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Krise: Wirtschaft hofft auf die Wende

Unternehmen glauben, das Schlimmste überstanden zu haben – für den Arbeitsmarkt gilt das noch nicht.

Berlin - Nach dem steilen Absturz der Konjunktur in Deutschland mehren sich die Anzeichen für eine Stabilisierung in den nächsten Monaten. Die Unternehmen rechnen wieder mit besseren Geschäften, wie eine Umfrage des Wirtschaftsverbandes DIHK ergab. Das Konjunkturbarometer des Mannheimer Instituts ZEW, das ebenfalls auf einer Umfrage basiert, stieg unerwartet steil an. Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) sieht angesichts der Daten eine „gewisse Talsohle“ erreicht.

Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag geht sogar noch weiter. „Die Wirtschaft hat den Wendepunkt vor Augen“, sagte DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben am Dienstag. Sein Verband hat gut 22 000 Firmen zu ihren Plänen befragt, derartige Erhebungen gelten unter Konjunkturforschern als besonders verlässlich. Die Rezession habe zwar fast alle Branchen erreicht, sagte Wansleben. Viele Bereiche wie der Export und die Industrie hätten aber das Schlimmste hinter sich und blickten wieder zuversichtlicher nach vorne. „Endlich besteht die Chance, dass die Wirtschaft sich aus ihrer Schockstarre löst“, sagte Wansleben. Erste Impulse kommen dem DIHK zufolge aus China und anderen Staaten Asiens, aus Brasilien, aber auch aus Frankreich, Italien und den USA. Im Vorteil sieht der Verband die Branchen wie Metall, Chemie und Auto. So setze etwa die Zulieferbranche auf Impulse der Abwrackprämie in Deutschland und anderen Staaten.

Das ZEW-Konjunkturbarometer für den Juni stieg zudem um 13,7 auf 44,8 Zähler, das ist der höchste Stand seit rund drei Jahren. Die Einschätzungen der befragten Anleger und Börsenprofis deuteten darauf hin, „dass die Abwärtsdynamik in diesen Wochen zum Stillstand kommt“, sagte Wolfgang Franz, der das Institut ZEW leitet sowie den Wirtschafts-Sachverständigenrat der Bundesregierung.

Trotz positiver Signale warnte DIHK-Mann Wansleben aber vor zu viel Euphorie. Der Mangel an Aufträgen drücke derzeit noch auf den Umsatz und lasse die Investitionen einbrechen. Die Geschäftserwartungen der Firmen seien teilweise auf einem „erschreckend niedrigen Niveau“. Der DIHK erwartet wie die Bundesregierung dieses Jahr einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um sechs Prozent. Der Weg aus der Krise werde holprig verlaufen.

Dies gelte vor allem für den Arbeitsmarkt: Der Anteil der befragten Firmen, die Personal abbauen wollen, ist auf ein Drittel gestiegen. „Die Unternehmen nehmen ihre Beschäftigungspläne abermals zurück“, befand Wansleben. Bis zum Ende dieses Jahres werde es vier Millionen Arbeitslose geben. Entsprechend stünde konsumnahen Branchen wie dem Gastgewerbe und dem Einzelhandel noch die schlimmste Phase der Krise bevor.

Zum Stolperstein auf dem Weg aus dem Konjunkturtief könnte nach DIHK-Ansicht die Unternehmensfinanzierung werden. Eine flächendeckende Kreditklemme gebe es hierzulande zwar nicht, aber in einzelnen Sparten wie der exportstarken Industrie hätten sich die Probleme verschärft. „Die Finanzierungskonditionen können die mögliche Belebung durchaus abwürgen“, sagte DIHK-Chefvolkswirt Volker Treier. Die Banken sollten auch positive Geschäftsaussichten berücksichtigen, wenn sie die Kreditwürdigkeit der Unternehmen beurteilten, nicht nur die meist noch schwache aktuelle Bilanz.

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