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Wirtschaft: Mit wenig Aufwand zum Erfolg

Es gibt Kollegen, die glänzen vor dem Chef – obwohl sie nicht hundert Prozent geben. Was man von ihnen lernen kann.

Bei der Powerpoint-Präsentation vor dem Chef glänzen sie. Doch kaum ist der Vorgesetzte nicht da, machen sie keinen Finger krumm: Die Faultiere unter den Kollegen. Die Fleißigen beneiden sie. Gerne würden sie auch einmal einen Gang im Job herunterschalten. Stattdessen sitzen sie abends länger im Büro und arbeiten. Doch längst nicht jeder kommt im Job mit halbem Einsatz durch, warnt die Autorin Susanne Reinker, die einen Ratgeber für faule Arbeitnehmer geschrieben hat. Um nicht negativ aufzufallen, brauchen Faultiere eine ausgeklügelte Strategie.

Die Wahrheit ist doch die: „Der Leistungsgedanken hat ausgedient“, sagt Reinker. In vielen Firmen machten nicht die Fleißigen Karriere, sondern jene, die ein gutes Image haben. Um das aufzubauen, bedarf es sehr viel mehr Faktoren als reiner Fachkompetenz. Die Faultiere unter den Kollegen verstünden es, als guter und zuverlässiger Arbeitnehmer zu gelten - mit minimalem Arbeitseinsatz. Wer mit halbem Einsatz durch das Arbeitsleben gehen will, sollte aber zunächst eine grundlegende Frage für sich klären: „Was ist für mich Erfolg?“, rät Reinker.

Wer eine steile Karriere plant, mit viel Geld, Prestige und Macht, darf sich nicht auf die faule Haut legen. Besonders bim Berufsanfang. „Wer aber von seinem Job ein sicheres Auskommen, ein bequemes Leben und dabei noch Spaß an der Arbeit erwartet, fährt mit der Faultier-Strategie extrem gut“, sagt sie. Reinker ist überzeugt: In der Mehrheit der Jobs führen 70 bis 80 Arbeitseinsatz zum Erfolg – 150 Prozent sind oft nicht notwendig.

Doch wie kommen Mitarbeiter mit Faulheit durch? Um stressfrei durchs Arbeitsleben zu gehen, sind die Bequemen meist exzellente Nein-Sager - eine Verhaltensweise, die vielen Frauen schwerfällt, weiß der Unternehmensberater Raimund Milz aus Hannover. Kommt der Chef kurz vor Feierabend mit einer Kundenanfrage auf sie zu, bleiben erfolgreiche Faulpelze nicht selbst länger im Büro. Sie gehen zum pflichtbewussten Kollegen vom Nebentisch, der im Gegensatz zu ihnen einfach nicht Nein sagen kann, und fragen, ob er ihnen nicht „mal eben“ helfen könne. Schon sind sie die Arbeit los - und können dem Chef am nächsten Tag stolz verkünden, dass die Sache erledigt ist.

Um mit möglichst wenig Einsatz möglichst viel zu erreichen, braucht es zudem ein gutes Zeitmanagement. „Planung ist alles“, erklärt Berater Milz. Die Faultiere unter den Kollegen nehmen sich häufig die Freiheit heraus, für bestimmte Stunden weder telefonisch noch per E-Mail erreichbar zu sein. In dieser Zeit arbeiten sie konzentriert - und können so abends früher nach Hause gehen.

Dazu müssen Faultiere immer pünktlich sein und ein gutes Benehmen und einen aufgeräumten Schreibtisch haben. Es sei ein alter Hut, sagt Reinker. Aber der gute Eindruck ist nach außen alles. Wer diese Kriterien erfüllt, gelte oft schon als kompetent und zuverlässig. Erfolgreich bequem zu sein, erfordere außerdem, sich an die Standards und Regeln des Betriebs zu halten. Das bedeute immer und jederzeit loyal zum Chef zu sein und ihn im Zweifel auch einmal in den Schutz zu nehmen. „Das hat nichts mit Schleimerei oder Opportunismus zu tun, sondern mit gesundem Pragmatismus“, erklärt Reinker. Wer sich mit dem Chef gut versteht, kann es sich leisten, entspannt zu sein.

Die Faultiere unter den Kollegen sind außerdem in der Regel äußerst umgängliche Zeitgenossen. „Die Menschen wollen schließlich Harmonie“, sagt Reinker. Wer im Betrieb wohlgelitten ist, kann es sich eher erlauben, auch mal einen Gang herunterzuschalten. Und eins dürfen bequeme Kollegen ganz sicher nicht sein: Perfektionisten. Faultiere wissen: „In 20 Prozent der Zeit kann ich 80 Prozent der Arbeit ganz ordentlich erledigen. Wenn ich perfekte Arbeit abgeben will, muss ich die restlichen 80 Prozent Zeit auch noch reinbuttern“, erklärt Reinker. Oft merke der Chef gar nicht, dass ein Mitarbeiter die Arbeit noch viel besser hätte machen können - sie verzichten deshalb von vorneherein auf Perfektion.

Dazu sind Faultiere Meister darin, Unwichtiges wegzulassen. Am besten führten Mitarbeiter die altbewährte To-do-Liste, empfiehlt der Zeitmanagement-Experte Lothar Seiwert. „Aufgaben, die ich immer wieder aufschiebe, können nicht so wichtig sein“. Faultiere verstehen es, sie dann konsequent wegzulassen. Und bloß nicht vom Chef verunsichern lassen, wenn der wieder Druck macht. Oft wolle er selbst bloß einen Zeitpuffer haben. Das weiß das schlaue Faultier aber.

Durch konsequentes Zeitmanagement bleibt Mitarbeitern dann Zeit für den verdeckten Müßiggang. Und den kann das geschickte Faultier auch im Büro pflegen. Dabei ist die richtige Tarnung alles, weiß Reinker. Sie sorgt dafür, dass Mitarbeiter für Außenstehende stets beschäftigt aussehen, wenn sie es im Büro tatsächlich gerade etwas langsamer angehen lassen. So ist es eben, das Faultier, etwas bequemer, aber ganz bestimmt nicht blöd. dpa

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