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Wirtschaft: Manager trauen den Aktien der eigenen Firma nicht mehr

Insider trennen sich verstärkt von ihren Papieren. Der Abschwung an der Börse dürfte erst einmal weitergehen

Frankfurt am Main - Deutschlands Top-Manager glauben nicht, dass es nach dem Kurseinbruch der letzten Woche zu einer raschen Erholung an der Börse kommt. Stattdessen sind sie so skeptisch wie zuletzt Ende Mai vergangenen Jahres, als es an den Aktienmärkten noch vier weitere Wochen bergab ging, ehe die Erholung einsetzte. Das zeigt das Insider-Barometer, das das Forschungsinstitut für Asset Management (Fifam) an der Technischen Hochschule in Aachen alle zwei Wochen in Zusammenarbeit mit Commerzbank Private Banking veröffentlicht. Es wertet aus, wie viel eigene Aktien die Manager börsennotierter deutscher Unternehmen zuletzt gekauft und abgestoßen haben.

Aktuell notiert das Insider-Barometer bei 85 Punkten. Damit steht es auf dem niedrigsten Stand, seitdem es im vergangenen Juni erstmals im Handelsblatt veröffentlicht wurde, und gibt ein eindeutiges Verkaufssignal für die Aktienmärkte. Indexstände unter 90 Punkten zeigen, dass die Manager deutlich mehr Aktien verkaufen als erwerben. „In den nächsten Wochen sollte deshalb von einem schwierigen Marktumfeld für Aktien ausgegangen werden“, sagt Fifam-Experte Olaf Stotz. Konkret ist das Insider-Barometer als Prognoseinstrument für die nächsten drei Monate ausgelegt. Es analysiert die Insidergeschäfte von Deutschlands Top-Managern aus den 160 Unternehmen der wichtigsten Indizes Dax, M-Dax, S-Dax und Tec-Dax.

Das Insider-Barometer galt in der Vergangenheit als verlässlicher Indikator für die weitere Entwicklung an den Märkten. Wer innerhalb von 25 Tagen dessen Vorgaben folgte – sei es beim Kauf und Verkauf von Einzelwerten oder bei der Festlegung des Aktienanteils im Depot –, der konnte eine deutliche Überrendite erzielen. Mit ihrer aktuellen Einschätzung stehen die Unternehmensinsider im Gegensatz zu vielen Großinvestoren. Viele institutionelle Anleger gehen nach wie vor von einer Erholung nach einer Korrekturphase aus, die ohnehin schon seit mehreren Wochen erwartet worden war. Denn die Kurse waren ungewöhnlich lange und stark gestiegen. Anfang vergangener Woche hatten dann zunächst die US-Märkte geschwächelt. Als dann auch noch die Kurse an der Schanghaier Börse drastisch einbrachen und der dortige Handel früher als sonst üblich beendet wurde, gab es kein Halten mehr. Weltweit gingen die Aktienmärkte in die Knie. Auch der Dax gab stark nach.

Bei den Managern hat es zuletzt nur einen nennenswerten Kauf gegeben: Bei Douglas ist die Aufsichtsratsmitgliedern nahestehende August Oetker Finanzierungs- und Beteiligungs-Gesellschaft eingestiegen. Die Analysten von Commerzbank Private Banking sehen die Order als Bestätigung ihrer Kaufempfehlung. Dem Hagener Unternehmen kommt zugute, dass sich die Lage am Arbeitsmarkt verbessert hat. Das lässt eine steigende Konsumlust in Deutschland erwarten.

Unter den zahlreichen Verkäufen fällt vor allem Premiere auf, wo das Management um Vorstandschef Georg Kofler außerbörslich Aktien für über 177 Millionen Euro veräußerte, um davon einen Kredit zurückzuzahlen. Weil das Management den Verkauf entsprechend begründen konnte, reagierten die Anleger nach einer kurzen Phase der Verunsicherung gelassen. Zumal Premiere Tage vor dem Verkauf den Markt mit der Ankündigung überraschte, künftig auch wieder über Satellit die Spiele der Fußball-Bundesliga übertragen zu dürfen. Auch beim Staatsfinanzierer Depfa werten Analysten die Verkäufe nicht als negativ. Mehrere Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder haben verkauft, um Steuerverpflichtungen aus einem Aktienoptionsprogramm abzudecken. scc (HB)/Tsp

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