zum Hauptinhalt
Harte Zeiten. Im ersten Quartal wird wenig geflogen.

© dapd

Gewinnoptimierung: Lufthansa geht auf Sparkurs

Die Rendite bei Deutschlands größter Fluggesellschaft ist zu gering, sagt Konzernchef Franz. Bis 2014 sollen die Kosten um 1,5 Milliarden Euro sinken.

Weder in der Konzernzentrale am Flughafen noch im Fortbildungsheim im Odenwald war genug Platz: Also rief Lufthansa-Chef Christoph Franz am Montag mehr als 1000 Manager in einer Halle auf dem Frankfurter Messegelände zusammen. Ein freudiges Treffen war es nicht: Franz erläuterte den Führungskräften die schwierige Lage der Branche und die Folgen für die Lufthansa. Und er nannte erste Details des neuen Sparprogramms im Volumen von 1,5 Milliarden Euro für die kommenden drei Jahre.

An diesem Kurs geht auch nach Ansicht von Beobachtern kein Weg vorbei: Die Lufthansa verdient zu wenig Geld, um sich weiter in der Spitze der Branche zu halten. Aktuell machen auch ihr die Folgen der Euro-Schuldenkrise zu schaffen. Im ersten Quartal droht ein Betriebsverlust von 300 bis 400 Millionen Euro, sagt Jürgen Pieper, Luftfahrtexperte beim Bankhaus Metzler. Konkurrent Air Berlin hatte bereits im vergangenen September das Projekt „Shape & Size“ gestartet, weil die Ertrags- und Buchungsentwicklung nicht ermutigend sei, wie es damals hieß. Ziel ist es, das Ergebnis um 200 Millionen Euro pro Jahr zu verbessern. Details will Air Berlin am 16. März nennen. Zudem sicherte sich das Unternehmen im Dezember die Unterstützung der arabischen Airline Etihad. Einige Gesellschaften hat die Schuldenkrise besonders hart getroffen. Vergangene Woche hat die ungarische Malev ihren Betrieb einstellen müssen. Auf dem Budapester Flughafen Ferihegy saßen am Freitag tausende Reisende fest. Zuvor hatten bereits die spanische Spanair und die saarländische Cirrus Airline Insolvenz beantragt.

Zwar ist das erste Vierteljahr für die Airlines prinzipiell das schwierigste, weil weniger geflogen wird. Aber 2012 könnte es noch problematischer werden. Das Minus bei der Lufthansa könnte doppelt so hoch ausfallen wie im ersten Quartal 2011, als es bei 227 Millionen Euro lag. Die Situation verdeutlichen Schätzungen des Weltluftfahrtverbandes IATA: Demnach droht Europas Fluglinien nach einem Gewinn von etwa einer Milliarde Dollar in 2011 im laufenden Jahr im schlimmsten Fall ein Verlust von insgesamt 4,4 Milliarden Dollar. Laufe es einigermaßen, gäbe es immer noch ein Minus von 600 Millionen Dollar.

Das Hauptproblem für die Lufthansa wie auch ihre wichtigsten europäischen Konkurrenten bleibt Europa. Dort fliegt sie weiter in den roten Zahlen, was Vorstandschef Franz einräumt ohne aber konkrete Zahlen zu nennen. Bei Air France- KLM lagen die Verluste 2011 allein in Europa bei rund 700 Millionen Euro. Im Durchschnitt der letzten Jahre habe man nur eine Rendite von drei Prozent erzielt, klagt der Lufthansa-Chef. Das reiche nicht um in der Champions League mitzuspielen. Auch das gerade abgeschlossene Sparprogramm, mit dem die Fixkosten von 2009 bis 2011 um rund eine Milliarde Euro gedrückt wurden, hat nur bedingt geholfen. Franz fordert eine operative Rendite von acht Prozent.

Schon 2011 hat er die Zügel angezogen, Lufthansa Italia eingestellt und die verlustträchtige britische BMI verkauft. Jetzt will er dem Vernehmen nach die Zusammenarbeit der Konzern-Airlines verbessern, Doppelarbeiten abbauen und den Einkauf bündeln. „Es geht um viel Feinarbeit“, sagt Luftfahrtanalyst Pieper. Mit harten Einschnitten, etwa einem Personalabbau rechnet er nicht. Vermutlich werde es aber einen Einstellungsstopp geben. Ab Sommer will die Lufthansa von Berlin aus im Deutschland- und Europaverkehr erstmals als Flugbegleiter auch günstigere Leiharbeiter einsetzen. Gegen diese Pläne haben die Kabinenmitarbeiter eine Unterlassungsklage am Arbeitsgericht Frankfurt am Main eingereicht, wie am Montag bekannt wurde. Auch die Flugbegleiter-Gewerkschaft Ufo hat bereits scharf protestiert. Überhaupt bleibt das Verhältnis der Lufthansa zu Ufo schwierig. Während sich die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi im Januar mit der Airline auf einen Tarifvertrag für die 33.000 Mitarbeiter am Boden geeinigt hat, lehnt Ufo den Abschluss von 3,5 Prozent für 13 Monate für die rund 20.000 Flugbegleiter ab. Unter anderem weil nicht klar sei, wie beim Kabinenpersonal die von der Lufthansa geforderte Senkung der Kosten um zehn Prozent umgesetzt werden soll.

Trotz eines Gewinnbruchs im vergangenen Jahr steht die Lufthansa im Vergleich zu ihren größten Wettbewerbern in Europa immer noch gut da. Analyst Pieper taxiert den Betriebsgewinn für 2011auf rund 750 Millionen Euro nach 876 Millionen Euro im Jahr zuvor. Und die Lufthansa sitzt auf flüssigen Mitteln von stattlichen 4,4 Milliarden Euro.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false