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Wirtschaft: Managergehälter geben Rätsel auf

Aktionärsvertreter rügen unverständliche und wenig informative Vergütungsberichte der Dax-Konzerne

Berlin/Düsseldorf - Die 30 im Dax notierten Konzerne informieren ihre Aktionäre mehrheitlich schlecht über die Bezahlung ihrer Manager. Zu diesem Ergebnis kommt die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) in einer aktuellen Untersuchung. Zwar sind die größten deutschen börsennotierten Gesellschaften künftig per Gesetz zur Veröffentlichung der Vorstandsbezüge gezwungen. Das Gesetz macht aber laut DSW zu wenige Vorgaben, wie verständlich und informativ die Angaben im Geschäftsbericht sein müssen.

Mit der Note „mangelhaft“ bewertete die DSW die Vergütungsberichte des Chip-Konzerns Infineon und des Dialyse-Spezialisten Fresenius Medical Care (FMC). Anleger würden hier so gut wie nichts über die Höhe und Struktur der Managerbezüge erfahren. Mit „gut“ schnitten nur der Softwarekonzern SAP und der Energieversorger RWE ab. Alle übrigen Unternehmen informierten die Öffentlichkeit nur befriedigend oder ausreichend (siehe Tabelle). Ein „sehr gut“ erhielt keine der 30 Dax-Firmen. Die Aktionärsschützer kritisierten insbesondere die Verständlichkeit der Berichte, ihre Platzierung in den Geschäftsberichten und die Darstellung der Vergütungsbestandteile. „Das Thema Transparenz wird deshalb weiter auf der Agenda bleiben – auch über das Jahr 2007 hinaus“, sagte DSW-Geschäftsführer Ulrich Hocker am Freitag in Düsseldorf.

Vom Geschäftsjahr 2006 an sind die Dax-Konzerne gesetzlich verpflichtet, die Vorstandsvergütung individualisiert zu veröffentlichen. Das entsprechende Vorstandsvergütungsoffenlegungsgesetz (VorstOG) wurde von der rot-grünen Bundesregierung eingeführt, weil zu wenige Dax-Konzerne in der Vergangenheit freiwillig über ihre Managerbezüge informiert hatten. Immerhin legten 18 der 30 Gesellschaften für 2004 die feste und variable Vergütung jedes einzelnen Vorstandsmitglieds offen. Mit den neuen gesetzlichen Vorschriften müssen im kommenden Jahr auch die Verweigerer – unter anderem Daimler-Chrysler, BMW, Henkel, Infineon und FMC – Farbe bekennen. „Allerdings lässt die neue Regelung zu viel Handlungsspielraum“, bemängelte Hocker. So kann mit Hilfe der so genannten „Opting-Out–Klausel“ die Hauptversammlung gegen die individuelle Veröffentlichung stimmen, wenn 75 Prozent der Aktionäre dagegen sind.

Mit Blick auf die Vergütungsberichte bemängeln die Aktionärsvertreter, dass nur ein Drittel der Dax-Unternehmen die Informationen in einem zusammenhängenden Bericht veröffentlicht. Bei allen anderen müssen die Angaben an verschiedenen Stellen im Geschäftsbericht gesucht werden. Und: „Bei der Verständlichkeit der Vergütungsstruktur hapert es bei einigen Gesellschaften noch gewaltig“, erklärte die DSW. Auch die Struktur der Pensionszusagen – häufig ein wichtiger Bestandteil der Vorstandsbezüge – sei selten transparent. Nur sechs Unternehmen machen hier überhaupt Angaben. Die Erläuterungen zu Aktienoptionsprogrammen, die als variable Gehaltsbestandteile mitunter so hoch wie die fixen Bezüge ausfallen, lassen laut DSW ebenfalls zu wünschen übrig. Besonders negativ fielen hier Infineon und der Linde-Konzern auf.

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