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Konjunkturaussichten: Aufschwung verliert Tempo

In den kommenden Monaten wird sich der Aufschwung in Deutschland abschwächen. Davon sind zumindest Finanzmarkt-Fachleute hierzulande überzeugt.

Berlin - Das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) aus Mannheim ermittelte in seiner monatlichen Umfrage zu den Konjunkturaussichten für die kommenden sechs Monate einen Rückgang des Index von 21,2 auf 14 Punkte, wie das Institut am Dienstag mitteilte. Das war das vierte Minus in Folge. Befragt hatte das ZEW 284 Börsenexperten und Anleger. Angesichts der schwächelnden internationalen Entwicklung sei vielen „die Wachstumseuphorie einzelner Branchen offenbar nicht ganz geheuer“, mutmaßte ZEW-Präsident Wolfgang Franz, auch Chef der Wirtschaftsweisen.

Dagegen ist Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) optimistisch. „Die Weichen für die kommenden Monate sind weiter auf Expansion gestellt“, heißt es im Monatsbericht für den August aus seinem Ressort. Die Stimmung in der Wirtschaft sei zuversichtlich, die Auftragsbestände nähmen zu. Allerdings verweist der Bericht auch auf den Einfluss der Weltkonjunktur auf die exportlastige deutsche Wirtschaft. Dafür werde sich der Binnenkonsum im Jahresverlauf bessern. Die gute Lage am Arbeitsmarkt, das ruhige Preisklima sowie die von der Regierung eingeleiteten Entlastungen dürften sich positiv auf die verfügbaren Einkommen auswirken.

Auch Commerzbank-Volkswirt Ralph Solveen glaubt nicht an ein Ende der Erholung. Der Rückgang des ZEW-Index signalisiere „in erster Linie eine Rückkehr zu normalen Wachstumsraten“, erklärte er. Nach den guten Zahlen zum zweiten Quartal könnten die Aussichten für den Rest des Jahres schlicht nur schlechter werden. Im Frühjahrsquartal hatte es ein so starkes Wachstum wie seit zwei Jahrzehnten nicht mehr gegeben. Um 2,2 Prozent hatte die Wirtschaftsleistung zwischen April und Ende Juni zugelegt, das sind auf das Jahr hochgerechnet etwa neun Prozent.

Angesichts dieser Zahlen will das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) seine Wachstumsprognose für dieses Jahr nach oben korrigieren. „Drei Prozent sind drin“, sagte Konjunkturchef Christian Dreger dieser Zeitung. Bislang hatte das DIW ein Plus von nur 1,9 Prozent für möglich gehalten. Allerdings werde die Entwicklung vermutlich nicht im bisherigen Tempo weitergehen, sagte der Wissenschaftler. Entscheidend für den deutschen Außenhandel sei, wie es in den USA und in China weitergehe. In den Vereinigten Staaten gebe es absehbar keine starke Dynamik, in der Volksrepublik eine gefährliche Preisblase auf dem Immobilienmarkt. Minister Brüderle hatte vergangene Woche gesagt, das Wachstum werde 2010 „weit über zwei Prozent“ liegen. Eine aktualisierte Prognose der Regierung gibt es noch nicht, offiziell gilt noch die Annahme von 1,4 Prozent. Carsten Brönstrup

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