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Wirtschaft: Löhne steigen unterm Strich kaum

Inflation frisst Verdienststeigerungen auf.

Berlin - Die Inflation nagt an den Einkommen der Deutschen. Im dritten Quartal wuchsen die Reallöhne so langsam wie seit fast zwei Jahren nicht mehr. Die steigenden Preise machten den größten Teil der Verdienstzuwächse zunichte. Für 2012 sagt das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) zwar eine geringere Teuerung voraus, aber auch langsamer steigende Löhne.

Zwischen Anfang Juni und Ende September dieses Jahres lagen die Reallöhne nur noch 0,6 Prozent über dem Niveau des Vorjahreszeitraums, teilte das Statistische Bundesamt am Donnerstag mit. Im Frühjahr hatte es noch ein kräftiges Plus von 1,9 Prozent, zu Jahresbeginn sogar von 2,0 Prozent gegeben. Die Bruttomonatsverdienste vollzeitbeschäftigter Arbeitnehmer stiegen in der ersten Jahreshälfte um mehr als vier Prozent, in den Sommermonaten dagegen nur noch um rund drei Prozent auf durchschnittlich 3322 Euro. Gleichzeitig erhöhten sich die Verbraucherpreise mit 2,5 Prozent so stark wie seit drei Jahren nicht mehr.

Trotz der befürchteten Konjunkturflaute wird die Kaufkraft der Arbeitnehmer nach Prognose des DIW auch im kommenden Jahr zulegen. „Es bleibt ein reales Plus übrig“, sagte Konjunkturchef Ferdinand Fichtner. „Viele Tarifanhebungen wurden in einem extrem guten Konjunkturumfeld vereinbart, treten aber erst 2012 in Kraft.“ Die Beschäftigten der Postbank, im Bauhauptgewerbe und in vielen anderen Branchen können sich auf Lohnanhebungen von mehr als zwei Prozent freuen. Das Ifo-Institut rechnet mit einer durchschnittlichen Teuerungsrate von nur noch 1,8 Prozent – nach 2,3 Prozent in diesem Jahr. Arbeitnehmer, die ihre Lohnabschlüsse erst 2012 verhandeln, dürften aber schlechtere Karten haben. „Die schwache Konjunktur begrenzt ihren Verhandlungsspielraum“, sagte Fichtner. Lohnrunden stehen unter anderem im öffentlichen Dienst (Bund und Länder), in der Metall- und Elektroindustrie und bei Volkswagen an.

Die Lohnentwicklung in den einzelnen Branchen fiel im Sommer höchst unterschiedlich aus. In der Industrie stiegen die Verdienste mit 4,3 Prozent besonders stark. Auch im Bergbau und bei vielen Dienstleistern lag der Anstieg über der Inflationsrate, so dass die Beschäftigten real mehr in der Tasche hatten. In der öffentlichen Verwaltung, im Bereich Erziehung und Unterricht, bei Banken und Versicherungen, im Bereich Verkehr und Lagerhaltung, im Gastgewerbe sowie im Handel stiegen die Löhne dagegen langsamer als die Preise. rtr

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