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Wirtschaft: Mit dem Marshall-Plan fing alles an

FRANKFURT (MAIN) .Der Name geht nicht gerade locker von der Zunge, und viele dürften sich schwer tun, wenn sie nach der Aufgabe der "Kreditanstalt für Wiederaufbau" (KfW) in Frankfurt gefragt würden.

FRANKFURT (MAIN) .Der Name geht nicht gerade locker von der Zunge, und viele dürften sich schwer tun, wenn sie nach der Aufgabe der "Kreditanstalt für Wiederaufbau" (KfW) in Frankfurt gefragt würden.Ein holpriger Name und ein zurückhaltendes Auftreten mindern allerdings keineswegs die Bedeutung der KfW, die am heutigen Freitag im Beisein von Bundespräsident Roman Herzog und Finanzminister Theo Waigel ihren 50.Geburtstag feiert.Für die deutsche Wirtschaft ist die KfW - 80 Prozent der Anteile hält der Bund, 20 Prozent die Länder - eine unverzichtbare Größe.Vor allem der Mittelstand baut auf die Kredite aus Frankfurt.Auch viele Exportgeschäfte würden ohne die Unterstützung der KfW nicht zustandekommen.Schließlich setzen über 100 Entwicklungsländer auf das Geldhaus: Im Auftrag der Bundesregierung ist die KfW für Entwicklungsprojekte zuständig.

Die Wurzeln der KfW reichen zurück bis in den Juni 1947, als der damalige US-Außenminister George C.Marshall seine Pläne für ein amerikanisches Hilfsprogramm für Europa vorstellte.Ein Jahr später, am 2.Juni 1948 konkretisierte sich dieses Vorhaben auch für (West-)Deutschland.Die britische und die amerikanische Militärregierung einigten sich noch vor der Gründung der Bundesrepublik auf die Einrichtung einer "Loan Corporation" zur Finanzierung von Wiederaufbauprojekten in Deutschland.Am 12.Juni 1948 wurde die KfW aus der Taufe gehoben - als öffentliche Bank, die nicht nur, aber zunächst vor allem Mittel aus dem Marshallplan und damit dem "European Recovery Program" (ERP) für den Wiederaufbau der deutschen Wirtschaft einsetzen sollte.Von 1949 bis 1952 leitete die KfW - unter der Regie von Hermann Josef Abs, dem späteren Vorstandssprecher der Deutschen Bank - Mittel im Gegenwert von 3,7 Mrd.DM an westdeutsche Unternehmen weiter.Mit Zinsen und Tilgungen konnten bereits 1951 neue Programme aufgelegt werden.1952 initiierte die KfW ihr erstes Förderprogramm für den Mittelstand.Das ERP-Sondervermögen, 1953 auf Basis der Marshallplan-Mittel als revolvierender Fonds gesetzlich verankert, ist seitdem ein wichtiges Instrument der Strukturpolitik."Heute gehört die KfW zu den Top Ten der deutschen Banken", sagt Vorstandssprecher Gert Vogt."Aus dem schmalbrüstigen Nachkriegskind, dem eine Mill.DM in die Wiege gelegt worden war, ist ein kräftiges Institut mit zehn Mrd.DM Eigenkapital und 280 Mrd.DM Bilanzsumme geworden." Längst ist die KfW auch eine Top-Adresse auf den internationalen Kapitalmärkten, wo sie sich den Großteil ihres Geldes zu günstigen Konditionen beschafft.

Heute widmet sich das Geldhaus mit seinen rund 1750 Mitarbeitern vor allem der Förderung von kleinen und mittleren Unternehmen.Allein 19 Mrd.DM und damit die Hälfte der gesamten KfW-Investitionsförderung ging 1997 an den Mittelstand und löste Investitionen in Höhe von 32 Mrd.DM aus.Damit, sagt Vorstandssprecher Vogt, habe man 1997 eine Mill.Arbeitsplätze gesichert und rund 50 000 neu geschaffen.Die zinsgünstigen Kredite der KfW werden über normale Geschäftsbanken weitergegeben, etwa für Umweltschutzmaßnahmen, für Technologie und Innovation, für Wohnraummodernisierung, die Förderung von Infrastruktur-Vorhaben und für Existenzgründer.Geradezu ein Renner ist das Programm für junge Familien, die sich eine Wohnung oder ein Haus kaufen.Daneben finanziert die KfW den Export etwa von Schiffen oder Flugzeugen oder von Großprojekten im Ausland, 1997 mit rund 14,4 Mrd.DM.Schließlich unterstützt sie im Auftrag des Entwicklungshilfeministers Projekte in armen Ländern.Angesichts des allmählich immer kleineren Geldflusses aus Bonn stößt die KfW hier aber an ihre Grenzen.1997 standen nur noch 3,4 Mrd.DM zur Verfügung.

Ihre Förderaufgaben hat die KfW nach der Wiedervereinigung massiv auf Ostdeutschland ausgedehnt.Mit dem Fall der Mauer wurde ihr Name über Nacht Programm.Vogt ist heute stolz darauf, daß mit Hilfe seines Hauses jeder zweite Arbeitsplatz im ostdeutschen Mittelstand unterstützt und gefestigt wird.2,5 Mill.Arbeitsplätze im Osten seien mit Hilfe der KfW seit 1990 gesichert und geschaffen worden, 42 Prozent der Wohnungen wurden modernisiert.Insgesamt hat die Bank für ostdeutsche Firmen und Kommunen seit 1990 Kredite in Höhe von rund 125 Mrd.DM zugesagt.Für Bonn ist die KfW ein wichtiges Instrument, um der Wirtschaft Impulse zu geben."Wir sind keine Bundesbanker, aber wir sind Banker des Bundes", heißt es bei der KfW.

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