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Brandenburg sprintet. Der Mercedes-Transporter Sprinter wird in Ludwigsfelde produziert. Bisher werden die Fahrzeuge nach Russland exportiert – dafür zahlt Daimler hohe Zölle. Foto: dapd

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Mit der Gaz-Gruppe: Daimler will Transporter in Russland bauen

Daimler und die Gaz-Gruppe, Russlands größter Autohersteller, sind auf dem besten Wege zu einer gemeinsamen Produktion von Mercedes-Transportern.

Berlin/Moskau - So jedenfalls zitierte die staatliche Nachrichtenagentur Itar Tass den Leiter der Hauptabteilung Sonderwirtschaftszonen und Projektfinanzierung beim Ministerium für wirtschaftliche Entwicklung, Dimitri Lewtschenkow. Danach soll der erste Transporter der Marke Sprinter spätestens Ende 2011 in der Wolga-Stadt Nischni Nowgorod vom Band rollen. Beide Unternehmen, so Lewtschenkow, peilen eine Jahresproduktion von 60 000 Stück an.

Offiziell bestätigen weder Daimler noch Gaz entsprechende Pläne. Man sei mit „mehreren ausländischen Partnern im Gespräch“, hieß es bei Gaz lediglich. Glaubt man dem Magazin „Life news“, soll auch VW Interesse an einer Kooperation mit Gaz angemeldet haben. Daimler fertigt einen großen Teil seiner Sprinter im brandenburgischen Ludwigsfelde. Weitere Werke gibt es in Düsseldorf, in den USA und Argentinien.

Von einem Deal Daimler-Gaz würden beide Seiten profitieren: Die vor allem auf Nutzfahrzeuge spezialisierte Gaz- Gruppe, die sich mit veralteten Technologien und Modellen von einer Krise zur anderen hangelt, bekäme Zugriff auf modernes Know-how. Und Daimler könnte seine Position auf einem der weltweit am schnellsten wachsenden Märkte ausbauen. Vor allem der Bedarf an Kleintransportern ist in Russland groß. Über den russischen Mercedes-Vertrieb haben die Stuttgarter im zu Ende gehenden Jahr nach eigenen Angaben nicht einmal 2000 Vans in Russland verkauft, die in Ludwigsfelde und Düsseldorf produziert wurden. Einfuhrzölle, mit denen Regierungschef Wladimir Putin die heimische Autoindustrie schützen will, verteuern den Import um bis zu einem Drittel. Erfolgt die Endfertigung der Sprinter in Russland, entfallen diese Strafzölle. Werden auch ganze Baugruppen vor Ort hergestellt, gibt es sogar Steuernachlässe. Deren Höhe wiederum hängt davon ab, wie groß der Innovationswert ist. Je neuer die Technologie, die russischen Unternehmen von ihren ausländischen Partnern zur Verfügung gestellt wird, desto weniger muss an den Moskauer Fiskus abgeführt werden.

Ob Daimler zusammen mit Gaz in Russland zusätzliche Produktionskapazitäten aufbauen würde oder etwa Kapazitäten aus Ludwigsfelde verlagern würde, ist dem Vernehmen nach noch offen. Die Nachfrage dürfte in jedem Fall groß genug sein. Charme hat eine Kooperation mit Gaz auch deshalb, weil die Zollunion Russlands mit Weißrussland und Kasachstan langsam Gestalt annimmt. Auch dort stehen Transporter der deutschen Kultmarke hoch im Kurs. Noch ist die Absichtserklärung nicht unterschrieben.

Derweil teilte Daimler am Mittwoch mit, auf dem deutschen Heimatmarkt den größten Auftrag für Transporter aus Deutschland in diesem Jahr bekommen zu haben: 1300 Mercedes-Benz-Sprinter liefert der Transporterhersteller an die Deutsche Post DHL aus. Diese setzt die Fahrzeuge als Paketzustellfahrzeuge ein.

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