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Schnäppchen. Ein VW Golf ist bei Internetvermittlern mit fast 30 Prozent Rabatt zu bekommen.

© AFP

Nach dem Diesel-Skandal: VW zieht in die Rabattschlacht

Mit hohen Preisnachlässen und Eigenzulassungen versucht Volkswagen, Kunden zu gewinnen. Aber nicht nur VW - die Rabatte auf dem deutschen Automarkt steigen wieder kräftig.

Autohersteller melden jeden dritten Neuwagen auf sich selbst oder einen Autohändler an. Als junge Gebrauchtwagen oder Tageszulassungen werden die Fahrzeuge später mit Rabatten von 25 Prozent und mehr verkauft. Die Verkaufszahlen der Hersteller sehen dann gut aus, sind aber jenseits von den eigentlichen Listenpreisen „gekauft“ – mit entsprechend niedrigeren Gewinnen.

Besonders VW habe nach Bekanntwerden des Diesel-Skandals seine Autos zuletzt mit hohen Rabatten auf den Markt gebracht, wie das Car-Center der Universität Duisburg-Essen in seiner aktuellen Rabatt-Studie zeigt. Ein neuer VW Golf war danach im Oktober bei Internetvermittlern mit einem Nachlass von bis zu 29 Prozent zu haben, ein VW Polo mit Rabatten bis zu 28 Prozent. Der Anteil der Eigenzulassungen bei VW erreichte der Studie zufolge 37,7 Prozent – das ist der höchste Wert seit fast zehn Jahren.

Car-Leiter Ferdinand Dudenhöffer sieht einen „VW-Effekt“ auf dem deutschen Neuwagenmarkt. Allerdings lasse sich noch keine besonders schwache Nachfrage nach Diesel-Fahrzeugen ablesen. Auch sei die Reaktion der VW-Verkäufer „bisher verhalten“. Da die Diesel- Manipulationen erst Ende September bekannt wurden, rechnen Experten erst in den kommenden Monaten mit schwächeren Verkaufszahlen. Dieselmotoren dürften „an Attraktivität verlieren“, glaubt auch Auto-Analyst Frank Schwope von der NordLB.

Audi muss eine niedrigere Rendite verkraften

Bei der Volkswagen-Tochter Audi war der Effekt schwächerer Verkäufe im vergangenen Quartal ablesbar: Die operative Marge sackte auf 8,0 Prozent ab, wie die Ingolstädter am Montag mitteilten. Damit fiel der erfolgsverwöhnte Oberklasse-Autobauer deutlich hinter den Vorjahreswert von 9,2 Prozent zurück – und auch hinter den Rivalen Daimler, der zuletzt in seiner Pkw-Sparte mit einer Rendite von 10,4 Prozent glänzte. Dabei waren die Umsatz- und Absatzzahlen bei Audi in den vergangenen drei Monaten gestiegen. Laut Car-Studie lag die Eigenzulassungsquote bei Audi zuletzt bei 30,7 Prozent.

Eine Marke im VW-Konzern könnte vom Diesel-Debakel profitieren: Skoda. Vor allem das Image der VW-Kernmarke mit Golf und Passat sei angekratzt, da die Affäre „im Kundenbewusstsein direkt mit der Marke VW in Zusammenhang gebracht wird“, schrieben die Autoexperten der Uni Duisburg-Essen. Dieser Negativeffekt gelte weniger für die VW-Töchter Audi, Seat und Skoda – obwohl diese ebenfalls, wenn auch weit geringer, von dem Anfang 2016 bevorstehenden Rückruf betroffen sind. „Ein Effekt des VW-Skandals wird damit auch die weitere Stärkung der Marke Skoda gegenüber der Marke VW sein“, heißt es in der Studie. Skoda gilt noch vor Seat als größter konzerninterner Konkurrent für die Hauptmarke mit dem VW-Logo. Dabei war Skoda der zuletzt deutlich bessere Gewinnbringer: Die Renditekraft der Marke mit dem geflügelten Pfeil lag in den ersten neun Monaten 2015 fast dreimal so hoch wie die der Kernmarke.

Car-Leiter Dudenhöffer rechnet im November mit einem weiteren Anstieg der Rabatte und Eigenzulassungen. Vor allem gegen Ende des Monats würden Maßnahmen ergriffen, um die Statistik zu schönen. „Der Automarkt ist schwächer, als die Zulassungsstatistik des Kraftfahrtbundesamtes zeigt.“

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