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Wirtschaftskrise: Metaller bekommen Lohnplus später

Jeder zweite Betrieb in der Metall- und Elektroindustrie wird die für Anfang Mai geplante Tariferhöhung nach Angaben der Arbeitgeber womöglich verschieben. Bis zu 1,8 Millionen Beschäftigte müssten demnach auf ihre Lohnsteigerung von 2,1 Prozent länger warten als bislang gedacht.

Berlin - Jeder zweite Betrieb in der Metall- und Elektroindustrie wird die für Anfang Mai geplante Tariferhöhung nach Angaben der Arbeitgeber womöglich verschieben. Bis zu 1,8 Millionen Beschäftigte müssten demnach auf ihre Lohnsteigerung von 2,1 Prozent länger warten als bislang gedacht. Möglich ist dies durch eine Klausel in dem im November abgeschlossenen Tarifvertrag, die es Betrieben in Schwierigkeiten erlaubt, die Erhöhung um bis zu sieben Monate zu verschieben. „Davon wollen schätzungsweise bis zur Hälfte der Firmen und Beschäftigten Gebrauch machen“, sagte ein Sprecher des Arbeitgeberverbands Gesamtmetall am Samstag. Hintergrund sei der dramatische Auftragseinbruch in der Branche.

Wie viele Betriebe tatsächlich die Klausel für ihre rund 3,6 Millionen Beschäftigten nutzen werden und um wie viele Monate sich die Lohnsteigerung verschiebt, sei bisher aber nicht absehbar, sagte der Sprecher. Die Unternehmen seien auch auf die Zustimmung der Arbeitnehmervertreter angewiesen.

Die IG Metall lehnt zumindest einen generellen Aufschub ab. „Nur wenn Unternehmer und Betriebsrat im Einzelfall gemeinsam der Auffassung sind, dass eine Verschiebung aufgrund der wirtschaftlichen Lage geboten ist und Arbeitsplätze gesichert werden, kann eine Verschiebung freiwillig vereinbart werden“, sagte IG-Metall-Chef Berthold Huber der „Bild am Sonntag“. „Der Tarifvertrag ist doch kein Wunschkatalog.“

Bei der IG Metall in Bayern zeigt man sich indes kooperativ. „Wenn ein Arbeitgeber das Gespräch mit dem Betriebsrat sucht, wird der sich dem nicht verweigern“, sagte Sprecher Matthias Jena. Trotzdem erwartet die Gewerkschaft für Bayern, in der die exportabhängige Metall- und Elektroindustrie breit vertreten und momentan stark von der Wirtschaftskrise getroffen ist, keine massenhafte Nutzung der Klausel. „Bisher hat hier eine einzige Firma eine Verschiebung der Lohnerhöhung vereinbart“, sagte Jena. Konzerne wie Siemens, Audi, BMW, Continental oder Schaeffler würden ohnehin auf eine Verschiebung verzichten. So hatte auch Bayerns IG-Metall-Chef Werner Neugebauer erst kürzlich gesagt, dass nur in insgesamt 20 Prozent der Betriebe über einen Aufschub der Tariferhöhung verhandelt werde. vis/ysh

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