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Abendsonne auf die Wolkenkratzer der Skyline in Frankfurt am Main.

© Fabian Sommer/dpa

Lasche Regulierung: "Zombie-Banken" weltweit ein Problem

Der Anteil schlecht dastehender Unternehmen ist in Deutschland niedrig. Experten sehen aber weltweit zu viele "Zombie-Firmen und -Banken".

Die Warnungen gibt es schon seit einiger Zeit: Von Finanzwissenschaftlern, von Ökonomen und von Notenbankern. Angesichts der anhaltend niedrigen Zinsen und einer möglicherweise zu laschen Regulierung könnten Unternehmen und Banken am Leben erhalten werden, die eigentlich gar nicht lebensfähig sind. Und die damit letztlich ein Problem für die Finanzstabilität darstellen. Die Bundesbank hat sich im jüngsten Monatsbericht die Situation im Blick auf solche „Zombie-Unternehmen“ für Deutschland angeschaut. Ergebnis: Sie haben hierzulande nur eine geringe Bedeutung und von ihnen dürften „aktuell keine spürbar dämpfenden Effekte auf das Produktivitäts- und Wirtschaftswachstum in Deutschland ausgehen“.

Allerdings bezieht sich diese Analyse auf das Jahr 2015. Und Banken zieht die Notenbank nicht in ihrer Analyse ein. Generell, so die Bundesbanker, könnten Subventionen und auch die niedrigen Zinsen dazu führen, dass eigentlich nicht konkurrenzfähige Unternehmen im Markt bleiben. Zugleich könnten unterkapitalisierte Kreditgeber, also Banken, ineffiziente oder sogar insolvente Unternehmensschuldner, also Zombie-Unternehmen finanzieren.

Als Zombie-Unternehmen gelten Firmen, die wichtige Aufwendungen aus ihren Einnahmen nicht decken können und/oder über drei Jahre die notwendigen Zinskosten nicht verdienen. Oder die über drei Jahre keinen positiven Cash Flow haben, deren Einnahmen also geringer sind als ihre Aufwendungen. Der Bundesbank zufolge ist der Anteil solcher Unternehmen in Deutschland gering. Je nach Berechnungsmethode habe er im Jahr 2000 zwischen 1,7 und 7,9 Prozent gelegen, sei bis 2007 auf 1,4 bis 4,8 Prozent gesunken und habe 2015 zwischen 2,2 und 4,7 Prozent gelegen. Damit zeige sich, dass die zahlenmäßige Bedeutung der Zombie-Unternehmen in Deutschland im Jahr 2015 ähnlich gering gewesen sei wie in früheren Aufschwungphasen. Und auch durch die anhaltend niedrigen Zinsen sei er nicht gestiegen.

Freilich hat die Bundesbank schon mehrfach vor allem mit Blick auf die Banken auf das Problem aufmerksam gemacht - etwa bei der Regulierung. „Wer eine kranke Bank durch nachsichtige Regelauslegung schont oder gar rettet, der schwächt die Substanz unserer Volkswirtschaft“, sagte jüngst Bundesbank-Vorstandsmitglied Andreas Dombret. „Er setzt das marktwirtschaftliche Prinzip außer Kraft, schwächt das Innovationspotential im Bankensektor und stützt Zombiebanken, die ohne Nachsicht gar nicht mehr lebensfähig wären“.

Kritisch beurteilt auch Clemens Fuest, der Chef des Münchner Ifo-Instituts die Lage, allerdings nicht in Deutschland. „Das Problem der Zombie-Unternehmen und -Banken ist immer noch gravierend. Vor allem in Griechenland, Italien und Portugal ist der Anteil der faulen Kredite in den Bankbilanzen immer noch viel zu hoch“, sagte er vor einigen Monaten. Studien zufolge zählten Mitte des Jahres neun Prozent der größten börsennotierten Unternehmen in Europa zu solchen “Untoten“. Sobald die Zinsen steigen droht der Zusammenbruch. Auch andere Ökonomen warnen vor einer „Zombifizierung“ sobald die Europäische Zentralbank (EZB) aus ihrer ultralockeren Geldpolitik aussteigt und die Zinsen wieder anhebt. Allerdings ist das derzeit nicht absehbar.

Andere Experten sehen die Lage global kritisch. Die renommierte Stanford-Professorin Anat Admati kritisierte unlängst in einem Interview die immer noch zu lasche Bankenaufsicht und die zu geringeren Kapitalanforderungen. Deshalb sei die Welt immer noch voll von Zombie-Banken, die ungenügend finanziert seien, zu hohe Gewinne ausschütteten und zu riskanten Geschäften nachgingen.

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