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Mal eben schnell von unterwegs die Aktien im Depot checken. Mit Smartphones ist das kein Problem. Apps von der Bank können meist noch mehr.

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Kontomobil: Banking im App-Zeitalter

Bankgeschäfte mit dem Handy erledigen ist bequem. Doch die Handhabung ist nicht ganz einfach – und nicht ohne Risiko.

Allein im laufenden Jahr werden rund 18 Millionen Smartphones in Deutschland verkauft. Beinahe die Hälfte der Handy-Nutzer hat bereits ein solches Multimediagerät. Viele von ihnen greifen von überall aufs Internet zu und können so einen Teil ihres Alltags von unterwegs aus erledigen.

Diesen Trend haben auch die Kreditinstitute erkannt. Mal eben in der Bahn die Miete anweisen oder aus dem Italien-Urlaub das Wertpapierdepot pflegen – die meisten Banken bieten entsprechende Apps für die gängigen Betriebssysteme der mobilen Geräte an. Branchenkennern zufolge nehmen die Kunden die Angebote gut an. So gut, dass es sich Banken nicht mehr leisten können, keine mobilen Lösungen anzubieten. „Es ist ja nicht so, dass die Institute an den Programmen verdienen“, sagt Michael Barth, Finanzexperte beim IT-Verband Bitkom. Schließlich müssen die Apps einen besonders hohen Sicherheitsstandard haben und die stetige Aktualisierung kostet ebenfalls.

Dennoch stehen die Geldhäuser bei den Softwareherstellern Schlange. „Die Banken müssen verhindern, dass sie die junge Generation an die Konkurrenz verlieren“, erläutert Barth. Laut einer aktuellen Studie der GfK sind vor allem Jugendliche, Studierende sowie junge Gutverdiener stark vernetzt. Fast 90 Prozent in dieser Gruppe geben an, dass sich ihr Leben durch die ständige Kommunikation grundlegend geändert hat. „Kunden erwarten ein leistungsfähiges Online-Banking – auch mobil“, sagt Barth.

Die Banken selbst betonen den wachsenden Stellenwert der mobilen Anwendungen. „Für uns ist das ein wichtiges Instrument, um mit unseren Kunden in Kontakt zu treten und in Kontakt zu bleiben“, sagt Michaela Roth, Sprecherin des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands. Die Sparkassen wollen das Angebot weiter ausbauen und betreiben – „parallel zum klassischen Filialgeschäft“. Soll heißen, weniger Berater oder gar weniger Filialen soll es trotz der neuen technischen Möglichkeiten nicht geben.

Mehr als drei Millionen Mal seien die Sparkassen-Apps, die es sowohl für Apple- als auch für Android-Handys gibt, inzwischen heruntergeladen worden. Im App-Store von Apple sind sie die meistgeladenen aller Banken. In einem aktuellen Test der Computerzeitschrift „Chip“ liegen sie gemeinsam mit dem Angebot der Postbank an der Spitze. Android-Nutzer müssen jedoch auf eine abgespeckte Version zurückgreifen. Besonders stolz sind die sonst eher bodenständigen Sparkassen darauf, dass mit ihrer App auch Kunden anderer Institute ihre Konten pflegen können. Verständlich, erschließen sie sich damit doch einen Kreis potenzieller Neukunden.

Wer lediglich sein Girokonto über eine App pflegen will, kann das jedoch getrost über das Angebot seiner Hausbank machen, empfiehlt Axel Kossel von der Computerzeitschrift „C'T“. „In den meisten Fällen sind die Programme inzwischen gut gemacht, und auch bei der Datensicherheit haben die Institute in den vergangenen Jahren nachgerüstet.“ Kunden, die Konten bei unterschiedlichen Banken oder Wertpapierdepots haben, die sie ebenfalls mobil verwalten wollen, können auch Angebote unabhängiger Drittanbieter nutzen. „Auch die sind im Rahmen heutiger Möglichkeiten sicher.“ Beliebt im Apple-Store ist zum Beispiel iOutbank. Mit einem Preis von sieben Euro zählt sie zu den teureren Angeboten. Nicht zu teuer, findet Kossel. „Der Preis ist bei Finanz-Apps durchaus ein Hinweis auf die Qualität.“ Verbraucherschützer raten dennoch ausdrücklich zur App der Hausbank. „Falls bei Buchungen oder anderen Anwendungen irgendetwas schiefgeht, weiß man sicher, an wen man sich wenden muss“, sagt Frank-Christian Pauli, Bankenexperte beim Bundesverband der Verbraucherzentralen (VZBV).

Trotz allen Komforts: Bankgeschäfte von unterwegs zu erledigen – im Vorbeigehen funktioniert das nicht. Wie beim Online-Banking am heimischen Computer müssen Kunden jede Transaktion mit einem eigenen Code bestätigen. Banken verwenden dafür zum Beispiel das mTan-Verfahren, eine zufällig erzeugte sechsstellige Zahl, die dem autorisierten Nutzer als SMS zugeschickt wird.

Um die Sicherheit zu gewährleisten, darf diese SMS aber nicht auf demselben Gerät landen, von dem aus die Überweisung oder der Dauerauftrag getätigt wird. Schadsoftware kann solche Codes sonst ausspionieren. Banken sichern sich in ihren AGB explizit gegen Fälle ab, in denen Nutzer Opfer eines solchen Angriffs werden. Wer sichergehen will, muss also entweder ein zweites Handy dabei haben oder einen Tan-Generator verwenden. Das kleine Gerät wird von Banken ausgegeben und erzeugt nach dem Einlegen der Karte die Nummern im Zufallsprinzip.

Bei der zunehmenden Verbreitung der Smartphones ist es für Fachleute nur eine Frage der Zeit, bis größer angelegte Phishing-Attacken – bislang vor allem aus dem Online-Banking am heimischen PC bekannt – auch mobil stattfinden. Das noch bis ins vergangene Jahr verwendete Pin/Tan-Verfahren habe in seiner Einfachheit zwar geholfen, Online-Banking massentauglich zu machen, sagt Verbraucherschützer Pauli. Gemessen daran, dass die Sicherheitslücken spätestens seit 2004 bekannt gewesen seien, hätten die Banken aber viel zu lange für die nun gängige Alternative gebraucht. „Diese große Trägheit der Kreditinstitute darf sich beim Mobile Banking nicht wiederholen.“

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