märkte dies nach und nach berücksichtigen würden. Bundesfinanzminister Hans Eichel und sein französischer Amtskollege Laurent Fabius wollen persönlich an den Internationalen Finanzmärkten für den Euro werben.

Karin Birk

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