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Luftfahrtmesse Ila: Volle Düse

Ein Auftakt ohne Abschiedsschmerz: Die größte deutsche Luft- und Raumfahrtmesse in Schönefeld steht vor dem Start.

Schönefeld - Justin bewegt Arme und Finger, dreht den Kopf und mustert die Besucher mit seinen beiden Kameraaugen. Der vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt entwickelte Roboter soll teilweise die Arbeit von Astronauten im All übernehmen und beispielsweise Reparaturen an Raumfahrzeugen vornehmen. Er ist eines der Highlights, die in diesem Jahr auf der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung (Ila) gezeigt werden, die am Dienstag im Südteil des Flughafens Schönefeld eröffnet wird.

Roboter Justin ist mit 45 Kilogramm im Vergleich zu einem Astronauten ein Leichtgewicht, braucht im Weltraum weder Schutzanzug noch Sauerstoff zum Atmen und verfügt über eine enorme Beweglichkeit. Ferngesteuert wird er von einem Menschen, der jetzt gleich nebenan steht, bei einer echten Raummission aber auch zehntausende von Kilometern entfernt sein könnte. Der Steuermann sieht in einer Spezialbrille dreidimensional das, was der Roboter sieht und spürt dessen Kräfte auf seinen Armen, deren Bewegungen Justin exakt kopiert.

Draußen auf dem Flugfeld ziehen dröhnend Kampfjets der Bundeswehr ihre Kreise. In einem Showmanöver sichern sie den Luftraum, während ein Transall- Transporter landet, um in einem imaginären Krisengebiet die mit Hubschraubern eingeflogenen deutschen Staatsbürger in ein „sicheres Drittland“ zu evakuieren. Kameramänner der Truppe filmen die Szene, um die Bilder live via Satellit als Entscheidungshilfe in die Einsatzzentrale zu übertragen.

Oben auf dem Tower begleitet Wolfram Cornelius jede Maschine mit kritischen Blicken. Der Ila-Flugprogrammdirektor ist mit seinem Team verantwortlich für den sicheren Ablauf des fliegerischen Teils der Messe. Jeder Pilot, der in der kommenden Woche vor dem Publikum auftreten möchte, muss sich zunächst vor einer Abnahmekommission präsentieren. Dazu gehören dann als Stammgäste auch die Piloten der Kunstflugstaffel „Patrouille Suisse“, die täglich außer Freitag starten wird.

Um die Geräuschbelästigung für die umliegenden Gemeinden so gering wie möglich zu halten und das Publikum nicht zu gefährden, gelten für alle Piloten strenge Sicherheitskriterien, Mindestabstände zum Publikum und eine Mindestflughöhe über dichter besiedelten Gebieten wie den Ortschaften Bohnsdorf, Eichwalde, Schulzendorf und Waltersdorf. Dort sind mindestens 450 Meter einzuhalten. Für die Einhaltung der Regeln sorgt unter anderem der „Blaue Klaus“. Diesen Spitznamen erhielt ein Spezialcomputer der Bundeswehr, weil er in einer blauen Kiste transportiert wird. Er zeichnet ein Luftlagebild auf, mit dem auch nachträglich Route und Höhe jedes einzelnen Flugzeuges exakt nachvollzogen und Abweichungen von den genehmigten Vorgaben präzise nachgewiesen werden können.

Die Ila-Hotline nimmt unter der Rufnummer 030/30386006 oder der E-Mailadresse ila-hotline@messe-berlin.de auch Lärmbeschwerden entgegen. Bei den allabendlichen Treffen der Fluglärmkommission werden diese geprüft. Piloten, die gegen die Auflagen verstoßen, werden abgemahnt oder mit einem Flugverbot belegt.

Über das Großraumflugzeug A380, das auch „flüsternder Riese“ genannt wird, dürfte sich indes kaum jemand beschweren. Es wird gleich in dreifacher Ausfertigung in Schönefeld erwartet. Zum Auftakt der Ila fliegen sowohl die Lufthansa als auch der Konkurrent Emirates, der sich bisher vergeblich um Landerechte in Berlin bemühte, eine A380 ein. Zum Publikumswochenende vom 10. bis 13. Juni wird dann außerdem eine Vorführmaschine des Herstellers erwartet. Auch der neue Militärtransporter Airbus A400M, der von Dienstag bis Donnerstag seine Messe-Weltpremiere erlebt, zählt eher zu den leisen Maschinen.

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