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Auf Pritschen – unser Archivbild stammt vom Frankfurter Flughafen – werden Lufthansa-Passagiere nicht ausweichen müssen. Der Warnstreik am Montag betrifft vor allem Inlandsflüge und ist auf einen Tag begrenzt. Foto: dpa/pa

© picture alliance / dpa

Wirtschaft: Lufthansa bleibt am Boden

Flächendeckende Warnstreiks am kommenden Montag/Berliner Flughäfen bis 14.30 Uhr betroffen.

Berlin - Wer am Montag mit der Lufthansa fliegen will, sollte sich um ein alternatives Transportmittel kümmern. Die meisten Kurzstreckenflüge werden voraussichtlich ausfallen, auf der Langstrecke will die Lufthansa dagegen unbedingt fliegen. Am heutigen Samstagabend stellt das Unternehmen die Liste aller gestrichenen Flüge ins Netz (Lufthansa.com); Informationen gibt es auch bei einer kostenlosen Hotline (0800- 8506070). Im Internet kann auf der Lufthansa-Seite (Meine Buchungen) der Flug in einen Gutschein für die Bahn umgewandelt werden. Ferner können alle für Montag gebuchten Flüge kostenlos umgebucht werden. Mit dem Warnstreik an allen großen deutschen Flughäfen erhöht Verdi den Druck auf das Unternehmen in der aktuellen Tarifauseinandersetzung. Am vergangenen Mittwoch hatte das Management ein erstes Angebot vorgelegt, das nach Angaben von Verdi durchschnittliche Einkommenserhöhungen um 0,5 Prozent beinhaltete. Aussagen zur Beschäftigungssicherung habe es nicht gegeben, zudem wolle die Lufthansa die Arbeitszeit verlängern und das Weihnachtsgeld kürzen.

„Mit dieser Verweigerungshaltung und ihrem skandalösen Angebot provozieren die Arbeitgeber einen erneuten Warnstreik“, begründete Christine Behle, die für Verdi die Verhandlungen führt, die Zuspitzung des Tarifkonflikts, bei dem es um die Arbeitsbedingungen von 33 000 Technikern und Servicekräften geht. Verdi fordert 5,2 Prozent mehr Geld, Verbesserungen für die Azubis sowie Beschäftigungsgarantien.

Die Lufthansa reagierte verärgert auf die Streikankündigungen und sprach von einem Schaden in zweistelliger Millionenhöhe. Rechtliche Schritte gegen den Warnstreik wurden am Freitag erwogen, dann aber wegen absehbarer Erfolglosigkeit verworfen. „Die Ankündigung ist wie ein Vollstreik zu bewerten, die Grenzen eines Warnstreiks sind deutlich überschritten“, meinte Lufthansa-Sprecher Andreas Bartels. Bereits am 21. März hatte es einen Warnstreik gegeben, damals fielen rund 700 Flüge aus. Diesmal könnten es noch mehr sein, weil alle großen Flughäfen ganztägig betroffen sind. Ausnahmen sind Nürnberg, wo nur am Vormittag gestreikt wird, und die Berliner Flughäfen Schönefeld und Tegel. Hier sind die Streiks nach Angaben von Verdi bis 14.30 Uhr befristet.

Am 29. und 30. April werden die Verhandlungen fortgesetzt. Ob es bis dahin weitere Streikaktionen geben wird, ließ Verdi offen. Verhandlungsführerin Behle betonte am Freitag die frühzeitige Ankündigung der jetzigen Warnstreiks, „damit sich jeder auf die Situation einstellen“ könne und bat die Fluggäste um Verständnis. Überschattet werden die Verhandlungen von dem aktuellen Sparprogramm der Lufthansa, das den Abbau von 2500 Arbeitsplätzen in Deutschland vorsieht. „Die Leute haben echte Angst um ihre Arbeitsplätze. Sie brauche klare Aussagen, dass sie hier noch erwünscht sind“, sagte Behle der Deutschen Presseagentur.

2,3 PROZENT FÜR METALLER ANGEBOTEN

In der Metallindustrie spielt die Beschäftigungssicherung keine Rolle, für die 3,7 Millionen Beschäftigten geht es nur um Geld. Am Freitag legten die Arbeitgeber ein erstes Angebot vor: 2,3 Prozent mehr Geld ab dem 1. Juli. Da der alte Tarifvertrag mit dem April ausläuft, wollen die Arbeitgeber die Monate Mai und Juni als „Nullmonate“ verbuchen – was die IG Metall ebenso wie die Prozentzahl überhaupt als „Provokation“ und „Unverschämtheit“ bewertete. Die größte deutsche Gewerkschaft forderte 5,5 Prozent für zwölf Monate; das Angebot der Arbeitgeber auf zwölf Monate heruntergerechnet, blieben von dem Angebot der Arbeitgeber nur noch 1,9 Prozent. Am 30. April endet die Friedenspflicht in der Branche, danach wird die IG Metall zu Warnstreiks aufrufen.

Rainer Dulger, Präsident des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, verteidigte das Angebot. „In Zeiten minimalen Wachstums zeigt das Angebot die Grenze dessen auf, was gerade noch möglich ist“, sagte Dulger.

Zum Tarifkonflikt lesen Sie in der Montagsausgabe ein Interview mit IG-Metall-Vize Detlef Wetzel.

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