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Migranten: Voll integriert

Nihat Sorgec weiß aus eigener Erfahrung, wie schwer es als Migrant sein kann, sich durchzubeißen. Seine Eltern kamen aus der Türkei als Gastarbeiter nach Deutschland, Sorgec war 14 Jahre alt.

Nihat Sorgec weiß aus eigener Erfahrung, wie schwer es als Migrant sein kann, sich durchzubeißen. Seine Eltern kamen aus der Türkei als Gastarbeiter nach Deutschland, Sorgec war 14 Jahre alt. Er ging auf die Hauptschule und kämpfte sich nach oben: Nach einer Lehre holte Sorgec sein Abitur nach und studierte Maschinenbau. Seit 1997 leitet er als Geschäftsführer das Bildungswerk in Kreuzberg, das unter dem Motto „Integration durch Qualifikation“ benachteiligten Jugendlichen hilft. Darunter sind auch viele Migranten. Beim Bildungswerk arbeiten 900 Auszubildende in den verschiedensten Bereichen – als Friseure, Caterer oder Schweißer. „Viele kommen ohne Perspektive und sind nach der Ausbildung hochmotiviert“, sagt Sorgec. Seiner Meinung nach kann die deutsche Wirtschaft von Migranten profitieren. „Viele dieser Leute sind bilingual, sehr flexibel und über ihre Familien gut vernetzt.“

Nach Schätzungen der Türkisch-Deutschen Industrie- und Handelskammer gibt es in Deutschland rund 80 000 türkische oder türkischstämmige Unternehmer mit etwa 400 000 Beschäftigten. Die meisten sind im Einzel- und Großhandel, in der Gastronomie sowie im Handel mit Kraftfahrzeugen und Finanz- und Versicherungsdienstleistungen tätig. In Berlin gibt es nach der Statistik der IHK 6500 Betriebe von ausländischen Unternehmern – Deutsche mit Migrationshintergrund werden nicht gesondert erfasst.

Sie alle, Deutsche mit Migrationshintergrund sowie Türken, will Geschäftsführer Tamer Ergün mit seinem Radiosender Metropol ansprechen. Ergün kam mit 24 Jahren aus Istanbul nach Berlin, um Wirtschaftsingenieurwesen zu studieren. Mit einem Freund überlegte er sich 1997 das Konzept für seinen Radiosender, fand dann einen deutschen Medienkonzern als Partner. Seit elf Jahren sendet Metropol in Deutsch und Türkisch. „Wir bringen Nachrichten aus beiden Ländern, doch die Gewichte haben sich in den vergangenen Jahren deutlich verschoben. Heute beschäftigen wir uns zu 80 Prozent mit Nachrichten aus Deutschland und Berlin“, sagt Ergün. Auch der Anteil der Beiträge in deutscher Sprache sei gestiegen. Zusätzlich unterstützt der Sender Integrationsprojekte etwa durch Spots und Berichterstattung. „Wir bilden eine Brücke zwischen den Kulturen und wollen den weniger informierten Deutschtürken helfen, sich hier in der Gesellschaft zu orientieren“, sagt Ergün.

Mit Brücken zwischen Kulturen kennt sich auch Burhan Gözüakca aus. Als Kind lebte er in Deutschland, dann einige Jahre in der Türkei. Mit 15 Jahren kehrte er nach Berlin zurück. Er blieb und gründete 1998 die Werbeagentur Beys, die auf Ethno-Marketing spezialisiert ist. Seine Firma will zwischen beiden Kulturen vermitteln und arbeitet für Institutionen und große Konzerne. Jüngstes Projekt: Werbung für die Deutsche Oper in Berlin, die gezielt Migranten ansprechen soll.

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