zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Krisengipfel in drei Wochen

Wie Merkel-Berater Pfaffenbach die Lage sieht

Berlin - Er geht an Krücken, und damit befindet er sich in ähnlicher Lage wie die US-Finanzwirtschaft, die ohne staatliche Hilfen nicht mehr auskommt. Bernd Pfaffenbach, einer der engsten Wirtschaftsberater von Bundeskanzlerin Angela Merkel und Staatssekretär im Wirtschaftsministerium, hat sich den Fuß gebrochen. Lächelnd berichtet er vor dem Berliner Wirtschaftsklub VBKI davon, doch dann wird es ernst. Pfaffenbach, sonst ein Mann unermüdlicher Zuversicht, lässt auf seine Art keinen Zweifel daran, wie ernst die Lage ist: „Da werden wir noch einige Jahre dran zu knabbern haben.“

Vor allem die USA sieht Pfaffenbach dank der Staatshilfen vor langfristigen Problemen. „Das landet alles beim Steuerzahler, und diese Generation wird das nicht abbezahlen können“, sagt er. Ohnehin sei ja die Verstaatlichung von Großbanken eigentlich „ein Gedanke, der völlig absurd ist in der kapitalistischsten Gesellschaft der Welt“. Die aktuelle Finanzkrise sei unvergleichlich, „in ihren Auswirkungen alle Erwartungen schlagend“. Das ganze System sei aus den Fugen geraten.

Was aber kann die Welt tun? Die Erwartungen der Bundesregierung richten sich auf das Treffen des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank in drei Wochen in Washington. Dort wollen auch die Finanzminister der G-7-Staaten – das sind die USA, Großbritannien, Deutschland, Frankreich, Japan, Kanada und Italien – zusammenkommen. „Das Treffen in Washington wird kein anderes Thema haben als die Finanzkrise“, sagt Pfaffenbach. Nötig sei „eine bessere Zusammenarbeit der Regulierungsbehörden bis hin zu einer Koordinierung“. Ferner müssten die seit April auf dem Tisch liegenden Vorschläge des Forums für Finanzmarktstabilität umgesetzt werden.

Dabei gehe es zum Beispiel darum, Risiken, die außerhalb der Bilanz liegen, offenzulegen. Auch das Ratingwesen – also die Beurteilung von Kreditrisiken – solle reformiert werden, denn Finanzprodukte, die niemand mehr verstanden habe, seien mit erstklassigen Beurteilungen weitergereicht worden. „Das Vertrauen ist jetzt weg.“ Skeptisch zeigt sich die Bundesregierung aber bei der Frage, ob eine europäische oder sogar globale Regulierungsbehörde Sinn macht. „So etwas muss man sehr sorgsam bedenken“, sagt Pfaffenbach nur. Vermutlich denkt er daran, wie die Bundesregierung seit Jahren bei Gipfeln der G-8-Staaten – das sind die G 7 plus Russland – mehr Transparenz für die Finanzmärkte einfordert und stets am angelsächsischen Widerstand scheitert. „Ich bin gegen Mauern gelaufen“, erzählt Pfaffenbach über den Gipfel in Heiligendamm im vorigen Jahr, den er maßgeblich organisiert hat.

Die Exportnation Deutschland wird nicht ungeschoren davonkommen – daran lässt Pfaffenbach keinen Zweifel. Er deutet an, dass die Wachstumsprognosen der Bundesregierung möglicherweise nicht zu halten sein werden und wohl auch das laufende Quartal ohne Wachstum bleibt. Damit wäre die Definition einer Rezession erfüllt. „Wir sind in einer sehr schwierigen Situation, auch in Deutschland“, sagt Pfaffenbach nur. Aber die hiesige Wirtschaft stehe dank Agenda 2010 und Restrukturierungen in den Unternehmen immerhin besser da als noch vor zwei Jahren.

Und wie konnte es so kommen? Angefangen habe es mit Konsum auf Pump und niedrigen Zinsen. „Der Amerikaner fühlt sich als Patriot, wenn er konsumiert. Das möchte ich auch mal tun, aber das ist nicht unsere Art“, sagt der Staatssekretär und humpelt aus dem Saal. mod

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false