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Wirtschaft: Mehr Naturkatastrophen

Erdbeben, Stürme und Überschwemmungen haben 2007 Schäden von über 50 Milliarden Euro angerichtet

Berlin - Die weltweiten Schäden aus Naturkatastrophen sind nach einer Schätzung der Münchener Rück 2007 wieder angestiegen. Erdbeben, Stürme, Überschwemmungen und Waldbrände richteten einen Schaden von insgesamt 75 Milliarden Dollar (51,7 Milliarden Euro) an, teilte der zweitgrößte Rückversicherer der Welt am Donnerstag mit. Verglichen mit dem allerdings ungewöhnlich schadenarmen Vorjahr war das ein Anstieg um 50 Prozent. Von den Gesamtschäden trugen die Versicherungen knapp 30 Milliarden Dollar (20,7 Milliarden Euro) und damit rund doppelt so viel wie im Vorjahr.

Die schlimmsten humanitären Katastrophen ereigneten sich nach Angaben der Münchener Rück in Entwicklungs- und Schwellenländern. Bei Stürmen, Überschwemmungen und Erdrutschen kamen in verschiedenen Teilen Asiens mehr als 11 000 Menschen ums Leben, im November starben allein in Bangladesch rund 3300 Menschen als Folge des Zyklons „Sid“.

Der volkswirtschaftlich größte Schaden geschah im japanischen Niigata-Bezirk. Am 16. Juli verursachte dort ein Erdbeben einen wirtschaftlichen Schaden von 12,5 Milliarden Euro. Durch das Erdbeben war das weltgrößte Atomkraftwerk nahe der Stadt Kashiwazaki beschädigt worden und radioaktive Substanzen waren in die Umwelt gelangt. Von dem Erdbeben war auch ein Autozulieferer betroffen gewesen. Konsequenz: Bei Autoherstellern konnten 120 000 Fahrzeuge nicht wie geplant gebaut werden.

Der für die Versicherungswirtschaft gravierendste Schaden ereignete sich in Europa. Im Januar war der Orkan „Kyrill“ mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 200 Stundenkilometern über mehrere europäische Länder hinweggefegt und hatte einen Schaden von rund zehn Milliarden Dollar angerichtet. Davon hatten die Versicherer rund 5,8 Milliarden Dollar übernommen. Besonders stark betroffen war Deutschland, wo mehr als die Hälfte des versicherten Schadens anfiel.

Zwar warnt Professor Peter Höppe, Leiter der Georisiko-Forschungsabteilung der Münchner Rück, davor, diese Ereignisse allein auf den Klimawandel zurückzuführen. Nach Meinung des Klimaforschers passen sie jedoch zu dem Muster, das wir langfristig zu erwarten haben: „Schwere Stürme, mehr Starkregen und damit tendenziell eine höhere Hochwassergefährdung – auch in Deutschland“, warnte Höppe. Wie das aussieht, haben die Engländer im Sommer erfahren müssen. Nachdem zwischen Juni und August in England und Wales so viel Regen gefallen war wie seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1914 nicht, war die Insel von zwei Überschwemmungen heimgesucht worden. Gesamtschaden: rund acht Milliarden Dollar.

Die Münchener Rück rechnet mit weiteren Wetterextremen. Auch 2007 gehörte wieder zu den wärmsten Jahren seit Beginn der routinemäßigen Messungen, heißt es in der Bilanz. „Der Klimawandel wirkt sich bereits aus“, sagte Vorstandsmitglied Torsten Jeworrek.

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