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Läuft noch nicht: Trotz massiver Einsparmaßnahmen hat die Deutsche Bank erneut einen Milliardenverlust eingefahren.

© REUTERS/Ralph Orlowski

Management verzichtet teilweise auf Bonuszahlungen: Deutsche Bank macht 5,7 Milliarden Euro Verlust – der Chef ist trotzdem zufrieden

Den Einsparmaßnahmen zum Trotz hat das Unternehmen zum fünften Mal in Folge rote Zahlen geschrieben. Mit einem Gewinn rechne man erst wieder ab 2021.

Trotz eines hohen Verlustes von 5,7 Milliarden Euro ist Deutsche Bank-Chef Christian Sewing mit der Entwicklung zufrieden. „Wir sind auf einem guten Weg, unsere Strategie greift“, sagt er am Donnerstag bei der Präsentation der Jahreszahlen in Frankfurt. Im eigentlichen Bankgeschäft habe man vor Steuern einen Gewinn von gut einer halben Milliarde Euro erzielt. Das betrachten er wie auch die übrigen Vorstände als so gut, dass sie auch für 2019 einen Bonus annehmen. Allerdings wollen sie auf einen Teil verzichten. Das sei der Beitrag des Managements, so Sewing zu den schmerzhaften Einschnitten, denen im vergangenen Jahr 4.100 Stellen zum Opfer gefallen sind. Bis Ende 2022 sollen weitere 14.000 Arbeitsplätze gestrichen werden. „Wir halten damit die Balance“, betont Sewing. Eigentlich wäre es dem Vorstand erlaubt gewesen, den gesamten Bonus zu nehmen, weil alle Ziele erreicht worden seien.

2018 erhielt der Vorstand Bonuszahlungen in Höhe von 26 Millionen Euro, dieses Jahr wird es nur die Hälfte sein. Auch den Beschäftigten werden wieder Erfolgsprämien gewährt, allerdings weniger als im Vorjahr. „Der Topf wird allein schon wegen des Personalabbaus kleiner ausfallen“, sagt Sewing. Aber die Deutsche Bank müsse wettbewerbsfähige Vergütungen zahlen. Aus Aufsichtskreisen war in den letzten Wochen zu hören, dass ein Verzicht auf Bonuszahlungen ein gutes Signal wäre, sollte die Deutsche Bank wieder ein hohen Verlust ausweisen.

15 Milliarden Euro Minus seit 2015

Unter dem Strich verbucht die Deutsche Bank 2019 das fünfte Verlustjahr in Folge. Seit 2015 summieren sich die Einbußen mit allen Aufwendungen für Sanierungsschritte und Rechtsstreitigkeiten auf rund 15 Milliarden Euro. Für das laufenden Jubiläumsjahr - die Deutsche Bank feiert im März ihr 150jähriges Bestehen - gibt Sewing keine Prognose. Analysten erwarten allerdings erneut ein Minus von mehr als eine halben Milliarde Euro. Erst 2021 rechnen sie wieder mit einem Netto-Gewinn von knapp einer Milliarde Euro.

Sewing macht für den hohen Verlust allein die von ihm im vergangenen Jahr angestoßene „radikalste Transformation der Deutschen Bank seit zwei Jahrzehnten“ verantwortlich. Drei Milliarden Euro entfallen danach auf Umbaukosten, Wertberichtigungen und Abfindungen. Weitere 2,8 Milliarden Euro kommen aus Bewertungsanpassungen bei Steueransprüchen. Damit habe man bereits 70 Prozent der bis 2022 angefallenen Sanierungskosten gebucht, sagt er.

Die Deutsche Bank hat Sewing zufolge im vergangenen Jahr alle gesteckten Ziele erreicht. Die Kosten habe man auf 21,5 Milliarden gesenkt. Rechnet man allerdings die Umbaukosten ein sind sie weiter von 23,4 auf 25 Milliarden Euro gestiegen. Die Einnahmen der Bank sind allerdings auch weiter gesunken - von 25,3 auf knapp 23,2 Milliarden Euro.

Deutsche Bank macht 2019 Verlust von 5,3 Milliarden Euro: Jahresüberschuss/-verlust, Mitarbeiter und Aktienkurs seit 2015.
Deutsche Bank macht 2019 Verlust von 5,3 Milliarden Euro: Jahresüberschuss/-verlust, Mitarbeiter und Aktienkurs seit 2015.

© AFP

Überhaupt verweist Sewing auf Sondereffekte in allen Bereichen der Bank und rechnet sie jeweils heraus. So gesehen hat die Unternehmensbank einen Vorsteuergewinn von 939 Millionen Euro verbucht, unter dem Strich sind es nur 137 Millionen. Für die Investmentbank nennt der Bank-Chef einen „bereinigten“ Vorsteuergewinn von 863 Millionen Euro, netto ist es nur die Hälfte. Noch markanter ist die Differenz in der Privatkundenbank: Bereinigt meldet Sewing einen Vorsteuergewinn von 524 Millionen Euro, unter dem Strich steht aber ein Verlust von 265 Millionen Euro. In der Vermögensverwaltung sind es 539 Millionen zu 468 Millionen Euro.

Laufende Verfahren könnten für die Bank teuer werden

Wie stark Sondereffekte das Ergebnis im laufenden Jahr belasten könnten lässt Sewing offen. Ebenso den möglichen Stellenabbau und Filialschließungen. Er legt auch nicht da, wie viel die Bank für noch laufende Verfahren zurückgestellt hat. Noch nicht beendet sind unter anderem die Ermittlungen wegen der möglichen Verwicklung der Deutschen Bank in den Geldwäscheskandal um die dänische Danske Bank.

Sewing versichert, dass die Bank den Umbau aus eigener Kraft stemmen werde. Mit Blick auf das Kapital sei man solider ausgestattet als die meisten Wettbewerber in Europa und in den USA.  „Insgesamt haben wir unser Geschäft erfolgreich stabilisiert. Wir kommen bei der Transformation schneller voran als gedacht und agieren dabei von einer äußerst stabilen Basis.“ Auf dem Weg nach vorne wird das künftige Aufsichtsratsmitglied Sigmar Gabriel, ist Sewing überzeugt eine wichtige Hilfe sein. „Wenn man die Chance hat als globales Institut jemand in dem Aufsichtsrat zu bekommen, der über ein solches Netz, und das global, verfügt, kannst Du nur profitieren. Der Rats eines solchen Mannes tut der Deutschen Bank sehr, sehr gut.“

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