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Wohin des Wegs? Was aus der City BKK wird, ist ungewiss. Die Kasse leidet darunter, dass viele alte und kranke Menschen bei ihr versichert sind.

© picture-alliance/ gms

Krankenkasse City BKK: 15 Euro zu viel

Die City BKK bangt wieder um ihr Überleben. Wegen der Zusatzbeiträge wandern die Kunden der Krankenkasse ab. SPD-Gesundheitsexperte Lauterbach warnt vor einem Kassensterben.

Berlin - Die Versicherten der City BKK brauchen starke Nerven. Nachdem die Krankenkasse bereits im vergangenen Jahr die drohende Schließung nur durch ein ehrgeiziges Sanierungsprogramm abwenden konnte, prüft das Bundesversicherungsamt jetzt wieder, ob die Kasse ihren Geschäftsbetrieb einstellen muss. Mit einer Entscheidung wird Anfang Mai gerechnet. „Es ist dieses Mal wirklich ernst“, heißt es aus Branchenkreisen. „Bei einer Schließung hätten die Versicherten aber keine Nachteile“, versichert Christine Richter, Sprecherin des Bundesverbandes der Betriebskrankenkassen. Sie könnten zu einer anderen Kasse wechseln.

Die City BKK leidet unter ihrer Mitgliederstruktur und hat gleich zwei Handicaps: Unter ihren 150 000 Mitgliedern sind viele Alte und Kranke. Und viele von ihnen leben in den Ballungszentren Hamburg und Berlin, wo Arzt-, Labor- und Therapiekosten oft höher sind als im Bundesschnitt. „Der Gesundheitsfonds ersetzt uns aber nur die Durchschnittskosten“, sagt City BKK-Sprecher Thorsten Nowak. „Das reicht nicht.“

Seit Januar erhebt die Kasse daher einen Zusatzbeitrag, der mit 15 Euro monatlich deutlich über dem liegt, was die Konkurrenz ihren Versicherten abverlangt. Die Konsequenz: „Wir haben seit Jahresanfang rund zehn Prozent unserer Mitglieder verloren“, berichtet Nowak. Nun prüft das Bundesversicherungsamt, ob die Kasse angesichts des Mitgliederschwunds wirtschaftlich überleben kann. „Eine Entscheidung ist noch nicht gefallen“, betont Nowak.

Dennoch ist zu befürchten, dass die neuen Hiobsbotschaften – wie im vergangenen Jahr – dazu führen, dass sich Versicherte schon jetzt sicherheitshalber nach einer neuen Kasse umsehen. Weil vor allem die jungen Gesunden gehen, würde sich das Problem weiter verschärfen. Eine rettende Fusion mit einer anderen Kasse ist angesichts der problematischen Mitgliederstruktur der City BKK nicht in Sicht. Allerdings könnte die Kasse noch Finanzhilfen von 40 Millionen Euro in Anspruch nehmen, die ihr die anderen Betriebskrankenkassen 2010 zugesichert hatten. Das Geld hat die City BKK bislang nicht abgerufen. „Das war nicht erforderlich“, sagt Nowak, „wir sind liquide“.

Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach glaubt, dass die City BKK kein Einzelfall ist. Er rechnet damit, dass die Zusatzbeiträge, die derzeit im Schnitt bei acht Euro liegen, bis zum Jahr 2017 auf 50 Euro im Monat steigen werden. Für die betroffenen Kassen wäre das lebensbedrohlich. „Wer Zusatzbeiträge verhindern kann, überlebt, wer Zusatzbeiträge nehmen muss, verschwindet vom Markt“, sagte Lauterbach dem Tagesspiegel. „Für die City BKK waren bereits 15 Euro tödlich.“

13 der insgesamt 155 Kassen erheben derzeit Zusatzbeiträge. Zu ihnen gehört die DAK, die ebenfalls wegen der Zusatzzahlungen im vergangenen Jahr viele Mitglieder verloren hatte. Gerüchte über Finanzprobleme weist die DAK, die sechs Millionen Menschen versichert, entschieden zurück: „Wir rechnen zum Jahresende mit einem Überschuss von 200 Millionen Euro“, betont Sprecher Rüdiger Scharf. Auch der GKV-Spitzenverband gibt Entwarnung: „Keine große Kasse steht derzeit vor existenziellen Problemen“, sagt Sprecher Florian Lanz.

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