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Konjunktur: Trügerischer Aufschwung

Die Wirtschaftskrise ist vorüber, aber ein kräftiger Aufschwung ist noch längst nicht in Sicht. Dieser Trend für 2010 zeichnet sich angesichts der Konjunkturprognosen ab, die die namhaften Forschungsinstitute dieser Tage veröffentlichen.

Berlin - Am Mittwoch zogen das IfW (Kiel), das IMK (Düsseldorf) und das IWH (Halle/Saale) nach. Ihre Einschätzungen unterscheiden sich zwar – das IfW erwartet ein Wirtschaftswachstum von nur 1,2 Prozent, das gewerkschaftsnahe IMK sieht 2,0 Prozent. Angesichts der Ungenauigkeit derartiger Prognosen, die bei mindestens einem halben Prozentpunkt liegt, sind die Unterschiede aber übersichtlich.

Vor allem wegen der Nachwirkungen der Finanzkrise werde die Dynamik international für einige Zeit verhalten bleiben, heißt es in der Prognose der Kieler Forscher. Daher werde die deutsche Wirtschaft auch mit Stagnation in das kommende Jahr starten, trotz der gegenwärtig besseren Stimmung in den Firmen. Erst ab der Jahresmitte werde es eine stärkere Erholung geben, mit Quartals-Wachstumsraten von bis zu zwei Prozent.

Ein etwas anderes Konjunkturmuster mit leicht stärkeren Wachstumsraten erwarten IMK und IWH. Zunächst würden die Konjunkturprogramme im In- und Ausland vor allem für die Exportwirtschaft die Nachfrage beleben. Nach dem Ende der Stützungsaktionen werde die Kraft des Aufschwungs aber nachlassen. „Die Zahlen sind erfreulich, aber leider auch ein bisschen trügerisch“, sagte IMK-Chef Gustav Horn. Die Krise sei noch nicht überwunden.

Der Osten Deutschlands wird beim Wachstum nach Einschätzung des IWH in Halle etwas hinter dem Westen zurückbleiben – für den Osten soll die Rate bei 1,1 Prozent liegen, für den Westen bei 1,9 Prozent. Dies gehe darauf zurück, dass die Struktur im Osten kleinteiliger und weniger vom Export abhängig sei.

Trotz der verhaltenen Aussichten kommen alle drei Institute zum Schluss, dass sich die Zunahme der Arbeitslosigkeit in Grenzen halten wird. Die Annahmen bewegen sich zwischen 3,6 Millionen (IMK) und 4,1 Millionen (IWH). Angesichts des Einbruchs in diesem Jahr sei es erstaunlich, dass die Arbeitslosigkeit nicht schneller und stärker zugenommen habe, befindet das IfW. Dies sei auch eine Folge der Arbeitsmarktreformen im Rahmen der Agenda 2010, die auch die Lohnanstiege begrenzt hätten. Im Zuge des Wirtschaftseinbruchs 2009 von etwa fünf Prozent hatten pessimistische Forscher damit gerechnet, dass im Winter 2010 fünf Millionen Menschen einen Job suchen werden. Die staatlich geförderte Kurzarbeit hat aber bislang Entlassungen im großen Stil verhindert. Carsten Brönstrup

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