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Wirtschaft: Kredite vom Marktplatz Web 2.0

Smava organisiert virtuelle Treffen mit Anlegern

Berlin – „Kredite von Mensch zu Mensch.“ Glaubt man Alexander Artopé und Jörg Rheinboldt, dann soll an diesem Wochenende in Berlin eine Art soziale Bewegung des Bankgewerbes ins Leben gerufen werden. Die beiden Internet-Unternehmer gehen mit Smava online, Deutschlands erstem Marktplatz für private Kredite. Die Idee: Jeder Nutzer kann sein eigener Banker sein und Geld verleihen oder Kredite aufnehmen. Nur Angebot und Nachfrage bestimmen den Zins. Eine Bank, die als Vermittler mitkassiert, kommt in dem Projekt nicht vor. Wer will, kann darüber hinaus eine „soziale Rendite“ erzielen, indem er selbst entscheidet, welches Kreditprojekt er finanziert. Damit will sich Smava von Vorbildern wie Zopa und Prosper abheben, die ähnliche Dienste seit mehreren Jahren in Großbritannien und den USA betreiben.

Artopé, Mitgründer der Berliner Softwarefirma Datango, und Rheinboldt, Ex-Deutschlandchef von Ebay, wollen mit ihrer Neugründung wieder ins digitale Geschäft einsteigen. Für das Web 2.0-Feeling bringen sie alle Zutaten mit: einen Marktplatz im Netz, ein Vorbild aus dem Ausland, Geldgeber und Marketingtalent – sowie eine Prise soziales Gewissen.

„Smava wird für Geldanlagen und Kredite das, was Ebay für Gebrauchs- und Konsumgüter ist“, zieht Smava-Gesellschafter Rheinboldt einen für ihn naheliegenden Vergleich. „Wir wollen unseren Nutzern die persönliche Freiheit über ihre Finanzen zurückgeben“, sagt Artopé. Und seinen Gründern langfristig einen schönen Gewinn.

Das geht so: Kreditnehmer geben nach der Prüfung ihrer finanziellen Verhältnisse (Schufa, Lohnsteuerkarte, Haushaltsrechnung) auf dem Smava-Marktplatz an, wie viel Geld zwischen 500 und 10 000 Euro sie für ihr Kreditprojekt benötigen und wie hoch der Zins sein darf, den sie zahlen wollen. Anhand eines Schufa-Rankings werden sie in Bonitätsklassen eingeteilt, die dem Kreditgeber Hinweise auf das Risiko geben, dass er sein Geld nicht wiedersieht.

Anleger können bei Smava zwischen 500 und 25 000 Euro verleihen und auswählen, wie hoch Risiko und Rendite sein sollen. Ihr Kapitaleinsatz wird in einem Pool gesammelt und an Kreditnehmer der gleichen Bonitätsklasse ausgereicht. So soll das System gegen Ausfälle schützen: Platzt der Kredit eines Anlegers, springen die restlichen mit einem Beitrag ein. Muss Geld eingetrieben werden, beauftragt Smava eine Inkassofirma.

Kreditnehmern wird – je nach Bonität – ein Zinsvorteil von 1,5 bis zwei Prozent gegenüber herkömmlichen Bankdarlehen versprochen. Ab fünf Prozent, so glaubt Alexander Artopé, sei ein Kredit bei Smava zu haben. Im Schnitt rechnet er mit Beträgen von 4000 bis 5000 Euro. Zur Höhe des Vorteils für Anleger wagt er keine Prognose. „Der Kreditnehmer ist bei uns kein Bittsteller“, sagt Artopé. „Für den Geldgeber ist transparent, wohin sein Kredit fließt.“ Smava verdient mit einer Gebühr in Höhe von einem Prozent des (vermittelten) Kreditbetrages. Für Anleger ist der Dienst vorerst kostenlos.

„Smava ist keine Bank“, betont Artopé. Da das Start-up keine Banklizenz hat, kooperiert man bei der Abwicklung mit der Bank für Investments und Wertpapiere (BIW), einem auf Online-Finanztransaktionen spezialisierten Institut. Mit dieser Konstruktion vermeiden die Berliner Ärger mit der deutschen Finanzaufsicht. Laut Kreditwesengesetz darf eine Nicht-Bank nämlich nicht gewerbsmäßig Kredite verleihen. Die von der BIW verwalteten Guthaben sind zudem vom Einlagensicherungsfonds abgesichert. Die BIW-Inhaber sind neben Jörg Rheinboldts M10 GmbH zugleich Gesellschafter bei Smava; ebenso wie das Smava-Management und die Berliner Beteiligungsgesellschaft Econa.

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