zum Hauptinhalt

Kostensenkung: Arbeitslose helfen beim Energiesparen

Langzeitarbeitslose lassen sich zu Energiesparberatern ausbilden und helfen armen Menschen beim Sparen. Die Idee funktioniert offenbar: Arme Haushalte konnten ihr Kosten um 136 Euro senken.

Berlin - Als das Projekt vor knapp zwei Jahren gestartet wurde, hielten sich bei Beobachtern Neugier und Skepsis die Waage: Langzeitarbeitslose sollten sich zu Energiesparberatern ausbilden lassen und arme Menschen zu Hause besuchen, um ihnen Tipps zu geben. Die Idee klinge zu schön, um zu klappen, sagten Kritiker. Die Bedenken scheinen unbegründet: Im Schnitt sparten die mehr als 33 000 bisher beratenen Haushalte durch Tipps und die zur Verfügung gestellten Produkte im Schnitt 86 Euro beim Strom, 40 Euro beim Wasser und zehn Euro Heizkosten ein: 136 Euro pro Jahr.

Das teilten die Initiatoren des Projektes „Stromspar-Check“ am Donnerstag auf einem Fachkongress in der Berliner Urania mit. Der Deutsche Caritasverband und der Bundesverband der Energie- und Klimaschutzagenturen stützten sich dabei auch auf ein Gutachten der Forschungsstelle für Umweltpolitik der FU Berlin, die das Projekt im Auftrag des größten Geldgebers, des Bundesumweltministeriums, untersucht hat.

Das Zwischenfazit lautet: Bisher haben die Initiatoren 1400 Langzeitarbeitslose geschult, davon sind aktuell noch 790 in rund 100 Städten und Gemeinden im Einsatz, fast 60 Prozent als Ein-Euro-Jobber. Sie geben allgemeingültige Tipps (Töpfe beim Kochen mit Deckel verschließen, Waschmaschine voll beladen), beraten die Haushalte aber auch individuell und stellen bei Interesse und Bedarf auch Geräte zur Verfügung: Energiesparlampen, schaltbare Steckerleisten und Zeitschaltuhren für Elektrogeräte, Strahlregler für Wasserhähne, Wasserspar-Duschköpfe im Einkaufswert von 58 Euro im Schnitt. Das Programm richtet sich vor allem an Empfänger von Arbeitslosengeld II (Hartz IV), Sozialhilfe oder Wohngeld.

Laut der Umfrage der FU-Forscher konnten 79 Prozent der Teilnehmer ihre Kosten merklich senken. Zwei Drittel der Befragten gaben an, einige Tipps auch an Freunde und Bekannte weitergegeben zu haben. 54 Prozent zeigten sich „stark motiviert“, sich auch künftig stärker um den Energieverbrauch zu kümmern. Als Motiv zur Teilnahme an dem Projekt nannten 91 Prozent: Kosten senken. Einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten, war mit 61 Prozent deutlich weniger Teilnehmern „sehr wichtig“.

Das Projekt ist noch bis Ende des Jahres durchfinanziert. Das Umweltministerium hatte in zwei Phasen insgesamt zwölf Millionen Euro bereitgestellt, weitere sechs Millionen kamen aus Drittmitteln, unter anderem von Kommunen. Dafür sparen die bisher beratenen Privathaushalte gemeinsam fast 39 Millionen Euro an Energiekosten über die Lebensdauer der Spargeräte ein. Geld, das Haushalte anderweitig ausgeben können.

Wie es weitergeht, ist unklar. Eine weitere staatliche Förderung ist bisher nicht vorgesehen. Michael Geißler, Vorsitzender der Energieagenturen forderte auf dem Kongress die großen Energiekonzerne auf, das Projekt zu unterstützen. „Die Versorgungsunternehmen täten gut daran, mehr oder überhaupt etwas zu tun“, sagte er. Kevin P. Hoffmann

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false