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Mit roter Schleife, aber so manchem Mangel - Bahnchef Grube (l.) und Verkehrsminister Ramsauer freuen sich gemeinsam.

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Update

Modernisierung abgeschlossen: Am Bahnhof Fürth fehlt ein stilles Örtchen

Die Deutsche Bahn hat 2100 Bahnhöfe modernisiert - und muss hier und da noch nacharbeiten. Fahrgastvertreter sind nicht zufrieden.

Nürnberg - Am Bahnhof in Fürth gibt es kein stilles Örtchen. Drei Jahre lang hat die Deutsche Bahn fast die Hälfte ihrer Bahnhöfe modernisiert, und dann das. Ausgerechnet, als Bahn-Chef Rüdiger Grube die Ergebnisse dieser Frischzellenkur am Dienstag im Nürnberger Hauptbahnhof vorstellte, fand Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) ein Haar in der Suppe. Wetterhäuschen seien ja schön und gut, sagte er – den Fürthern wäre eine Toilette aber womöglich lieber.

„Die Toilette in Fürth wird in Ordnung gebracht“, versprach Grube – ansonsten klopfte man sich zum Abschluss der Modernisierungsoffensive auf die Schulter. Für die Verbesserungen an Deutschlands Bahnhöfen und im Schienenverkehr hatte die Bundesregierung rund 1,4 Milliarden Euro aus Mitteln des Konjunkturprogramms bereitgestellt, weitere 100 Millionen Euro investierte die Bahn selbst.

„Das Ergebnis des Konjunkturprogramms ist ein Gewinn für alle Bahnkunden“, sagte Grube. „Sechs Millionen Reisende profitieren täglich davon.“ 2100 der rund 5400 Bahnhöfe sind laut Bahn auf Vordermann gebracht worden. Die meisten erhielten digitale Anzeigetafeln, andere bekamen neue Wetterschutzhäuschen oder wurden behindertengerecht umgebaut. Allein in neue Aufzüge, Rampen und Rolltreppen flossen 55,7 Millionen Euro. Zudem wurden Empfangsgebäude energetisch saniert oder denkmalgerecht renoviert. „Ein besonderer Schwerpunkt des Konjunkturprogramms lag auf der Modernisierung kleiner und mittlerer Bahnhöfe“, sagte Grube. Neben mehr Komfort sollen Fahrgästen hier auch bessere Anbindungen zugutekommen. In neue Schienennetze und schnellere Verbindungen investierte der Bund 960 Millionen Euro. In Berlin wurden insgesamt rund 32 Millionen investiert.

ORT DER PK]Ramsauer sieht im früher geforderten Renditestreben der Bahn wegen des geplanten Börsengangs einen Grund, warum seit den 90er Jahren zu wenig Geld in die Bahnhöfe gesteckt worden ist. Gerade in Kleinstädten entwickelten sich die Empfangsgebäude zu den Schandflecken Nummer eins – heruntergekommen und besprüht mit Graffiti.

/ORT DER PK]Ramsauer wertete das Konjunkturprogramm als Erfolg, räumte aber ein: „Es ist noch viel zu tun.“ 2100 modernere Bahnhöfe seien ein Fortschritt. „Aber es ist noch nicht einmal die Hälfte.“ Bis 2015 stellt der Bund eine Milliarde Euro zusätzlich für Verbesserungen im Schienenverkehr bereit. Allein in diesem Jahr sollen 800 Millionen Euro von Bund, Ländern und Bahn in die Instandhaltung und Modernisierung der Bahnhöfe fließen.

Kritikern gehen die Veränderungen jedoch nicht weit genug: „Das Konjunkturprogramm hat deutliche Fortschritte gebracht“, sagte der Bundesvorsitzende des Fahrgastverbands Pro Bahn, Karl-Peter Naumann. „Aber es reicht nicht aus, den Bahnsteig schöner zu machen und ein paar Sitzplätze hinzustellen.“ Auch das Bahnhofsgebäude und der Vorplatz müssten besser instand gehalten werden.

ORT DER PK]Der Fahrgastverband Pro Bahn betont, gerade in Ostdeutschland und in den Grenzregionen herrsche nach wie vor erheblicher Modernisierungsbedarf. Grube kündigt an, dass weitere Millionen investiert werden sollen. Und Minister Ramsauer betont, weiter Druck bei der Bahn machen zu wollen. Für weitere Sonderpakete steht momentan wegen der Euro-Krise allerdings kaum noch Geld zur Verfügung. dpa/AFP/dapd

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