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Luftfahrt: Vulkan ärgert immer noch die Airlines

Der Vulkan Eyjafjöll hat sich beruhigt, es wird wieder geflogen, doch am Boden ist noch gar nichts gut. Die Fluggesellschaften fürchten, mit den Kosten der Ausfälle alleingelassen zu werden.

Berlin - Der kleine, weltberühmte Vulkan Eyjafjöll hat sich mittlerweile so weit beruhigt, dass sogar Islands internationaler Flughafen wieder eröffnet werden konnte. Piloten dürfen den Airport Reykjavik Keflavik jetzt „auf Sicht“ anfliegen, hieß es. „Die Lage ist gut“, sagte eine Sprecherin der örtlichen Luftfahrtbehörde acht Tage nachdem der deutsche Luftraum wieder freigegeben wurde und bezog das auf die nur noch geringe Dichte an Vulkanaschepartikeln im Himmel. Keine Gefahr für Triebwerke also. Am Boden jedoch ist noch gar nichts gut: Vor allem die Fluggesellschaften fürchten, mit den finanziellen Folgen der fast fünftägigen Luftraumsperrungen alleingelassen zu werden. Diese könnten sich auf rund 1,3 Milliarden Euro summieren, rechnete der internationale Fluglinienverband IATA vor.

In Deutschland warfen die Chefs der größten Fluggesellschaften Lufthansa und Air Berlin dem Verkehrsministerium und der Flugsicherung zuletzt mehr oder minder deutlich vor, in der Krise versagt zu haben. Sie hätten sich lediglich auf Computersimulationen verlassen, als sie die Sperrungen anordneten, ohne aktuelle und valide Daten über die tatsächliche Staubbelastung heranzuziehen.

Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) wies das empört zurück und sagte stets, die Sicherheit stehe an vorderster Stelle. Am Dienstag nun bat er rund 20 Spitzenvertreter der gesamten Branche zu sich ins Haus in die Berliner Invalidenstraße. Geladen waren neben Wolfgang Mayrhuber (Lufthansa) und Joachim Hunold (Air Berlin) auch Airbus-Chef Thomas Enders in seiner Funktion als Präsident des Bundesverbands der deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie (BDLI). Auch Vertreter der Triebwerkshersteller saßen am Tisch. Und BDI-Hauptgeschäftsführer Werner Schnappauf sollte Auskunft geben, wie die Wirtschaft insgesamt tangiert wurde. Ihnen gegenüber saßen unter anderem die Chefs der Flugaufsichtsbehörde Eurocontrol, des Bundesamtes für Flugsicherung, des Luftfahrt-Bundesamtes und der Pilotenvereinigung Cockpit sowie ein Vertreter der EU-Kommission.

Fast alle Streitfragen sollten auf den Tisch, um diese „nachhaltig zu klären“, wie ein Sprecher des Ministeriums dieser Zeitung sagte. Zum Beispiel: Wie lassen sich die Grenzwerte für Asche im Himmel besser festlegen? Wie können sich die europäischen Behörden in ähnlichen Fällen besser abstimmen? Wie wirkt sich Asche überhaupt auf Triebwerke aus? „Für uns alle war die Situation völliges Neuland“, sagte der Sprecher.

Konkrete Ergebnisse gab es noch nicht, dafür eine Forderung des Ministers: „Wir brauchen in Europa verbindliche Mess- und Grenzwerte für solche Fälle und nicht einen Flickenteppich“, sagte Ramsauer nach dem Gespräch. „Unser Ziel lautet heute, Vorsorge zu treffen.“ Dagegen dürfte keiner der Gesprächsteilnehmer etwas haben. Ob die Fluggesellschaften mit staatlichen Hilfen rechnen können, blieb zunächst offen. Kevin P. Hoffmann

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