zum Hauptinhalt

Landesbanken: Fusion der Verlierer

Geburtsvorbereitungen für eine neue Staatsbank: Ausgerechnet die angeschlagenen Landesbanken in Düsseldorf und München wollen zusammengehen.

Frankfurt am Main - Nach der Mittagspause fanden gestern die Mitarbeiter der Bayerischen Landesbank einen Brief des Vorstandes auf ihrem Schreibtisch: „Finale Version“ stand oben drüber und darunter: Der Vorstand werde in den nächsten Monaten eine Fusion mit der West LB ergebnisoffen prüfen. „Uns ist bewusst, dass diese Nachricht für Sie überraschend kommt.“ Aber: „Eine Fusion mit der West LB kann eine sinnvolle Option sein.“ Um 16 Uhr wurden dann die Führungskräfte persönlich vom Vorstand um den neuen Bayern-LB-Chef Gerd Häusler informiert. Anschließend übernahm der Flurfunk die Regie.

Die Szenen, die sich in München abspielten, sind die Geburtsvorbereitungen für eine neue Staatsbank. Die Geburtshelfer sind die Bankenregulierer in Basel, die schonungslos offengelegt haben, dass es für einige Banken in Deutschland kein „Weiter so“ mehr geben kann.

Auch die Wettbewerbskommission in Brüssel, die der West LB ein Ultimatum bis 2011 gestellt hat, bis zu dem sie verkauft sein muss, ist ebenfalls nicht ganz unschuldig an den Ereignissen. Zumal es nicht beim Ultimatum blieb. Friedrich Merz, ehemaliger Chef der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag, soll „Veräußerungsbevollmächtigter“ im Auftrag des Bankenrettungsfonds für die Einhaltung dieses Ultimatums sorgen.

Damit drohte der WestLB das Schlimmste, was einer Staatsbank passieren kann – die Privatisierung. Womöglich sogar vorher noch die Zerschlagung. So kam Bewegung ins Spiel. Bisher hatten es die Landesregierungen beider Bundesländer abgelehnt, auch nur über eine Fusion mit anderen Landesbanken nachzudenken. Die Bayern waren zu stolz, NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers zu stur.

„Das ist ein echter Startschuss", hieß es am Montag im Umfeld der Vorstände in München und Düsseldorf. „In den nächsten Monaten werden wir nun die Schaffung einer gemeinsamen Universalbank mit Schwerpunkt bei Unternehmensfinanzierungen und als bedeutender Dienstleister für Sparkassen prüfen", sagte Häusler gestern Abend. Ziel sei es, bis zum Jahresende ein Ergebnis präsentieren zu können.

Charme habe das Modell auch deshalb, weil die Wirtschaftsräume Bayern und NRW ein großes Feld für das Mittelstandsgeschäft böten, verlautete aus Eigentümerkreisen der WestLB. Ferner könnten die Bayern die „Bad Bank“ der WestLB nutzen. Hier hat die WestLB schon toxische Wertpapiere und nicht mehr strategisch notwendige Assets über 77 Milliarden Euro ausgelagert.

Bei Erfolg entstünde ein Schwergewicht in der deutschen Bankenlandschaft, das nach Bilanzsumme auf Rang drei nach der Deutschen Bank und der Commerzbank rangieren würde. Eigentümer wäre vor allem der Steuerzahler: Die BayernLB gehört zu mehr als 90 Prozent dem Freistaat. Bei der WestLB ist der Bund mit einer Einlage von mehr drei Milliarden Euro eingestiegen, das Land ist mit fast 50 Prozent beteiligt.

Die Zweifel bleiben, ob die beiden schwer angeschlagenen Institute gemeinsam lebensfähig sind. Friedrich Merz hatte, noch bevor die Gespräche bekannt wurden, im kleinen Kreise Zweifel angemeldet: „Aus zwei Blinden wird nicht automatisch ein Sehender.“ HB

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false